Kapitel 2

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Kapitel 2


„Don't be afraid to start over. It can be a chance to build something better."


Als ich wieder auftauche merke ich, dass jemand vorne am Strand steht und mich beobachtet. Ich gerate in leichte Panik als ich sehe, dass der Junge etwa 17, also in meinem Alter ist. Ich bin etwa 50 meter von ihm entfernt, deshalb kann ich nicht sagen, wie seine stimmung ist. Meine ist jedenfalls im Eimer. Als mein Blick üner seinen körper gleitet, merke ich, dass er nur eine Badehose trägt. Wie aus einer trance gerissen erinnere ich mich jetzt erst wieder daran, was ich anhabe, nämlich fast NICHTS. Das Wasser bedeckt zwar einen Großteil meines Körpers, aber der junge ist gerade dabei, ebenfalls ins wasser zu kommen und wenn er vorhatte zu mir zu schwimmen, hatte ich ein kleines Problem. Langsam glaube ich, das Glück ist echt nicht so meins, denn genau das, was ich befürchtet hatte tritt gerade ein. Der Typ schwimmt mit großen Zügen auf mich zu und ich versuche nicht zu hypervetilieren, was in Angesicht der Tatsachen gar nicht so einfach ist. Als er noch etwa 5 Meter von mit entfernt ist, schwimmt er langsamer um dann direkt vor mir stehen zu bleiben und „hey" zu sagen. Ich bin etwas abgelenkt von der Attraktivität des Jungens. Von seinem muskulösen Oberkörper mal ganz abgesehen. Er hat dunkelbraune Haare von denen ein paar in sein Gesicht gefallen waren. Seine blauen Augen stechen hinter der gebräunten Haut hervor und mit seinen hohen Wanggenknochen sieht er wirklich zum verlieben aus. „Hey" bringe ich hervor. Ich muss hier weg! Mit einem „ich muss jetzt leider gehen", dass ich sogar halb verständlich formulierte wende ich mich an ihm vorbei und will zurück an Land schwimmen. Seine Hand streift meinen Arm. „Sorry, ich wollte dich nicht verscheuchen. Ich bin Riley und du bist neu hier oder?" Etwas überrumpelt von dem schönen Klang seiner Stimme antworte ich: „Ja, ich bin Thalia. Aber ich muss jetzt auch wirklich gehen." „Sehen wir uns morgen um die gleiche Zeit wieder hier?" Was? War das sein Ernst? „Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist." „Warum nicht? Ich meine du musst nicht, aber es sah so aus als würde dir das tauchen Spaß machen und da dachte ich..." Er bricht mitten im Satz ab und wird er sogar etwas rot? Ich will ihn und mich aus dieser unangenehmen Situation retten und antworte spontan: „Nein, ist schon gut, ich komme gerne." Ich sehe Erleichterung in seinen Augen. „Okay dann bis morgen" Mit einem Lächeln verabschiede ich mich und tauche zurück zum Strand. „Scheiße" stöhne ich. Ich habe nur ein weißes Shirt an, das verdächtig durchsichtig geworden war. Ich werfe einen Blick nach hinten, aber Riley ist gerade dabei, genau in die entgegen gesetzte Richtung zu Schwimmen. Erleichtert renne ich zu meinen Sachen, packe sie und sprinte zurück zum Haus. Ich setze mich auf die Veranda und versenke meinen Kopf in meinen Händen. Was war das denn? Die ganze Situation kommt mir total absurd vor. Woher kam dieser Riley? Was wollte er am Strand? Okay, er wollte schwimmen, aber wieso an diesem Strand? Hatte seine Eltern ein Haus hier? Und die Frage aller Fragen, warum wollte er mich wieder sehen? Wahrscheinlich war das nur Höflichkeit aber was wenn nicht? Ich richte mich auf. So wie es aussieht habe ich morgen um 6.30 Uhr früh eine Verabredung mit einem ziemlich heißen Jungen. Zum Schwimmen. Mein früheres Ich hätte gerade wahrscheinlich vor Glück geschrien, aber jetzt weiß ich nicht mal, ob ich wirklich hingehen werde. Ich blicke auf das Meer und glaube, Riley erahnen zu können. Nur schwer kann ich mich von dem Anblick losreißen um zurück ins Haus zu gehen.


Als ich rein komme, immer noch halb nackt und meine Sachen in den Händen haltend, sitzt mein Vater schon am Küchentisch. Die Uhr verrät mir, dass es bereits 7.00 am ist. Etwas irritiert sieht mein Vater mich an. „Wo warst du? Und wieso bist du nass?" „Ich hatte dir einen Zettel in meinem Zimmer dagelassen. Ich war am Strand und bin ein bisschen geschwommen", die seltsamen Details braucht er nicht zu erfahren, er hält mich gerade wahrscheinlich sowieso schon für verrückt. Seine Augen glänzen. „Es freut mich, dass du wieder am Meer warst." Mit einem Blick auf die Kamera in meinen Händen fügt er hinzu: „wir müssen alle nach vorne blicken." Als ich sein hoffnungsvolles Gesicht sehe, muss ich heute fast zum 2. Mal heulen. Ich weiß nicht genau ob vor Glück oder Trauer darüber, wie viele Sorgen sich mein Dad in den letzten Wochen über mich gemacht hat. Stattdessen lächle ich ihn an. „Wollen wir frühstücken?", erst bei seiner Frage merke ich, dass ich wirklich Hunger habe und nicke zustimmend. „Ich muss mir nur schnell was anderes anziehen." Ich laufe ins Bad um mir einen weichen Onesie an zu ziehen. Nachdem ich meine vom Wasser ziemlich wirren haare gebändigt habe, laufe ich wieder ins Esszimmer, das sich neben der Küche befindet. Als ich mich mit einer Schüssel Muesli zu ihm setzte räuspert er sich. Ich sehe ihn fragen an. „Ich habe heute eine Mail der Highschool bekommen, auf die du ab Montag gehst. Sie haben mir auch deinen Stundenplan und einen Plan des Schulhauses geschickt, damit du dich schnell zurechtfindest." „OK", ist das einzige was ich dazu sagte. „Ich weiß das hier ist alles sehr schwer für dich, aber..." „Schon okay dad, mir geht es gut. Ich komm schon zu recht" Ich senke den Blick, damit ich ihm nicht in die Augen schauen muss. Ich muss das schaffen. Heute Morgen war doch auch schon ein großer Fortschritt. Es ist wirklich Zeit nach vorne zu schauen. Der Rest des Essens verläuft relativ schweigend. Als ich fertig mit Essen bin, stehe ich auf und bringe meinen Teller zur Spüle. Mit einem „Ich leg mich nochmal hin" laufe ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Ich lasse den bisherigen Tag nochmal in Revue passieren. Es ist erst 8 Uhr und in den letzten Stunden ist mehr passiert als im ganzen letzten Monat zusammen. Ich weiß nicht ob das eine gute oder schlechte Veränderung war, aber ich war wirklich froh an diesem Morgen wieder am Strand gewesen zu sein und ein paar Fotos gemacht zu haben. Vielleicht war ich sogar ein bisschen froh Riley getroffen zu haben. Riley. Der Name passt zu ihm. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, was ich von der Verabredung halten soll. Oder von ihm. Auf mich wirkte er so wie dieser typisch geheimnisvolle Bad Boy, der unheimlich sexy ist und deshalb alle Mädchen auf ihn stehen. Ich denke meine Klischee-Denkweise lässt sich auf meinen übernatürlich großen Konsum an Serien und Büchern im letzten Monat zurückführen.

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