VII

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TW: Vergleiche, die nicht jeder verstehen wird, Veteran-Katze, FACHBEGRIFFE, Drogen, mal wieder, & arme Schweine

Ja, er lachte. Er hatte keine Ahnung warum, da er eigentlich verdammt viel Schiss vor den Zorn seiner Eltern haben sollte, aber er fühlte eine Art Euphorie, die er bis jetzt nur aus Bücher gekannt hatte. Er konnte mit ihm frei sein. Er durfte mit ihm frei sein. Zeitgleich mit Sugawaras Erkenntnis hoben sich Daichis Mundwinkel beim Anblick wie er vor sich hin gackerte. Winzige Lachfältchen zogen sich über seinen blassen Antlitz, er war sich sicher sie kamen eher von den Grimassen, die er vollführte, wenn seine Eltern ihn nicht anstarrten, doch seine Augen zeugten davon, dass sie sich wenigstens jetzt aus guten Gründen kräuselten. Er fixierte seinen Blick auf Sugawaras Gesicht, das immer noch vor Lachen gekrümmt war, vielleicht schaffte er es so diesen Anblick nicht mehr zu vergessen.

Keiner von den beiden wusste, was ihr Ziel war, als sie anfingen die Straße hinunterzugehen. Sugawaras Eltern schienen über das Kontern Daichis geschockt genug zu sein, dass sie nicht einmal nachguckten, wo ihr Sohn war. Oder es interessierte sie nicht, ob ihm was passierte, doch der Braunhaarige wünschte seinem Freund das es ersteres war. Irgendwann, als die Sonne sich gerade mit einigen letzten orangeroten Streifen, die sich über den Himmel spannten und die Wolken färbten, verabschiedete, standen sie vor Ukais Laden. Die Automaten neben der Eingangstür glänzten einladend im Licht des Sonnenuntergangs, die kühlen Getränke in ihnen verhöhnten den Fakt das der Braunhaarige keinen einzigen Yen bei sich hatte. Der Grauhaarige bemerkte den begehrenden Blick, den sein Freund auf die Dosen gerichtet hatte. Aufgeregt kramte er in seinen Hosentaschen, er konnte einmal etwas für ihn tun. Grinsend zückte er die paar Scheine, die nicht beim Anblick von den Preisen flüchten konnten, und tippte seinem Kapitän auf die schlaffe Schulter. Mit halb schlechten Gewissens und halb Freude auf etwas Hydration gab er einem der Automaten das Geld und murrte, nicht wissend das er es laut aussprach: „Mit dem Geld kauft der doch eh nur wieder Joints." Verwirrt, aber grinsend hinterfragte der junge Mann hinter ihm den Kommentar innerlich zutiefst, war aber still, denn nun kam, was seine Aufmerksamkeit eigentlich verdient hatte, die Katze, die hinter der Ecke des Ladens hervorgeschlendert war und nun hinter dem hintersten Automaten einen Haarball hervorröchelte.

Langsam und bedächtig schleicht sich der Homosexuelle auf den Felis catus zu, jener wittert die androhende Gefahr sofort. Das domestizierte Wesen begibt sich in Kampfstellung und ist bereit sich mit seinen angeborenen Waffen zu verteidigen, doch was tut sein Gegner da?

Ein hohes Quietschen kam aus Sugawaras Kehle, als sich die Katze scheinbar in seine Richtung streckte. Ihr Schnurrhaare waren seltsam gekrümmt, das linke Auge war seltsam bläulich und ihr rechtes Ohr sah aus als wäre es einmal der Mittagssnack eines Krokodils gewesen. Alles in allem konnte man es sich vorstellen wie texanische Kakerlaken. Sie war wunderschön. Vorsichtig streckte er ihr seine Hand entgegen, während Daichi an seiner Fanta nippte (Nicht gesponsert.) und in Erinnerungen von seinem ersten Katzenkratzer schwelgte. Sie ignorierte seine Hand und starrte den Braunhaarigen mit großen Augen an. Verletzt folgte er dem Blick der Katze, die warmen Strahlen des Sonnenuntergangs ließen Daichis Haare goldorange aufglänzen und seine dunklen Wimpern, die seine nun schokoladenfarbenen Iris umrahmten, warfen winzige Schatten auf seinen Antlitz.

„Kōshi, Alles okay?", besorgt kniete er sich zu seinem Freund, der ihn ansah als wäre er Ryan Reynolds, auf den Boden. „Bist du noch nicht richtig erholt? Fuck, tut mir leid, dass du dich nicht ausschlafen konntest. Ich hätte sicher machen sollen das du sofort ins Bett gehst. Ich kann dir meine Jacke geben, falls deine nicht dick genug ist." Überwältigt von dem plötzlichen Wortschwall hob sein Freund nur hilflos die Arme und schüttelte den Kopf. „Mir gehts gut, du bist nur- ich meine, ehem. Egal. Gibst du mir das restliche Geld?" Mit hochgezogenen Brauen gab er ihm das Geld und eine Dose Sprite. Sugawara hatte mal in der zehnten Klasse gesagt es wäre das Eheste, was er von dem Zeug aus den Automaten trinken würde. „Dachte mir das du vielleicht auch Durst hast." Beide blickten den jeweils anderen flüchtig in die Augen, sie wussten nicht, warum sie es immer gleichzeitig taten, doch die Augen des anderen hatten etwas Anziehendes an sich. „Danke.", krächzte Sugawara und verfluchte seine Stimmbänder, dass sie seine Oneliner immer klingen ließen als sei er ein Typ der jeden Morgen mit seinen Kühen spazieren ging. Still nippten sie an ihren Getränken, was die Veteran-Katze nur missbilligend betrachtete und dann den Rest des Balls hervorwürgte. Mit stolz erhobenem Gesäß zog sie von dannen.

„Woher denkst du hat die Katze all die Narben?", fragte Daichi, als kläglichen Versuch die Situation zu entschärfen. „Also, von den Erfahrungen, die ich mit Katzen habe, entweder Revierkämpfe, Millionäre, die auf seltsame Dinge wetten oder so eine Geschichte wie in um achtzig Tage um die Welt.", spekulierte der Grauhaarige. „Darf ich fragen, warum du solche Erfahrungen mit Katzen hast?" „Lieber nicht.", woraufhin sein Freund ihm leicht zunickte und dann sprach: „Wusstest du das der Hausmeister aus Deutschland ist?" „Mhm, ich habe einmal gegoogelt was für einen Kauderwelsch der Typ immer unbewusst grölt. Mein Suchverlauf war nie wieder derselbe." Daichi antworte mit einem eleganten Pruster, der ihm fast die Dose aus der Hand fegte. „Glaub mir, meine ist schlimmer.", lachte er auf. „Nope, nicht möglich außer du hast noch düsterere Gedanken um ein Uhr als ich.", versicherte ihm Sugawara. Ein Tropfen, der genau in die Mitte seines grauen Haarschopfs fiel, unterbrach das heitere Treiben der Volleyballspieler. „Fuck.", dachten sie synchron als es plötzlich anfing zu regnen als würde Gott (Welcher ist euch überlassen.) sich in den Wolken ausheulen. „Unters Dach, schnell!", rief Daichi seinem Freund zu. Es war ein Kommando.

Der Braunhaarige würde nicht zulassen das jemand unter seiner Obhut zweimal am Tag krank wurde.

Sie schafften es sich in den Spalt vor der Tür, zwischen den Automaten, zu quetschen das der Regen sie nicht berührte, doch der Wasserschwall hatte die Temperatur heruntergestellt als wäre er die Heizung in der Nähe von Daichis Großvater, der seine Nachkommen allesamt als Weicheier betitelt hatte als sie im Sommer sagten es wäre frisch. ­„Reicht deine Jacke?", erkundigte sich der Kapitän beim Grauhaarigen, der sich auf den Boden gehockt hatte, damit genug Platz für die Beine des Braunhaarigen war. ­­Mit einem stark erröteten Gesicht blickte er in seine Richtung. Oder, um genau zu sein, in sein Bein, das sich in sein Gesicht drückte. „ATMEST DU NOCH?!" Ein Röcheln kam von seinem Freund, der ihm zitternd einen Daumen hoch zeigte. Während Daichi seine Jacke auszog, um sie Suga umzulegen, der mittlerweile wieder ziemlich benommen aussah, dachte er ein Stoßgebet nach oben.

Circa fünf Minuten später tauchen Autoscheinwerfer in der nassen Naturgewalt auf, die den beiden in ihrer Situation wie ein atheistischer Messias vorkommt. Aus dem Auto, das sich als verschrammter rostroter Toyota herausstellte, hechtete eine Frau. Sie kam ihm seltsam bekannt vor, doch er konnte sich nicht erinnern woher. In ihrem Gesichtsausdruck lag eine Mischung aus Besorgnis und Wut, als sie auf die beiden zu stampfte, den korpulenten Körper in einen Regenmantel gepresst, der aussah als wäre er doppelt so alt wie sie. „Kō, ich dachte du kommst nicht nach deiner Großmutter!", blaffte sie ihnen entgegen. Und trotz der eigentlich herben Stimme der Frau, entspannten sich Sugawaras Züge als er sie erkannte. „Seishin!", rief er erleichtert und sprang auf, was dazu führte das sich die Köpfe des Dous traf und Daichi leise fluchte. „Springt ins Auto! Ich habe noch was vor.", kommandierte sie. Die Autorität in ihrer Stimme überraschte Daichi, es erinnerte ihn stark an seinen früheren Volleyballtrainer. Er schwang sich mit Sugawaras Handgelenk in der einen und der Jacke über ihnen in der anderen Hand aus dem Spalt und sprintete auf die Wagentür zu. Im Wagen angekommen schimpfte die Frau eine Weile darüber das sie zu nett war, bis ihr wieder einzufallen schien das ihr Schützling, woher sie den Grauhaarigen auch kannte, diesmal nicht allein gefunden hatte. „Wer ist der Browny.", fragte sie den Zuspieler, den Blick auf die Straße gerichtet, auf der eine endzeitähnliche Wassermenge tobte.

Das war definitiv nicht das erste Mal, dass sie sowas tat. Er fragte sich, ob Sugawara wohl doch rebellischer war als er es ihm zugetraut hatte. Es war seltsam das er ihn schon so lange kannte, aber immer noch Neues über ihn lernte. Seltsam, aber schön. „Ein Schulfreund...", nuschelte der Grauhaarige in das durchnässte Polster des Wagens. Schockiert blinzelte Daichi seinen Freund an, nach all den Jahren war er doch nicht nur ein Schulfreund! „Mein Name ist Daichi Sawamura, fast volljährig, ich kenne den Typen hier schon seit Jahren. Wir sind gute Freunde. Ich freue mich sie kennenzulernen. Wie heißen sie?" „Na du bist ja ein richtig charmanter kleiner Freund. Seishinryoku, versuch das mal drei Mal schnell hintereinander zu sagen. Ich bin unverheiratet, geschieden, und der Typ ist mein inoffizieller Patensohn.", erwiderte sie. Leichte Belustigung schwang in ihrer Stimme. „Wo hast du den denn aufgegabelt, Kleiner?", fragte sie den Grauhaarigen. Keine Antwort. „Sawamura, ich kann gerade nicht gucken, was hat ihm jetzt schon wieder die Sprache verschlagen." „Ich glaube...er schläft. Yep, er sabbert wieder." „Ich frage einfach mal nicht woher du weißt was sein Schlafverhalten ist." „Machen Sie es nicht komisch..." Ein Kichern ertönte, das für Daichi wie das reine Böse klang, während sie sich einen Spaß daraus machte ihr neues Opfer mit aufzuziehen.

A/N: Lest mal Per Anhalter durch die Galaxis, ist geiler als mein Mist. Neben Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär mein Liebling.

-yo

𝐓𝐨𝐦𝐛𝐨𝐬𝐢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt