Kapitel 2

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                                                                                         Emilia       

                                                                                                                                                                                                        Die Woche bei Papa und Florence tat gut , und umso trauriger bin ich , dass ich nun wieder auf einem der unbequemen sitzen im Bus zur Uni hocke . Und ich habe angst Colin  zu begegnen .In letzter Zeit war es komisch zwischen uns . wir haben weniger denn je geredet , und ich habe angst dass er es weis . dass er weis wie sehr  ich ihn mag . Und dass ich in den Sitzungen der Kurse die wir zusammen haben , manchmal nicht anders kann als ihn anzustarren . seine dunklen haare die ihm ins Gesicht fallen und seinen kantigen Kiefer so betonen , dass man nicht ahnt , dass er so gefühlvoll ist , wie er es zu mir war. wie er mich in den armen halten kann und dabei so unverschämt gut aussieht . Ich kann diese Gefühle aber nicht zulassen , ich darf nicht . ich könnte ihn niemals verlassen . Nie! Es ist immer ein hin-und-wieder-weg-schauen-bevor-der-andere-es-merkt-Spiel und ich habe es satt .ich stelle  mir vor wie es sich wohl anfühlt , wenn seine Lippen meine berühren und er mit seinen Fingern über meinen Rücken streift während er mich umarmt .Wie er in meine Haare greift und mir dinge ins Ohr flüstert die mir eine Gänsehaut machen . dinge wie ,, ich liebe dich " oder ,, du riechst gut " . wie er mit dem Daumen über meine Wangen streicht... Stopp ! so geht das nicht ! ich darf das nicht ! Ich kann das Jane nicht an tun . sie war immer nett zu mir . wir kennen uns seit der ersten klasse , wir waren nie beste freunde , aber wir haben uns immer super verstanden . in der neunten hat sie mir Nachhilfe gegeben , und wir haben viele Schulpräsentationen zusammen gehalten . sie war mir gegenüber immer so loyal , und ich kann ihr nicht wehtun ! ich bin nicht so eine ! und das will ich auch niemals sein! so ist das , und ich muss wohl damit leben , dass ich und Colin kein wir  haben . es ist ein ich und Colin . Schulfreunde und gemeinsam ( mit vielen anderen Menschen ) studierende . er wird Psychologe , und ich werde Journalistin . Punkt . so ist das . und ich darf mich nicht so sehr auf ihn konzentrieren , ich muss mich auf mein Praktikum konzentrieren . Auch wenn ich langsam nicht mehr warten kann , habe ich angst davor . aber ich kann jetzt sowieso nicht mehr daran denken , weil ich aussteigen muss . ich bin kaum aus den Bus draußen und schon fällt  mir meine beste Freundin June in die arme . und eins ist bei June sicher , so schnell lässt sie mich nicht mehr los . als sie mich loslässt , nimmt sie meine Hand und zerrt mich mit ins Studenten Wohnheim . ich glaube sie ist sauer , weil ich ohne tschüss zu sagen einfach vier tage früher losgefahren bin . im Studenten heim angekommen erhielt ich den erwarteten Vortrag : ,, warum hast du alte Kuh nicht tschüss gesagt !? Man ich hab mir sorgen gemacht ! aber ich freu mich trotzdem dass du wieder hier bist . ich hab leider überhaupt keine zeit , ich hab jetzt einen Termin , aber wir können später etwas essen gehen , wie wäre das ? " ich muss schmunzeln , weil sie der impulsivste Mensch ist den ich kenne . ,, das klingt super ! " antworte ich und füge noch ein ,,entschuldige dass du dir meinetwegen sorgen machen musstest " und ,,ich freu mich auf nachher , bis dann " hinzu . nun stehe ich vor meiner Tür im Wohnheim des alten Gebäudes und fühle mich wieder besser , denn es fühlt sich mittlerweile auch wie zuhause an . ich krame den Schlüssel aus meiner Manteltasche hervor und versuche die Tür zu öffnen . aber diese verdammte Tür klemmt schon wieder ! ,, Nah , brauchst du Hilfe ? " ertönt es hinter mir und mein bauch beginnt nervös zu kribbeln . diese sanfte raue stimme , so dicht an meinem Ohr das ich seinen Atem spüre . so dicht  , dass ich mir wünsche ich könnte auch seine Lippen an meinem Ohr spüren . es ist Colin und ich drehe mich sofort um . ,, schön dass du wieder da bist , Colin " meint er mit verstellter stimme und ich bin zu überfordert um es zu verstehen . dann krieg ich mich wieder ein und und antworte : ,, Sorry , die fahrt war anstrengend . Ich freu mich dich wieder zu sehen ! " . Er schmunzelt und mein bauch fängt wieder an zu kribbeln . Und dann passiert das wovor ich angst hatte : Er umarmt mich ! nein , das ... das darf nicht passieren ! denkt er es macht nichts mit mir? Als er mich wieder loslässt mustert er mich skeptisch . ,, Was ist ? " frage ich verwirrt . ,, Naja , du siehst irgendwie überfordert aus . Soll ich lieber gehen ? " Himmel nein , er soll natürlich nicht gehen ! er soll bleiben ! Und ich will dass er für immer bleibt , aber das sage ich natürlich nicht .,, nein , nein , ich bekomme nur meine blöde Tür nicht auf. " antworte ich stattdessen . ,, Ich hab doch gefragt ob du Hilfe brauchst . Gib mir den Schlüssel !" Als ich die Hand mit dem Schlüssel hebe um ihn ihm zu geben , kommt er mir schon entgegen . Er schließt die Tür auf , und tritt einfach in mein Zimmer . Ich folge ihm . Er zieht Jacke und Schal aus und legt sie auf der Lehne meiner kleinen Couch ab . dann lässt er sich auf ihr nieder . ,, Ehm ,...  was machst du ?" Ich schaue ihn verwirrt an und er scheint nicht zu verstehen was ich meine . ,,Gehst du  nicht zu Jane ? Ich meine , ihr habt euch auch lange nicht gesehen , oder ? " Er schwenkt den Blick durch den raum , bis er zu Boden sieht . ,, nein , ich möchte lieber mit dir sprechen . du warst bei deiner Familie , oder ? wie war es ? " Ich schaue ihn immer noch verwirrt an , bis ich ebenfalls auf die Couch zu gehe. Ich nehme neben Colin platz und dann fällt mir wieder auf , wie leicht es ist , ihm all meine Sorgen zu erzählen . Also fange ich einfach an . ,, es war wirklich schön ! Ich habe auch meine Schwester wieder gesehen , und es war so gut , endlich mal wieder zuhause zu sein . " Es herrscht stille während er mich so tief und wissend anschaut , und dabei so warm und verständnisvoll anlächelt . bis ich verstehe , dass es nichts bringt , Colin zu belügen .also sage ich einfach die Wahrheit  ,, Ich vermisse meine Mutter . es fühlt sich so falsch an , ohne sie zuhause zu sein . es ist nicht ganz zuhause . es fehlt einfach immer etwas . sie fehlt . und ich denke Papa weiß das . aber er gibt es nicht zu . Er tut so , als hätte sich nichts geändert , aber das hat es . Und wir werden nie wieder unser altes leben zurück bekommen , weil sie nun mal nicht mehr da ist !"wir schweigen uns an , und ich sehe den mitleidigen Ausdruck in seinem Gesicht . Ich sehe sein Verständnis , für all das was ich selbst nicht verstehe . Für all das , was so sehr wehtut . Und ich kann ihm nicht die Wahrheit sagen . Ich kann ihm nicht sagen , dass ich ihn brauche , und ich meine mehr als Freunde sich brauchen . Dieses hilflose brauchen , weil einem die Luft zum atmen ausgeht . Aber er braucht mich nicht . Denn er hat eine Freundin Und sie sind Glücklich . Das sind sie doch, oder ? Ich hoffe es , weil ich dann nicht die sein möchte die nur darauf gewartet hat. Ich will nicht der Grund sein . ich versinke immer weiter in Gedanken , bis er das Schweigen bricht . ,, Und warum sprichst du deinen Vater nicht darauf an ? Warum sagst du ihm nicht , dass er nicht so zu tun braucht , als wäre alles wie vor fünf Jahren . ? " Ich weiß nicht warum , aber wenn er es ausspricht , klingt es so verdammt leicht , und so als würde ich aus allem ein Drama machen . aber er gibt mir nicht das Gefühl als würde er das denken , denn er gibt mir das Gefühl , nein , die Gewissheit , dass ich immer zu ihm kommen kann , und dass er für mich da ist . Und das ist er , aber wenn wir ehrlich sind ... er sollte vor allem für Jane da sein . Sie sind seit der Elften klasse zusammen , und sie verbindet eine verdammt lange Zeit . Uns verbindet eine Freundschaft . Nicht mehr . Und nicht weniger . ,, wo ist Jane ? habt ihr euch gestritten ? " unterbreche diesmal ich die stille . Er schluckt schwer , und ich weiß , dass etwas passiert ist. Ich kenne ihn zu lange . Zu gut . ,, Nein , aber ich wollte einfach fragen wie es dir geht. Ich habe sie vorhin schon gesehen , und wir essen nachher zusammen . " Ok , ich weis das klingt als wäre ich der schlimmste Mensch der ganzen verdammten Welt , aber irgendwie fühle ich mich schlecht , dass sie nicht gestritten oder sich sogar getrennt haben . ich wünsche es ihnen nicht , wirklich , aber irgendetwas in mir hat sich zusammengezogen , weil ich weis dass ich niemals das Mädchen sein werde , an das er vor dem schlafen gehen denkt , an dessen Geruch er sich für immer erinnern wird , oder durch dessen Haare er streicht . Und ich hasse es , das ich diejenige bin , die das tut , denn ich wollte nie so sein . So unbeholfen . ,,Ach so. " ich hoffe er hört meine Enttäuschung nicht raus .denn dann würde er sich alles restliche denken können.

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