🎄Kapitel 1-5🎄

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Triggerwarnungen im Infokapitel lesen.

Kapitel 1 | Ein unerwarteter Gast.

𝑃𝑂𝑉 | 𝒞𝓁ℴ𝓊𝒹

Die winterlichen Vorweihnachtstage waren in meinen Augen die beste Zeit des Jahres. Auch heute habe ich mir vorgenommen nichts anderes zu tun, als von dem ganzen Unigedöns abzuschalten und mich Mariah Carey, einem heißen Kakao und einem guten Buch zu widmen. Das Einzige, was mir zu meinem Glück noch fehlt, ist ein Kamin. Es gibt nichts Entspannenderes als der Klang von knarzendem Kaminholz im Hintergrund. Glücklicherweise bieten etliche Streamingdienste Kamin- und Lagerfeuerfeeling in Dauerschleife an.

Also werfe ich voller Vorfreunde meine Tasche in irgendeine Ecke, als ich die Wohnung betrete, und schlüpfe aus meinem dicken Parker. Doch bevor ich es schaffe, meine Schuhe auszuziehen, vernehme ich die Vibration meines Handys an meinem Hüftknochen. Ich ziehe das Smartphone aus meiner Hosentasche und sehe auf das Display, um herauszufinden, wer mich bei meinem Vorhaben stört, nichts zu tun.

Schnaubend muss ich feststellen, dass es meine Schwester Heaven ist, die bereits in einigen Monaten heiraten wird und an Weihnachten nochmal die ganze Familie um sich versammelt haben möchte. Darauf habe ich nun wirklich keine Lust, zumal unsere Familienfeiern immer in irgendeinem Drama enden.

Letztes Jahr hat Tanta Mafalda sich eine Tasse Eierpunsch nach der anderen hinter die Binse gekippt und den Weihnachtsbaum umgeworfen. Mein Neffe Samuel hatte damals eine Phase und dachte, er sei ein Hund. Deshalb hat er den ganzen Abend lang aus der Wasserschale unseres Familienhundes Joe getrunken, obwohl Tante Eve es ihm strickt untersagt hat. Und als wäre das nicht schon anstrengend genug gewesen, hat Dad kurz darauf auch noch einen Kurzschluss in der Küche verursacht. Glücklicherweise liebt Mom Kerzen und batteriebetriebene Lichterketten. So ist das Weihnachtsfest schließlich doch noch gerettet worden, ohne, dass es eine Spontangeburt oder andere, verrückte Vorfälle gegeben hat.

Ich nehme Heavens Videoanruf entgegen und sehe ein rundliches Gesicht, das sich viel zu nah an der Kamera befindet.

»Schwesterheeeeeerz!«, grölt es aus den Lautsprechern des Smartphones, welches ich im letzten Jahr von der ganzen Familie zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Das Alte ist mir während des Umzugs versehentlich heruntergefallen und anschließend den Reifen des Umzugslasters zum Opfer gefallen.

»Freut mich auch dich zu sehen, Heaven«, entgegne ich. »Warte, ist das etwa deine Weihnachtsmütze?!«

Sie setzt ein schelmisches Grinsen auf und formt dabei ihre Augen zu Schlitzen. Dann nickt sie und antwortet mit einem tiefen und sich langziehenden »Ouuu ja!«.

»Du weißt aber schon, dass Weihnachten erst in knapp drei Wochen ist, oder?«

»Weihnachten ist für mich das ganze Jahr über«, zischt sie. Wenn es um die Feiertage geht, ist Heaven besonders kratzbürstig. Niemand, aber auch wirklich niemand, darf etwas über Santa und seine Weihnachtselfen sagen. Nicht einmal der Grinch.

»Schon klar«, murmle ich kaum hörbar und lasse mich dabei auf meine gemütliche Sofalandschaft fallen. Danach streife ich meine Halbstiefel von den Füßen. Ich greife nach der, am Sofatisch stehenden, Wasserflasche und platziere das Handy so an einem der Kissen, dass Heaven mich gut sehen kann. Dann öffne ich sie und trinke einen Schluck daraus.

»Du weißt aber schon, dass wir dieses Jahr bei dir Weihnachten feiern, oder?« Nachdem sie diese Frage gestellt hat, verschlucke ich mich. Ich richte mich hustend auf und japse verzweifelt nach Luft. Erst ein paar sanfte Schläge gegen den Brustkorb, beenden das Debakel.

»Bitte, was?! Ihr wollt nach Boston kommen? Ihr alle etwa?«, hake ich verständnishalber nochmal nach.

»Ja, war doch dein Vorschlag. An Silvester... weißt du nicht mehr?«

Christmas CloudsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt