Schreibwettbewerb

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Abgabe zum Schreibwettbewerb von Maybe_Greta

Was darin enthalten sein muss, sind Thema Liebe, Wald und Freude

Die Geschichte spielt in den 90ern.

Es ist lange her, seit ich meinen Lieblingsort gewechselt habe.
Zuerst hat es sich dabei um den Schoß meines Vaters gehandelt. Er hat gerne Geschichten aus seiner Kindheit erzählt, hat sich gerne als den Helden betitelt. Meine Mutter hat dann immer gelacht und uns gesagt wie es wirklich war, wie mein Vater sich immer nur verstecken gemocht hat. Die beiden kannten  sich schon seit sie klein waren. Und dann haben wir alle zusammen gelacht. Mama. Papa. Mein Bruder Julius. Und ich. "Zeiten ändern sich", hat Vater dann gesagt, als Mama und Julius im Einkaufszentrum erschossen wurden, und wir beide alleine waren. Er war so gefühlslos, als er das gesagt hat. Danach ist er gegangen, um zu schauen, wie hoch die Lebensversicherung meiner Mutter ist. Der Anblick muss ihn nicht sehr erfreut haben. Er hatte sich wahrscheinlich gehofft, die Schulden abbezahlen zu können. Er war wütend über das wenige Geld und hat mich an dem Tag nicht vom Kindergarten abgeholt. Danach ist er nicht mehr zurückgekommen.
Mit jedem Jahr, dass ich älter wurde, reflektierte ich die Vergangenheit und mit jedem Jahr merkte ich auch, wie falsch mein Vater gehandelt hat, was für ein schlechter Mann er war.
Er hat Mama schon lange nicht mehr geliebt, aber das Geld hätte nicht gereicht. Julius hat er auch nicht geliebt, und mich auch nicht.
Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, als ich zu meinen Großeltern gezogen bin, nachdem mich mein letztes Elternteil allein gelassen hat. Auch als ich auf eine neue Schule gekommen bin, hat sich nicht viel geändert. Das einzige, das sich geändert hat, war mein Lieblingsort. Vom Schoß meines Vaters, oder eher gesagt meines Erzeugers, wie ich ihn zu nennen pflege, da er meiner Meinung nach nicht den Titel 'Vater' verdient hat, rüber zu meiner kleinen Kammer im Haus meiner Großeltern, die ich gemieden habe zu verlassen, weil ich den tot von meiner Mutter nicht verkraften konnte, und auch nicht den von meinem Bruder. Wir waren die Art Geschwister, die man nur aus Filmen oder Werbung kennen würde. Wir haben uns selten gestritten und waren wie Freunde, die sich schon ewig kennen. Ich glaube, wir waren beste Freunde. Ich habe das ganze immer noch nicht verarbeitet. Deswegen gehe ich jeden Donnerstag zum Therapeuten. Er heißt Frank und ist ein älterer Herr, ruhig und empatisch. Wir wurden beide in unseren Gesprächen immer persöhnlicher. Er kennt meine Familie, zumindest meine Großeltern, wen anderen habe ich nicht. Und ich kenne seine ganze Familie. Und ich habe mich in seinen Sohn verliebt, so wie er sich in mich. Frank weiß davon nichts, und das ist auch gut so.

Aber er war der Auslöser, dass ich meinen Lieblingsort wieder gewechselt habe. Als er danach gefragt hat, habe ich geantwortet, dass er es sei. "Das geht nicht, du musst einen richtigen Ort wählen", meinte er und dann bin ich mit ihm suchen gegangen. Wir haben uns zusammen in der Gegend um das Haus meiner Großeltern umgesehen. Zwischen den Häusern war es mir zu laut, und es roch nicht allzu gut.
Da hat mich Franks Sohn, Kai, mit sich gezogen, in Richtung Wald. Und plötzlich war es ganz still um uns herum, ein wenig zu still. Ich habe gelauscht, der Stille gelauscht. Nur das übliche Zirpen der Käfer war zu hören. Auch die Umgebung schien mir nicht perfekt. Hohe Büsche, die einen Durchgang versperrten und hohe Nadelbäume, die die Sonnenstrahlen verschluckten. "Hier auch nicht", war meine Antwort auf Kais fragenden Blick, "ich glaube, ich werde diesen Ort hier niemals mögen können!" Ich musste lachen, so laut lachen musste ich. Ich weiß nicht wieso, aber ich konnte gar nicht mehr aufhören. Kai neben mir war verwirrt, das habe ich auch durch das Lachen bemerkt, und ich glaube, irgendwann habe ich ihn gestört. Ich habe wirklich lange gelacht. Viel von dem davor habe ich nicht mitbekommen, denn Kai hat sich schnell einfach zu mir hinübergebäugt, und seine Lippen auf meine gedrückt. Hat mein Lachen erstickt. Er legte seine Hand auf meine Wange und küsste mich weiter. Ich war so überrascht, dass ich einige Sekunden brauchte, bis ich realisierte, was gerade passierte. Aber ich erwiderte den Kuss, den Kai so sanft hielt und auf meinen Mund drückte. Er tat dies auf so liebevolle Weise, platzierte seine andere Hand an meinem Kinn. Mein Herz explodierte, die Schmetterlinge in meinem Bauch  flippten aus. Um mich herum nahm ich immer noch den Wald wahr, den ich eben noch so hässlich fand. Doch jetzt empfand ich die Lichtung mitten im Wald als den schönsten Ort den es gab. Die Liebe die ich danach verspürt habe, diese Freude und das Kribbeln im Bauch, immer wenn ich die Lichtung betreten habe. Ich tue es immer noch. Sie erinnert mich an Kai, der mir Liebe schenkt, so wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe. Er hat mich endlich wieder glücklich gemacht.

Ratatataa
Sollten ungefähr 800 Wörter sein. Voll stressig die einzuhalten man.

Anyways slay
Adios amigos

Abgabe BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt