Dienstag IV

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„Alles klar" Er zieht die Worte immer noch so lang. Das gefällt mir nicht, aber wir gehen endlich in sein Zimmer. Er schmeißt sich auf sein Bett während ich mich auf seinen Schreibtischstuhl setze.

„Wie hast du das jetzt eigentlich hinbekommen, dass nicht alles bei einer Berührung einfriert?", frage ich beiläufig.

„Ich dachte heute soll ich dir helfen" Er grinst. Und er weicht meiner Frage aus. Schon zum zweiten Mal. Aber okay, damit muss ist jetzt klar kommen.

„Okay, Spaß beiseite. Wann hat das ganze angefangen?"

„Heute Morgen", sage ich sofort.

„Und was genau hat heute Morgen angefangen?", fragt Noah genauer nach. Es beruhigt mich irgendwie, dass Noah mich nicht verurteilt, mich nicht auslacht oder ähnliches. Das kann nur wirklich ein wahrer Kumpel.

„Ich saß im Englischunterricht und wollte etwas von der Tafel abschreiben und plötzlich gucke ich aus einer anderen Perspektive an die Tafel, wo ganz plötzlich mathematische Formeln stehen. Und später finde ich heraus, dass das deine Perspektive war", erkläre ich.

Noah scheint ein Licht aufzugehen.

„Und diese... Perspektivenwechsel... die kannst du bereits kontrollieren?", hakt er weiter nach.

„Na ja... was heißt kontrollieren? Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich einfach was anderes"

„Wie willst du dann schlafen?", fragt er plötzlich. Ich starre ihn an. Daran habe ich bis jetzt gar nicht gedacht. Oh Gott, wie soll ich jemals wieder schlafen, wenn ich mit meinem Geist immer an anderen Orten bin?

„Ähm... ich denke einfach an Sonne und Strand und schlafe mit Meeresrauschen ein?", stammele ich vor mich hin und merke erst dann, was ich überhaupt gesagt habe. So blöd ist die Idee gar nicht...

„Wenn du dabei schlafen kannst, während du an einem anderen Ort bist" Noah zuckt mit den Schultern.

„Ich bin ja nicht wirklich an einem anderen Ort. Nur im Kopf", widerspreche ich. Irgendwie hört sich das an, als wäre ich verrückt. Nur in meinem Kopf bin ich woanders. Das klingt als wäre ich wirklich psychisch krank. Dann denken die Leute, dass ich auf fliegenden Einhörnern zu Dumbledor zum Tee trinken fliege. Für dieses Kopfkino gebe ich mir innerlich eine Schelle. Ich muss aufhören so eine Scheiße zu denken.

„Wenn du meinst", fängt Noah an, aber ich unterbreche ihn: „Da kommt jemand"

Das muss komisch aussehen, überlege ich, wie ich in die Leere starre, aber ich genau weiß, dass ich etwas anderes sehe.

„Ist das deine Schwester?", frage ich ihn. Ich sehe mir die Brünette genauer an. Circa 1,75m, lange Beine und schöne blaue Augen. Ich kann mir ein Lächeln nicht verdrücken.

„Alter! Hör auf meine Schwester zu stalken", zischt er. Das was ich mache, ich eine ganz neue Art von stalken.

Ich sehe, wie sie in ihr Zimmer geht. Überall liegen Papiere und Bücher.

„Studiert sie?", frage ich, den Blick immer noch auf seiner Schwester.

„Hör auf damit, Fynn", herrscht er mich an. Er hört sich jetzt schon wütend an. Was passiert erst wenn... oh mein Gott. Sie zieht ihr Shirt aus. Mir klappt die Kinnlade runter. Sie schüttelt ihre Haare zu Recht und legt ihre Hände in Position, um ihren BH zu öffnen...

Ein plötzlicher Schmerz zieht mich aus dem Gedankenbild zurück in die Realität. Ich kneife meine Augen zusammen und muss mich beherrschen, um nicht laut aufzuschreien.

Als die erste Schmerzenswelle vorbei ist, wage ich es langsam meine Augen zu öffnen.

Sobald ich es sehe, beginnt der Schmerz von vorne. Bis zu den Knien sind meine Beine umgeben von Eis. Das ist erstens eiskalt und tut zweitens höllisch weh. Ich schaue ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an.

„Meine Schwester ist tabu", sagt er mit todernster Miene. Ich starre ihn an und nicke unverzüglich. In dieser Form- der Form reiner Wut- macht er mir mit seinen neuen Kräften Angst.

„Sicher?", hakt er nach. Seine Augen leuchten hellblau auf, wie ein Eiskristall. Unheimlich.

„Natürlich...klar... ich schwöre" Dabei nicke ich wie ein Verrückter.

„Gut", sagt er langsam und grinst mich herausfordernd an. Dann löst er langsam das Eis von meinen Beinen, was gleichzeitig weh- und guttut.

„Das wäre auch eine gute Methode, um aus meinen Perspektivenwechseln zu kommen", murmele ich, während ich meine kalten Beine versuche warm zu reiben.



Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Ich freue mich über Bewertungen und Kommentare! ;)

Biologie für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt