Kapitel 6 - Erinnerungen Teil 2

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"Gut", er streckte ihr die Hand hin, damit sie ihm aufhelfen konnte, doch sie ignorierte ihn und ging voraus. Die Augen verdrehend stand er auf.

Als sie etwa eine dreiviertel Stunde durch den Wald liefen, kamen die zwei Freunde an einen Waldweg, dem sie circa 10 Kilometer lang folgten, bis sie in dem kleinen Dorf ankamen, dass sie ihr Zuhause nannten. Es hieß Glow und bestand aus einem kleinen Markt, auf dem täglich die frischsten Sachen angeboten wurden, einer Schmiede, einigen Hütten und Häusern, einer Näherei, einer Heilbasis (dort wird man von Zauberern mit Heilkräften verarztet), einem großen Platz, auf dem sie sich versammelten wenn es Neuigkeiten gab und einem Rathaus, dass direkt an diesen Platz grenzte.

Überglücklich, dass sie endlich wieder Zuhause waren, lief Eliza schnell wie der Blitz zu ihrer besten Freundin Amelie. Sie war eine Heilerin, sehr begabt und schlau.

Amelie hatte gerade ihre Hände auf die Brust eines verwundeten Mannes gelegt, der dort eine tiefe Wunde zugefügt bekommen hatte. Die Wunde verheilte so schnell wie sie geschehen war.

"Er hat hohes Fieber und muss sich ein paar Tage ausruhen. Ich gebe dir noch einige Heilkräuter mit, zwei Mal am Tag gibst du ihm diese. Danach sollte es ihm besser gehen."
"Vielen Dank", antwortete das blasse Mädchen, sichtlich erleichtert darum, dass es ihrem Vater bald besser gehen würde.
"Gerne. Falls es Probleme geben sollte, weißt du ja wo du mich findest", lächelnd verabschiedete sie sich und wusch sich die Hände. Sie drehte sich um während sie sich an einem Handtuch abtrocknete und erblickte Eliza.

"Amelie!!", Eliza lief auf sie zu und umarmte sie stürmisch. "Gott, bin ich froh wieder zuhause zu sein! Glaub mir, ich setze nie wieder einen Fuß in diesen Wald!"
"Was ist denn überhaupt passiert? Wir haben uns große Sorgen gemacht!", antwortete sie stürmisch.
"Fletcher und ich wollten jagen gehen und haben uns verlaufen", Eliza seufzte und setzte sich auf einen Hocker.
"Du meine Güte." Amelie legte ihr Handtuch zur Seite und setzte sich Eliza gegenüber.
"Kannst du laut sagen. Es war fürchterlich und ich hatte solch eine Angst."
"Na dann ist ja gut dass Fletcher dabei war, er ist ziemlich stark und hätte dich auch beschützen können, falls etwas passiert wäre."
"Hmm kann sein." Eliza schnüffelte herum. "Was stinkt denn hier so?"
"Ich glaube das bist du", kicherte Amelie.
Erschrocken zog sie den V-Ausschnitt ihres Kleides hoch und roch daran. "Oh gott du hast Recht. Ich muss nach Hause. Duschen", sagte sie bitter. "Nun gut, man sieht sich."
Eliza winkte ihr zum Abschied zu und ging zu ihrer Hütte.

Als sie eintrat, ging sie sofort zu der kleinen Küche und trank einen großen Schluck Wasser, dass sie von dem Trinkbrunnen am Rathausplatz bekommen hatte.

Sie hielt kurz inne. "Was willst du?"
Den Blick hielt sie starr auf die draußen spielenden Kinder gerichtet, als Serena langsam und geschmeidig mit ihren High Heels auf sie zu kam.

"Die bessere Frage ist, was willst du in meinem Haus?"

"In deinem Haus? Du hast dich wohl in der Haustür geirrt."

"Das glaube ich nicht. Deine Miete ist fällig. Dein Haus wird dir abgezogen."

"Bitte, was?"

"Du hast schon richtig gehört." Serena nahm eine selbst getöpferte Figur, die Eliza vor langer Zeit von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte, und drehte sie in ihrer Hand. Angewidert stellte sie sie wieder zurück und rieb sich die Hände an ihrer engen Jeans ab. Missbilligend sah die hochnäsige Schnepfe sich in ihrem Haus um.

"Muss nur noch renoviert werden. Besser noch restauriert", lächelte sie sie scheinheilig an.

Wütend drehte sie sich zu Serena um. "Meine Urgroßmutter hat schon hier gewohnt. Ich werde dir mein Haus sicherlich nicht kampflos überlassen!"

"Nichts anderes hatte ich von dir erwartet." Herausfordernd funkelten ihre Augen.

Eliza ging einen Schritt auf sie zu, strich dabei mit den Fingern über die Küchentheke aus Holz, in die Sigillen eingraviert waren und beschleunigte ihren Gang. In der linken Hand hielt sie ein aus Eisen bestehendes Schwert. "Deine letzte Chance zu verschwinden."
Serena sah sie an, löste die verschränkten Arme und griff in ihre linke Manteltasche, aus der sie eine .357 Magnum zog. "Das war ein klares Nein."

Sie feuerte ihre Waffe ab, und Eliza machte einen Satz zur Seite. Die Kugel brach durch die Scheibe und von draußen ertönte entsetztes Kreischen.
Die junge Magierin hob sich mit der freien Hand auf den Tisch und machte sich somit zur angreifbaren Fläche. Als die Einbrecherin erneut schoss, zerteilte sie mit einem schnellen Hieb die Kugel, die schwer auf den Küchenboden fiel. Flink sprang sie vom Tisch und schwang ihr Schwert. Es ratzte Serena quer über die Brust und sie taumelte. Sie schlug ihr die Waffe aus der Hand. Ächzend richtete sie sich auf und streckte ihre Hand aus, um Eliza mithilfe der Luft von sich wegzustoßen. "Na na na", sagte sie, holte aus und trennte ihre Hand ab.
Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und lauten Flüchen ging sie zu Boden.
"Willst du mein Haus immernoch? Wie willst du es denn mit nur einer Hand sauber halten?"
Die Siegerin zog sie an den Haaren hoch und schleifte sie ums Haus rum, bis zum Rathaus. Der Bürgermeister stand am Eingang und unterhielt sich mit zwei sehr wichtig aussehenden Männern. "Hier haben sie ihren Schuldeneintreiber. Ich werde mein Haus nicht hergeben." Serena lag vor ihren Füßen und wimmerte vor Schmerzen. Grinsend ließ sie sie los und es blieben ein paar Haare von ihr in ihrer Hand zurück, die sie angewidert an ihrem Mantel abwischte. Wütend kreischte sie als sie eine kahle Stelle in ihrer prachtvollen schwarzen Mähne vorfand. "Du kannst mir vielleicht meine Hand abschneiden, meinen Kugeln standhalten und mich in meiner Würde kränken! Aber du kommst nicht ungeschoren davon wenn du mir meine Haare ausreisst!"

Eliza lächelte. "Vielleicht sollten sie ihrem Schoßhund ein paar Beruhigungsmedikamente verabreichen."

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