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A L A N I


Nachdenklich betrachtete ich mich im Spiegel. Ich wusste, meine Mutter würde mich fragen, wieso ich bei dieser Hitze einen Rollkragen Pullover trug. Vorsichtig zog ich den Kragen nach unten, bevor  meine Zähne meine Lippen kauten, als ich seinen Handabdruck um meinen Hals erkannte. Immer noch spürte ich den Schmerz seiner Nägel, die sich in meine Haut gerammt hatten.

Es war eine schreckliche Nacht und ich wusste nicht, ob ich ihm heute begegnen würde. Mein Handy war seit gestern Abend aus und ich traute mich nicht, es anzumachen. Dass unsere Beziehung jetzt vorbei war, stand für mich fest.

Ja, er war betrunken, das mochte sein und viele nahmen das vielleicht als Entschuldigung. Ich nicht. Dass er versucht hatte, sich an mir zu vergreifen, würde ich ihm nie vergessen und niemals verzeihen.

Alkohol hin oder her. Er hätte nicht so viel trinken dürfen, wenn er nicht so viel vertrug. Gleich würde ich ihn im Park sehen und mir überlegen, ob ich direkt mit ihm sprach. Zumindest glaubte ich, dass er dort war, um für das Spiel nächste Woche zu trainieren.

„Mum, ich bin erst mal weg!" Es war besser, dass sie mich erst gar nicht sah und darauf ansprach, sonst würde ich es mir noch anders überlegen. So schnell ich konnte, stieg ich in meine Schuhe, griff nach dem Schlüssel und riss die Tür auf.

„Wohin gehst du denn so früh?" Schrie meine Mutter, doch ich schloss die Tür und stürmte zum Auto. Es tat mir leid, doch momentan wollte ich einfach nicht mit meinen Eltern darüber sprechen. Mein Ex war Footballstar der Schule und meine Eltern würden ihn anzeigen wollen, da war ich mir sicher. Der Arsch der Schule, der im letzten Jahr war, wäre somit ich. Glauben würde mir das vermutlich sowieso keiner. Er konnte jedes Mädchen dieser Schule haben. Mal abgesehen davon, waren seine Eltern stinkreich und bekamen ihn dort schnell rausgeboxt.

Im Auto startete ich den Wagen und fuhr aus der Einfahrt, während mein Herz wild zu pochen begann. Auch wenn ich das normalerweise nicht tat, griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer meiner besten Freundin. Vermutlich schlief sie noch, doch nach dem Abend gestern, wollte ich, dass jemand dabei war.

„Babe?", sprach sie, was mich schmunzeln ließ. „Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ich bin auf dem W    eg zu ihm." Leyla schreckte auf, das hörte ich deutlich raus. „Scheiße bist du wahnsinnig? Der Wichser hätte dich gestern Abend fast vergewaltigt, wenn Taylor und ich dich nicht gehört hätten!" Brüllte sie und hatte recht, doch ich glaubte das würde er nüchtern nicht wagen.

„Er wird mir nichts tun", erwiderte ich und war mir sicher. „Du gehst nicht allein zu ihm! Ich ziehe mich an, wo musst du hin?", wollte sie wissen, doch eigentlich wollte ich nicht, dass sie sich mit mir zum Mobbingopfer machte, obwohl mein Ex das verdient hätte.

„Ich fahre zum Park", erwiderte ich ehrlich, da sie sowieso nicht nachgab.

Meine Lippen presste ich aufeinander und musterte meinen Ex, der gerade über den Rasen rannte. Tränen bildeten sich in meine Augen, während meine Hände zu zittern begannen. Niemals hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig war.

Leicht schüttelte ich den Kopf und dachte daran, wie oft er mir gesagt hatte, er liebte mich. „Liebe...", flüsterte ich und war mir sicher, ein Mensch der aufrichtig liebte, tat das nicht und gab mir die Zeit, die ich brauchte.

Mein Blick glitt nach rechts, als an die Scheibe geklopft wurde und ich meine beste Freundin erkannte. Die Wagentür öffnete sie und sah mich besorgt an. „Sicher, dass du das schon kannst?" Fragte sie und ich hätte gerne den Kopf geschüttelt, da ich meine Gefühle nicht abstellen konnte. Ich konnte ihm nicht verzeihen, aber die Zeit die ich mit ihm hatte, eben auch nicht. Ich liebte ihn und es wäre heuchlerisch von mir, zu behaupten, dass diese Tat alles verändert hatte.

Verachten tat ich ihn. Doch Liebe verging nicht mit einem Fingerschnippen, selbst wenn man die Person abgrundtief verachtete.

„Ja", log ich deshalb, denn irgendwie war ich nicht bereit seine Hand nicht mehr um meine zu fühlen. Auch wenn ich wusste, dass dieser Gedanke falsch war. Es tat weh, die Zeit loszulassen, die schön war und das für einen Abend, in dem er den größten Fehler begannen hatte. „Baby." Abrupt hielt er und ließ den Football an sich vorbeifliegen. Gänsehaut legte sich auf meine Arme, da er das bei einem wichtigen Spiel getan hatte, um mir zu beweisen, dass er mich nicht verarschen wollte.

Dafür war er nämlich bekannt gewesen...

Stürmend kam er auf mich zu, doch noch in derselben Sekunde erkannte ich ihn nicht mehr, da Lina sich vor mich stellte. „Du Wichser, ein Schritt weiter oder du kannst mit deinem Schwanz keine Bewunderung mehr einsacken", knurrte sie und ich presste die Augen zusammen, denn ich spürte die Beule, die er gegen mich gedrängt hatte, immer noch an mir.

„Mit dir rede ich nicht", knurrte er und mochte Lina noch nie. Weshalb wusste ich bis heute nicht, aber so war es.

„Schick sie weg Baby und ich erkläre dir alles..." Seine Stimme hallte in meinen Ohren, doch ich wollte nichts von ihm hören. „Ich bin nur hierher gekommen, um dir zu sagen...", fing ich an, doch schrie im selben Augenblick, denn sofort wusste ich, es war seine Hand, die mein Handgelenk umgriff.

„Du sollst mir zuhören!" Er schrie, weshalb ich zusammenzuckte und die Lider aufeinanderpresste. Hart, so hart, wie gestern Abend prallte mein Herz gegen meinen Brustkorb, ehe ich die Augen aufriss und in das glühende Blau blickte. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm auf die Stirn. „Du musst mir zuhören und der Schla..."

„Ich rufe die Bullen, wenn du widerlicher Vergewaltiger sie nicht sofort loslässt. Abrupt spürte ich, seine Hände glitten von mir, während sein Gesicht zu ihr schoss.

„Was hast du Nutte gesagt?" Sein Ton wirkte drohend, während nun auch Liam und Seth angestürmt kamen. Ihre Augen lagen auf mir und ich wusste, sie sahen die Angst in meinen Augen.

„Dass du dich verpissen sollst!" Eine raue mir unbekannte Stimme dröhnte hinter mir, weshalb ich stark schluckte.

Und dann erkannte ich etwas vor Augen, dass ich noch nie zuvor in der Realität  gesehen hatte. „Außer du willst mit einem Loch im Kopf elendig verrecken", knurrte die Stimme weiter, während ich den warmen Atem auf meiner Haut fühlte und mir sicher war, ich konnte die Augen schließen, ohne, dass mir etwas geschah.

„Wenn du schlau bist, dann verpisst du dich jetzt Migel Paolo Ramirez", sprach sie meinen Ex an und schien sich sicher zu sein, weshalb ich die Augen öffnete und direkt in seine sah. „Irgendwann. Nicht jetzt Baby, aber irgendwann wirst du bereuen, mir nicht zugehört zu haben...", flüsterte er fast, während ich in seine Augen blickte und mir sicher war, ich träumte, da ich die Waffe, die auf ihn gerichtet wurde, immer noch sah.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 08, 2023 ⏰

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Between Heaven and HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt