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„Ich kann verstehen, dass du ihn nicht leiden kannst und du sollst dir auch nicht alles gefallen lassen, aber ich möchte, dass du respektvoll bleibst, okay?" sagte Cole zu mir, während er los fuhr. „Ja" antwortete ich knapp. Das fick dich war vielleicht echt ein wenig unnötig gewesen, aber ich fand das einfach scheiße was er zu mir gesagt hat. „Was ist denn überhaupt passiert?" wollte Cole von mir wissen, woraufhin ich ihm die ganze Geschichte erzähle. „Ich verstehe nicht, warum Oma ihn nicht einfach raus wirft", beendete ich meine Erzählung. „Er ist ihr Sohn und sie bringt es einfach nicht übers Herz", antwortete Cole verständnisvoll. Irgendwie konnte ich es auch verstehen, aber auf der anderen Seite wollte ich es nicht verstehen. Klar, er ist ihr Sohn, aber er war einfach auch ein riesiges Arschloch. Wir redeten noch ein wenig über David, bis Cole 15 Minuten später auf seinem Parkplatz vor dem FBI Gebäude parkte. Ich nahm meine Tasche und lief mit meinem Bruder durch den Seiteneingang, der für Mitarbeiter war, in das Gebäude hinein. Wir fuhren mit dem Aufzug in den obersten Stock und liefen in Coles Büro. Jedes Mal, wenn ich hier war, bewunderte ich erneut die schöne Aussicht auf Los Angeles, die man von hier aus hatte. „Einer deiner Lehrer hat mich vorhin angerufen. Sie machen diese Woche nur Wiederholungen, da noch sehr viele Schüler fehlen, also verpasst du überhaupt nichts. Er hat dir ein paar Aufgaben auf dein Schüler Konto hochgeladen, die du machen kannst", sagte Cole während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. „Brauch ich nicht machen, ich kann alles", versuchte ich mich vor dem lernen zu drücken. Ich hatte gerade absolut keine Lust auf Schulaufgaben. Lieber würde ich auf meinem Handy meine neue Serie weiter schauen. „Auch Mathe und Biologie", grinsend ließ ich mich auf Coles Couch fallen, „Klar, kein Problem". Ich ließ meinen Blick durch Coles Büro gleiten. Es war wie auch Jakes Büro sehr groß und auch sehr modern eingerichtet. An der Außenwand befand sich ein langes, bestimmt 2 Meter hohes Fenster, das sich über die ganze Wand zog. Es war echt schön! „Okay, du setzt dich jetzt hin und machst das erste Mathe Blatt und wenn das richtig ist, können wir die restlichen weg lassen. Biologie darfst du mit Jake an einem anderen Tag machen" schlug Cole mir einen Kompromiss vor. „Okay" antwortete ich schnell und holte meinen Laptop aus meiner Tasche um das erste Aufgabenblatt aufzurufen. Im Augenwinkel konnte ich Cole sehen, wie er sich leicht grinsend seinem Bildschirm widmete. Die Mathe Aufgaben waren echt leicht, sodass ich sie schon recht schnell erledigt hatte. Zufrieden nahm ich meinen Laptop und stellte ihn Cole vor die Nase. „Kann ich jetzt Netflix schauen?" fragte ich erwartungsvoll. „Komm mal her" sagte Cole zu mir, als ich schon zur Couch laufen wollte. Etwas widerwillig lief ich zurück zu meinem Bruder, welcher mich auf seinen Schoß zog und auf meine erste Aufgabe zeigte: „Wie kommst du denn auf das Ergebnis?" „Warum, ist das falsch?" fragte ich etwas verwundert. „Prinzessin, das ist alles falsch. Ich dachte ihr habt das schon in der Schule gehabt" antwortete mein großer Bruder. Genervt lehnte ich mich gegen seine Brust. Hab ich das jetzt echt alles falsch. Ich war mir so sicher, dass ich das kann. Genervt sagte ich: „Hatten wir auch". „Komm, wir setzen uns an den Tisch, ich erkläre dir alles nochmal und dann machen wir das Blatt zusammen", lustlos stand ich auf und lief zu dem rechteckigen Tisch, der am anderen Ende von Coles Büro stand. Mein Bruder stellte meinen Laptop vor mich hin, setzte sich neben mich und begann mir nochmal alles von vorne zu erklären. Währenddessen fiel mir auf, dass ich das alles wohl doch nicht so gut verstanden hatte, wie ich dachte. Etwas genervt begann ich zusammen mit Cole die erste Aufgabe erneut zu bearbeiten. Glücklicherweise war mein Bruder sehr geduldig und erklärte mir das alles, bis ich es verstand. Es dauerte trotzdem fast eine Stunde bis ich das Blatt fertig hatte. „Willst du das nächste Blatt alleine probieren?" fragte Cole, als ich die nächste Seite aufrief. „Ich versuche es," antwortete ich lustlos. „Sag Bescheid wenn du Hilfe brauchst", Cole stand auf und lief zurück zu seinem Schreibtisch während ich mich nun allein an den Aufgaben versuchte. Es dauerte ganze 1,5 Stunden bis ich endlich fertig war und es Cole zur Kontrolle vorlegte. Bis auf 2 Aufgaben waren sogar alle richtig und Cole sagte das ich die anderen Aufgaben auch morgen voll erledigen kann. Erleichtert setzte ich mich auf die Couch. „Cole" sagte ich nachdenklich. „Yes Darling", fragend sah mein Bruder mich an. „Was ist jetzt eigentlich mit dem Jungen und der Familie von gestern, die mit der Bombe?", etwas unsicher sah ich meinen Bruder an. „Das kann ich dir nicht sagen, aber es war kein Terroranschlag, sondern nur die Dummheit eines Teenagers" antwortete Cole nicht ganz zu meiner Zufriedenheit, „aber was ich dir sagen kann ist, dass du wenn du magst wieder zu dieser Lea gehen darfst. Die Schießerei auf die Polizisten waren nicht die, mit denen du unterwegs warst, sondern andere Jugendliche, die bereits behaftet wurden". Wenigstens konnte ich mich über diese Nachricht freuen, wobei ich gerade gar nicht so Lust hatte zurück zu Lea zu gehen, vielleicht mache ich das einfach erst nächste Woche wieder. Mich interessierte schon was jetzt genau bei dem Jungen mit der Bombe passiert ist, aber ich wusste, dass Cole es mir nicht sagen wird. „Warum arbeitest du nicht immer von zuhause aus?" wechselte ich das Thema. „Das geht nicht. Ich habe viele persönliche Termine und Meetings. Außerdem bin ich besser ansprechbar für die ganzen Leute, wenn ich hier bin und ich habe einen besseren Überblick über alles" erklärte mir mein Bruder. „Warum ist das so wichtig, dass du über alles einen Überblick hast? Ich dachte, du machst nur so organisatorische Dinge und arbeitest gar nicht mehr aktiv an Fällen mit", fragte ich etwas verwirrt. „Das ist unterschiedlich. Ich sollte einen guten Überblick über alles haben, da ich zum einen die Verantwortung trage, für das, was hier vor sich geht, aber auch, damit ich im Notfall schnelle Entscheidungen treffen kann. Für manche Sachen brauchen wir zum Beispiel einen richterlichen Beschluss, das dauert allerdings manchmal zu lange und falls es nicht genug Zeit gibt, rufen meine Mitarbeiter mich an und fragen, ob sie das auch ohne Beschluss durchführen dürfen. Dann muss ich entscheiden ob dies gerechtfertigt ist oder nicht und das kann ich nur beantworten wenn ich weiß worum es geht und was der aktuelle Ermittlungsstand ist. Und so ist das mit vielen Sachen hier" erklärte mir mein Bruder. So hatte ich das noch nie gesehen, aber es machte Sinn. „Und warum arbeitest du manchmal noch an Fällen mit oder gehst auf einen Einsatz?" hakte ich neugierig weiter nach. „Ich arbeite nicht wirklich mit, es kommt manchmal vor, dass ein Team nicht mehr weiter kommt und dann versuchen wir gemeinsam eine Lösung zu finden, aber das war's auch schon. Auf die Einsätze gehe ich auch nur mit, wenn ich gebraucht werde. Es gibt Entscheidungen, die ein Teamleiter nicht treffen darf und wenn wir wissen, dass zum Beispiel bei einem großen Einsatz oder einem riskanten Einsatz solche Entscheidungen kommen können, gehe ich mit oder komme nach, um gleich vor Ort zu sein, wie zum Beispiel bei dem Amoklauf an deiner Schule. Manchmal ist es aber auch einfach gut, wenn noch eine zweite Person dabei ist, um den Teamleiter zu unterstützen. Dann kann er sich voll und ganz aus den Einsatz konzentrieren und ich mach alles darum herum, das macht es oft deutlich einfacher. Aber das kommt auch nicht all zu oft vor. Meistens werde ich angerufen und etwas gefragt, was ich nicht einfach so beantworten möchte, ohne mir selber ein Bild vor Ort gemacht zu haben und fahre deswegen zu einem Einsatz": Es war schon interessant, mal ein bisschen etwas aus Coles Arbeitsalltag mitzubekommen...

Big Brothers 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt