Kapitel 2: Verliebt

26 2 0
                                    

Und so war ich jetzt mit Marcell zusammen. Wir beiden wollten aber noch kein Coming Out. Das war uns dann doch noch ein bisschen zu viel. Also erzählten wir es keinem. Nicht mal unsere besten Freunde wussten etwas davon. Ab und zu hielten wir zwar im Unterricht Händchen oder umarmten uns zum Abschied, aber nur so, dass es keinem auffiel. Jeden Abend telefonierten wir. Ich vermute das manche meiner Freunde es, zu der Zeit eh schon vermuteten, aber wir hielten dicht.

Doch eines Tages kam Marcell zu mir und meinte, dass er es gerne ein bisschen öffentlich machen würde. Ich musste noch ein bisschen überlegen, aber dann stimmte ich zu. Also erzählten wir es unseren Freunden. Die waren erstmal ein bisschen erstaunt, aber akzeptierten es nach kurzer Zeit. Natürlich gab es immer welche aus dem Freundeskreis, die es ihren Freunden erzählten und diese wiederum es wieder anderen davon erzählten. So wusste es auf einmal die ganze Klasse. Obwohl es der Großteil einfach akzeptierte, gab es welche, die sich über uns lustig gemacht haben. Und wie es anders sein sollte, waren diese Leute die lautesten. 

Ein paar Tage nach unserem ungewollten Coming Out rief mich Marcell an. Er war aufgelöst. Ich musste ihn erstmal trösten, bevor er wieder ordentlich reden konnte. Er erzählte mir, dass das alles einmal raus musste. Die ganzen Beleidigungen, die ganzen Vorurteile gegen queer Menschen. Natürlich verstand ich ihn sofort. Vor kurzer Zeit wurde er fast nie beleidigt oder runtergemacht, aber jetzt war man halt ein leichtes Ziel. Ich war das allerdings schon von früher gewohnt. Selbstverständlich nervte das noch immer, aber es gab schon Zeiten, da hatte ich jeden Abend einen Mentalbreakdown. Ich glaubte, so ging es Marcell gerade und das tat mir sehr leid, weil egal wie sehr man eine Person hasst, sollte man es ihm nicht wünschen, so am Boden zerstört zu sein.  Ich fühlte mich sehr schuldig, da ich der war, der ihn überhaupt in diese blöde Situation gebracht hatte. Leider konnte ich gerade nichts machen, außer ihn zu trösten. So sprachen wir die ganze Nacht durch.

Am nächsten Tag waren wir beide hundemüde. Trotz allem mussten wir in die Schule.  Obwohl es der letzte Tag vor den Weihnachtferien war und wir ,da Werken entfiel, nur vier Stunden hatten, machten wir richtig viel Stoff durch. In diesen  vier Stunden hatten wir Deutsch, Mathe, Englisch und geometrisches Zeichnen. Danach war Marcell anscheinen so k.o. das er im Zug einschlief. Ich legte seinen Kopf vorsichtig auf meinen Schoß und gab ihm einen kleinen Kuss.

Nach einer dreiviertel Stunde musste ich ihn aber leider wieder wecken, da er raus musste. Zum Abschied drückte ich ihm ein kleines Weihnachtsgeschenk in die Hand und umarmte ihn nochmal. In diesem Geschenk war ein kleiner Amethyst und ein Ring . Dann musste ich aber schon wieder weiter, da mein Zug kurz darauf abgefahren wäre. Am Weihnachtsabend telefonierten wir noch mal kurz und wünschten uns gegenseitig frohe Weihnachten. Erst am 27. Dezember sahen wir uns wieder. Wir hatten uns nämlich fürs Schlittenfahren verabredet. Leider gab es keinen Lift hinauf, also mussten wir den Gipfel bei einem halben Meter Schnee selbst besteigen. Circa bei der Hälfte machten wir eine kurze Pause, da dort der Ausblick einfach wunderschön war. Nach kurzer Zeit begann es sogar zu schneien und wir tollten im Schnee herum. Erst nach  Stunde kam uns wieder in den Sinn, dass wir ja eigentlich Schlitten fahren wollten und wir gingen weiter zum Gipfel. Dort angekommen packten wir unseren roten Schlitten und fuhren den Hang hinunter. Da es das erste Mal war, dass ich zu zweit gefahren bin, hatten wir ein paar lustige Unfälle. Zum Beispiel fuhren wir einmal unabsichtlich in einen riesigen Schneemann. Dieser fiel natürlich direkt auf uns und wir waren voller Schnee. Nach einer Stunde waren wir wieder im Tal. Gegenüber der Schlittenbahn war eine Eislaufbahn. Da hatte Amato auf einmal die Idee noch kurz Eislaufen zu gehen. So liehen wir uns Schlittschuhe aus und fuhren zusammen. 

Leider wurde es dann dunkel und wir mussten uns verabschieden. Doch bevor Marcell ging, gab ich ihm noch eine Umarmung und wir küssten uns. Wir verabredeten uns Silvester zusammen zu feiern.

Weird LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt