Der alte Mann ging auf das Grab zu. Er ging langsam,schleppend,ein Bein nachziehend,das rechte. In der linken Hand hielt er eine Gießkanne in der rechten einen schmalen Stock aus feinem Holz,auf den er sich stützte.
Georg schaute ihm zu,wie er in der leichten Dämmerung des Tages,das Gesicht angestrahlt von der untergehenden Sonne sich über das Grab beugte und schritt für schritt die Pflanzen goss. Es waren Blumen aller Farben und sie wirkten keineswegs alt.
Sie blühten aus voller Kraft,blaue,lilane,rote,gelbe,rosane,orangene. Sie sahen aus als würden sie immer wieder ausgewechselt werden. Der alte Mann schien sich gut darum zu kümmern.
Lächelnd wendete Georg sich wieder seiner Arbeit zu. Büsche schneiden,den Hof keren,die Fenster putzen. Zum Glück nur noch ein paar Tage,dann war er durch mit dem ganzen.
Das klicken der Heckenschere beruhigte ihn und ließ ihn daran erinnern das Zuhause seine wundervolle Frau aufn ihn wartete mit seinem noch wundervolleren Sohn.
Eine Weile schnippelte er weiter,hatte schon fast vergessen,dass er gar nicht alleine war. Doch ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken,die Schere fallen lassen und ins Schwanken geraten. Gerade noch konnte er sich an der Halterung der Leiter festhalten,sonst hätte er,ehe sich zu versehen,auf dem Hosenboden gesessen.
Ärgerlich drehte er sich um und erblickte den alten Mann. Er lag auf den Knien,die Hände zum Himmel gestreckt vor dem Grab,die Gießkanne neben sich. Wasser lief aus ihr und hinterließ einen großen dunklen Fleck in dem grauen Kies.
Er kletterte die Leiter hinunter und ging mit schweren Schritten auf den Mann zu.
Er ging langsamer um ihn nicht zu erschrecken und streckte vorsichtig eine Hand aus. Aus der Nähe konnte er hören,wie der Mann sprach,die Worte erreichten sein Ohr nicht,dafür waren sie zu leise.„Sir..." Der Mann zuckte zusammen und rückte mit dem Kopf nach oben.
Georg sah sofort in die strahlend blauen Augen. Sie passten nicht in das alte faltige Gesicht,das voller Erinnerungen steckte.
Sie waren zu... lebhaft. Aber schön. Er war sich sicher das er einmal ein hübscher Mann gewesen sein musste.„Alles okay bei ihnen?"
„Jaja alles bestens... Ich bin nur etwas in Gedanken versunken,wissen sie." Der Mann wirkte zerstreut,fummelte mit beiden Händen an dem dunklen Mantel den er trug herum. Georg fiel auf das ein Knopf fehlte. Er hatte wohl vergessen ihn auszutauschen.Seine Hand fasste den Arm des Mannes und zog ihn zu sich herauf. Er war kleiner als Georg,aber auch nicht viel kleiner.
Seine Haltung war schräg,er musste ziemlich alt sein. Georg traute sich nicht ihn zu fragen,wie alt genau.Stattdessen fragte er: „Wen besuchen sie denn da?" Er deutete auf das Grab,vor dem der Mann vor wenigen Minuten noch gekniet hatte.
Der Alte drehte den Blick wieder zum Grab und ein stilles Lächeln belegte sein Gesicht. Einen Moment antwortete er nicht,schien ganz versunken zu sein,woanders. Vielleicht ist er Dement,dachte Georg und dachte schon er würde ihm niemals antworten da schaute der Mann ihn wieder an.
„Jemanden,den ich geliebt habe."
Das Lächeln verschwand nicht,es strahlte bis hinauf in die blauen Augen.
„Ihre Frau?",hakte Georg nach.
Er schüttelte den Kopf.
„Sie wär meine Frau geworden hätten wir nur mehr Zeit bekommen. Zeit ist das beste was man haben kann."Seufzend stützte er sich auf seinen Stock.
„Soll ich dir eine Geschichte erzählen mein Junge?" Georg musste darüber schmunzeln das er ihn "mein Junge"genannt hatte,denn er war schließlich 36.
„Zu gerne",willigte Georg ein. Eine kleine Pause konnte ja nicht schaden.Der Mann drehte sich um und bedeutete Georg ihm zu folgen. Georg ging langsam,damit der Mann Schritthalten konnte. Sie ließen sich auf eine Bank nieder. Eine Weile sagte keiner etwas. Georg starrte in den Himmel hinauf. Er war pastellfarben,die Töne verliefen ineinander. Ein paar Vögel flogen entlang. Es war friedlich und ruhig eine angenehme Stille.
Der Mann unterbrach sie. Seine Stimme war klar,doch etwas langsam aber klar.
„Es fing damit an,das ich sie das allererste mal sah. Sie war bezaubernd,ich fand sie unglaublich hübsch. Sie war nicht so wie die anderen. Sie war auch nicht so hübsch wie die anderen Mädchen aus meinem Jahrgang. Aber sie hatte etwas an sich was ich mochte. Ich wusste gar nichts über sie. Ich wusste Nichteinmal ob sie auf die Schule ging oder ob sie nicht doch nur die Freundin von jemanden war.Ich wusste aber das ich alles über sie erfahren wollte."
Georg wusste das es eine lange Geschichte werden könnte. Die er aber unbedingt hören wollte.
Selbst wenn es die ganze Nacht lang dauerte....und als wir uns in die Augen sahen,unsere Blicke sich trafen,wusste ich das sie die Liebe meines Lebens werden könnte."
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Maybe Love
Teen FictionStella ist 15,genau wie Atlas der auf ihre Schule geht. Eines Tages treffen die beiden aufeinander,ohne sich vorher je gesehen zu haben. Als sie sich näher kennenlernen wird ihnen bewusst,wie ähnlich sie sich sind.Die beiden werden Freunde- vielleic...