1.Kapitel Kamil

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Schaufel und Boden trafen aufeinander. Die Erde war undurchdringbar, die eisige Kälte hatte sie in festen Stahl gezaubert. Bei jedem hieb vibrierte das rostige Metall der schaufel und ließ es mich bis in meine Oberarme spüren. Trotz der unmöglichen Kälte tropfte leichter schweiß über meine Stirn.

 War das doch so eine gute Idee gewesen oder wieder so ein leichtsinniger Gedanke von dir Kamil?  Einen Baum pflanzen, mitten im Nirgendwo, bei dieser Kälte? 

Nur ein Dummkopf kam auf solche Ideen.

Was hatte ich zu verlieren? Ich hatte Zeit der Welt und der Baum würde mir auf irgendeiner weise ja Gesellschaft leisten. 

Ich schaufelte weiter. Die Sonne ließ sich langsam, aber sicher über den Horizont blicken. Ihre Strahlen erstreckten sich von den Bergen hindurch, zu den Bäumen und als sie bei mir ankamen, fühlte es sich an, als würde sie nur für mich aufgehen. Jeden morgen kam sie schenkte mir Ihrer Wärme, sie begrüßte mich. Ihre Strahlen streichelten meine Wangen, wenn ich meine Augen schloss, fühlten sie sich an, als würden ihre Finger mich berühren. Es fühlte sich so echt an, zu echt.

All diese Jahre ganz allein, so weit weg von der Zivilisation, ließen sich Tag für Tag mehr spüren. Es gab Nächte an denen hörte ich ihre stimmen, sie klammerten sich in meine Gedanken sie ließen mich schlaflos. Sie wehten umher, ohne irgendeine Richtung zu kennen, ziellos.

Der Schnee, der noch vor kurzem vor mir lag, war kaum noch zusehen. Ich schaute in ein braunes tiefes Loch aus Sand und Steinen, die sich unter der Erde versteckt hatten, welch es mir fast unmöglich machten die Erde zu heben. 

Meine Arme fühlten sich bei jedem Schaufel hieb schwerer an. Die Kälte grub sich bis in meine Knochen. Eigentlich machte dieses Wetter es mir unmöglich meine Kraft zu verlieren, wenn nicht sogar Stärkte es mich, denn jeder Tag hier draußen war ein Kampf, jeder Gedanke war ein Kampf, selbst jeder noch so kleine Atemzug war einer. 

Nur gut das ich bis jetzt keinen Kampf verloren hatte.

 Vilske wa Ayz, doe vilske ei Ezsen Wille ist wie Eis, doch der Wille kann auch Eisig sein.

Dort stand er jetzt, der Baum, so lebendig und doch so allein, kein Baum der im Gesellschaft leistete. Irgendwie tat er mir leid.

Ich hatte doch nicht ernsthaft Mitleid mit einem Baum?

Oh nein, dies Mitleid galt nur mir.

Eine Träne tropfte ohne Vorwarnung auf den weißen Schnee, ich hatte lange nicht mehr geweint, wann war es das letzte Mal gewesen? Am Tag als...

Ein lautes schnelles pfeifen zischte an meinem Ohr vorbei, ohne wirklich zu realisieren, was es war, sprang ich zur Seite, mein Blick folgte dem Geräusch. Es war ein Pfeil. 

Ein Jäger hier so weit im Norden? Unmöglich.

 Etwas näherte sich rasend schnell in meine Richtung.

 Noch ein Pfeil?

Eine Junge Frau rannte auf mich zu. Ohne  wirklich zu realisieren was vor sich ging , blieb ich stehen.

Fehler. 

Die Frau rammte mir mit voller Wucht ihre Faust ins Gesicht. Schnell breitet sich ein stechender schmerz aus. Ein Metall artiger Geschmack floss durch meinen Mund. 

Ich spuckte Blut.

Was ist hier los?

Grade als ich mich wieder auf das Geschehen konzentrieren wollte, folgte ein Tritt.

Wer war diese verrückte? Was wollte sie von mir? 

Sie stellte sich vor mich und machte sich bereit für ihren nächsten Zug.

Eigentlich schlage ich ja keine Frauen, aber dieses Miststück hatte es verdient. 

Ihr linker Arm holte aus, um mir einen weiteren Schlag zu verpassen. Ich war bereit ihren schlag abzuwehren, doch sie hatte mich getäuscht. Während ich auf ihren linken Arm fokussiert war, sah ich den rechten nicht kommen. 

 Ist das ein Messer in ihrer Hand? VERDAMMTES MISTSTÜCK!

Ich trat schnell einen Schritt zurück, aber sie war schneller. Ihre scharfe Klinge schnitt sich durch meine Haut, fast unbemerkbar.

SchlangenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt