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Ich und Chloe saßen bereits eine Stunde im Bus, ohne ein Wort miteinander zu reden, als sich der Bus endlich in Richtung Camp bewegte. Chloe hatte genauso wenig Lust auf mich, wie ich auf sie. Wir waren einfach komplett unterschiedliche Menschen. Sie war total geschminkt, legte Wert auf teure Klamotten und war genau das, was man von einer zickigen Schulqueen erwartet, nur, dass sie ein freshman ist und somit vielleicht die Queen unserer Stufe, aber bei weitem nicht über die ganze Schule ist. Wir werden eine richtig tolle Zeit zusammen haben, da bin ich mir sicher. Genervt sah ich aus dem Fenster, während wir dem Camp immer näher kommen. Die anderen Schüler im Bus schienen sich schon ziemlich auf das alles zu freuen, mal abwarten wie lange noch. Als würde meine Lehrerin meine Gedanken lesen können, griff sie zum Mikro und sagte „so meine lieben Schüler, wir werden in ein paar Minuten bereits das Camp erreichen. Ihr kennt zwar alle schon die Regeln, trotzdem möchte ich nochmal die wichtigsten wiederholen. Kein Alkohol, keine Drogen, keine Zigaretten, das sollte so selbstverständlich sein, wie dass die Mädchen unter sich im Zelt bleiben und die Jungs ebenso. Werde ich oder jemand anders sehen, dass ihr gegen eine dieser Regeln verstößt, werden wir sofort eure Eltern anrufen und es geht nach Hause für euch. Ich weiß, dass ihr freshmen seid und ihr es in solchen Camps nicht immer leicht habt mit den älteren Schülern, sollten euch die Streiche zu weit gehen und ihr fühlt euch unwohl, kommt bitte zu uns und wir werden das klären. An die Möchtegern coolen unter euch, ihr benehmt euch und macht euch nicht gegenseitig fertig. Ansonsten hoffe ich, dass wir alle eine schöne Zeit haben". Oh ja, die Möchtegern coolen, damit hat meine Lehrerin schon recht. Bei solchen Camps hieß es nicht nur alle auf die jüngsten, sondern die coolen unsere Stufe nahmen das alles auch immer zum Anlass, um die nicht so beliebten aus der Stufe zu ärgern, wahrscheinlich um sicher selber besser zu fühlen. Ich hoffe echt, dass ich mich aus dem gröbsten raushalten kann. Liam hat zwar mit seinen Freunden und seinem Team gesprochen, allerdings sind das eigentlich eh nicht die, die uns Streiche spielen. Die älteren Footballspieler machten sich meistens einen Spaß daraus, die jüngeren im Team zu ärgern, aber auch das waren normale Streiche und keine unter dem Niveau. Es waren eher die Möchtegern beliebten Seniors, die sonst kaum Anerkennung bekommen und den ganzen Frust darüber im Camp hinauslassen und die beliebten Juniors wie die Zwillinge und ihre Freunde, die Spaß daran hatten uns zu ärgern. Im Ganzen kann man sagen, dass wir es wahrscheinlich von allen Seiten abgekommen werden, außer von denen, von den man es erwartet, nämlich Liam und seine Freunde. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung mitzukommen, hoffentlich werde ich es nicht bereuen. Ich wurde leicht hibbelig, als unser Bus nach ein paar Minuten vor dem Camp hielt und wir alle aussteigen mussten. Ich nahm meine Tasche und lief mit den restlichen Schülern durch den Wald zu den Zelten, bevor ich und Chloe versuchten das Zelt mit unserer Nummer, unten den gefühlt 1.000 anderen Zelten, zu finden. Überall wuselten Schüler durcheinander und schon jetzt ging es los, dass ein paar der älteren Schüler den jüngere dumme Sprüche zuwarfen. Auch wenn das alles Tradition war, ist es echt blöd für und jüngere Schüler. Augen zu und durch. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mein Zelt gefunden hatte, verkroch ich mich sofort darin. Das Zelt war mit 2 Luftmatratzen, einem Schlafsack und einem Kissen ausgestattet. Ich legte meine Tasche auf den Boden und setzte mich auf die unbequeme Luftmatratze als auch Chloe zu mir ins Zelt hereinkam „du hättest mir auch mal sagen können, dass du das Zelt schon gefunden hast" zickte sie mich sofort an. „Du hättest mir auch einfach suchen helfen können, anstatt dich nur mit deinen Freundinnen über Schmink Tipps zu unterhalten", erwiderte ich. „Es gibt Menschen unter uns, die sich für ihr Aussehen interessieren und nicht wie ein Bauer herumlaufen wollen" abfällig musterte sie mich. Oh ja, wir werden viel Spaß haben. Bevor ich antworten konnte, ging erneut die Zeltplane hoch und 3 Freundinnen von Chloe kamen ungefragt zu uns herein und setzten sich auf mein und ihr Bett. „Ja, setzt dich ruhig auf mein Bett", sagte ich, was nur mit einem abwertenden Blick zur Kenntnis genommen wurde. Die Verkörpern alles, was ich an dieser Schule hasste. Richtig arrogante zickige Mädchen, die das Bild der Schulqueen verkörperten. „Also, wer und wie", fragend sah einer der Mädchen Chloe an. „Okay, passt auf. Morgen werden wir eine Art Schnitzeljagd durch den Wald machen, dafür müssen wir uns selber in 13er-15er Gruppen einteilen. Voraussetzung ist aber, dass es aus jeder Stufe mindestens 1 Schüler und dass es mindestens 1 Junge und 1 Mädchen in jeder Gruppe sind. Es sind 5 Football Seniors, die auf jeden Fall zusammen sein werden, Liam, Scott und so weiter. Dann werden sie andere Football Spieler von den Juniors und sophomores nehmen, aber sie müssen noch ein Mädchen und ein Freshman mit ins Team holen. Ich bin nicht dumm und weiß, dass ich aktuell noch keine Chance habe, mich hier an die Seniors ran zu machen, aber das muss ich auch gar nicht. Ich nehme mit einfach einen Spieler von den Sophomores. Ich mache mich an ihn ran, sodass er mich mit in sein Team nimmt und dann habe ich den ganzen Tag Zeit, mich bei der Schnitzeljagd an Liam oder die anderen ran zu machen. Wenn ich das einzige Mädchen im Team bin, wird mich auch keiner dabei stören und sobald ich dann zu ihnen dazu gehöre, werden auch die höheren Stufen anfangen, mich als Queen zu akzeptieren" erklärte Chloe ihren Plan. Ich hatte Mühe, mir ein Grinsen zu verkneifen. Selten habe ich etwas so Dummes gehört. Anscheinend wusste sie auch nicht, dass ich Liams Schwester bin, sonst hätte sie das nicht vor mir gesagt. Das, war etwas, das ich bestimmt noch nutzen kann, um ihr eins auszuwischen. „Was schaust du jetzt so blöd? Du bist doch auch nur neidisch, weil dich keiner möchte. Geh doch zu deinen Freunden, ach ja, du hast ja keine" zickte Chloe mich an. Sie hatte recht, ich hatte keine Freunde und das war echt scheiße, aber ich werde ihr jetzt bestimmt nicht die Genugtuung geben und mich verletzt zeigen. Gerade als sie wieder den Mund aufmachte, riefen unsere Lehrer uns mit einem Megafon zum Sammelplatz. „Glück gehabt", sagte eines der Mädchen, bevor sie alle zusammen aufstanden und aus dem Zelt liefen. Kopfschüttelnd folgte ich ihnen. Es waren echt viele Schüler hier. Zwei unserer Lehrer standen ganz vorne auf einem Tisch, während sich alle 150 Schüler um sie herum versammelten. Ich stand etwas abseits und beobachtete meine Mitschüler. Fast alle standen sie in Gruppen dort. Selbst die Nerds und Unbeliebten hatten inzwischen eine Gruppe gebildet. Gefühlt, war ich die einzige, die alleine war, aber ehrlich gesagt hatte ich keine Lust auf eine fake Freundschaft, nur um bei einer Gruppe dabei sein zu können. Ich bin mir sicher, dass auch hier Schüler waren, mit denen ich mich eigentlich gut verstehen könnte und wir uns anfreunden würden, allerdings gehe ich zum einen nicht einfach auf fremde Schüler zu und frage, ob wir freunde sein wollen und zum anderen, hatten die meisten schon Freunde. Wenn sich was aus der Situation heraus ergibt, dann gerne, aber nicht dränge mich nicht einfach irgendwo hinzu, nur um nicht alleine zu sein. Lieber bin ich so wie ich bin, als mich wie Chloe zu verstellen nur um beleibt zu werden.
So traurig das ist und auch wenn das wie aus einem Film klingt, leider gibt es wirklich solche Menschen wie Chloe an meiner Schule. Alles, was für die zählt, ist es beliebt zu sein und Einfluss auf die anderen Schüler zu haben und dann kommen solche Pläne dabei raus. Ich weiß, schwer vorzustellen, wenn man es nicht in echt gesehen hat, aber das ist traurige Wahrheit. Zum Glück gibt es aber auch normale Schüler bei mir an der Schule und nicht nur Chloes.
„Wie ihr bereits wisst, wurde jedem von euch ein Lehrer zugeteilt, der für euch die nächsten Tage verantwortlich ist. Bitte meldet euch jeden Morgen und jeden Abend einmal bei ihm, damit wir wissen, dass es euch gut geht und ihr da seid, bei so vielen Schülern verlieren wir sonst schnell den Überblick. Der euch zugeteilte Lehrer ist auch euer Ansprechpartner für die nächsten Tage, ihr könnt euch mit allem an ihn oder sie wenden. Heute ist der erste Tag und den würden wir gerne etwas ruhiger angehen lassen. Es ist sehr heiß heute. Nicht weit von hier ist ein schöner See, an dem wir heute etwas entspannen können. Bitte nutzt die Möglichkeit, um euch untereinander etwas umzutauschen, um das Ziel des Camps zu verfolgen. Falls jemand nicht schwimmen kann, bleibt derjenige bitte aus dem Wasser draußen. Ihr könnt euch in Ruhe umziehen, wir erwarten alle in 30 Minuten am See. Ihr könnt richtig Westen laufen und solltet in 3 Gehminuten dort sein. Für die, die nicht wissen in welcher Richtung Westen liegt, gibt es Schilder an den Bäumen oder ihr folgt einfach der großen Masse. Meldet euch bei ihren zuständigen Lehrern, sobald ihr am See seid, das ist Pflicht und nicht optional. Also, bis gleich" schrie eine der Lehrerinnen durch ihr Megafon. Ich habe zwar mein Bikini dabei, aber ich werde mich ganz bestimmt nicht vor allen anderen Schülern darin zeigen. Etwas genervt lief ich zurück in mein Zelt, wo ich mich schnell umzog, bevor Chloe ebenfalls zurückkam. Im Gegensatz zu mir, schien sie kein Problem damit zu haben Haut zu zeigen, denn die zog nur noch sehr kurze Pants über ihre Bikinihose und lief ohne sich ein Shirt über ihr Bikini Oberteil anzuziehen, wieder raus aus dem Zelt. Auch wenn die Chloe absolut nicht leiden kann, ihr Selbstbewusstsein hätte ich gerne. Auch wenn ich schon fertig war, wartete ich noch eine Weile, bis der größte Teil der Schüler bereits am See waren. Ich wollte so gut es geht anderen Schülern aus dem Weg gehen...

Big Brothers 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt