Buchverriss-Heinrich Böll-Ansichten eines Clowns

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Die Aufgabe im Literaturseminar:
Schreiben Sie einen Buchverriss, holen Sie das Schlechteste aus sich heraus 😅
Here we go:

Das hochgelobte Werk Ansichten eines Clowns, geschrieben von Heinrich Böll und 1963 erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, rechnet mit der Moral der bürgerlich katholischen Gesellschaft, und der gescheiterten Liebe des Protagonisten Hans Schnier aufgrund der zuvor genannten, ab.

Hans Schnier, seines Zeichens hauptberuflich Clown, befindet sich nach einer Knieverletzung, die er sich bei einem seiner Auftritte zugezogen hat, am Tiefpunkt seines Lebens und seiner Karriere. Mit gerade mal einer einzigen D-Mark in der Tasche sitzt er zuhause in seiner Wohnung und ruft nun alle ihm mehr oder weniger vertrauten Personen an, um sie um Hilfe zu bitten. Dabei erfährt man so allerhand Merkwürdiges und Trauriges aus seinem Leben und wie er dorthin gekommen ist, wo er jetzt ist.

Hofft die Leserin oder der Leser dieses Werkes allerdings auf den einen oder anderen Lacher – schließlich haben wir es hier mit einem Clown zu tun und man könnte ein wenig Heiterkeit erwarten – wird sie oder er jedoch mit fortschreitendem Leseprozess entweder arg auf die Folter gespannt oder bitter enttäuscht werden. Denn je mehr Zeit man diesem Buch widmet, desto bewusster wird einem die Trostlosigkeit des Protagonisten. Fast möchte man Mitleid haben, wären da nicht die äußerst seltsamen Fähigkeiten, sofern man sie als solche benennen mag, die einen an der Glaubwürdigkeit oder vielleicht auch am Verstand der Hauptfigur zweifeln lassen.

Angeblich kann dieser nämlich Gerüche durch das Telefon wahrnehmen. Ernsthaft. Und das zu einer Zeit, in der Mobiltelefone noch ähnlich unwahrscheinlich waren wie die Existenz von Ufos. Sehr genau erklärt der Autor die Wahrnehmung von Tabak, Suppe oder anderen Gerüchen, die durch das Telefon in die Nase des Rezipienten dringen.

Hans Schniers Gefühlswelt beschreibt Heinrich Böll auf recht verwirrende Art und Weise. Gleich ziemlich zu Beginn finden sich etliche in Klammern, gesetzte Gedanken, deren Sinn sich mir nicht so recht zu erschließen mag. Ein in Klammern denkender Mensch? Und so fragt man sich von Zeit zu Zeit, ob der Autor nicht selbst beim Schreiben ein wenig zu viel von dem Cognac, dessen Konsum er durch den Protagonisten so detailreich beschreibt, zu sich genommen hat.

So verliert er sich in Alliterationen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er diese absichtlich oder gar versehentlich zu Papier gebracht hat. „Schnitzler war ein Schriftsteller, einer der Schmarotzer, (...)".  Dass auch diese Gedanken in Klammern gesetzt sind, muss wohl an dieser Stelle nicht extra erwähnt werden, oder?

Der Protagonist rechnet eigentlich mit allen Menschen, die ihm mehr oder weniger nahestehen, gnadenlos ab. Selbst über seine Geliebte, Marie, weiß er eigentlich nichts Gutes zu sagen, außer, dass er sie schön findet. Geht es jedoch um andere Dinge, die ihr wichtig sind, nämlich die Mitgliedschaft in einem katholischen Kreis und die Menschen darin, finden seine Liebe und sein Verständnis schon sehr bald ihre Grenzen. „In manchen Dingen war sie naiv, und sehr intelligent war sie nicht". 

Durch die Stimme des Protagonisten zeichnet Böll drei Gruppen von Frauen: Huren, Ehefrauen und barmherzige Frauen  und man selbst als Leserin hofft sehr, dass sich die Vorstellungen des Autors hier nicht mit denen der Hauptfigur decken.

Man fragt sich sehr, was Heinrich Böll zu seiner Zeit damit bezweckt hat, lauter negative Stereotypen abzubilden, um sein Werk in die Nachkriegszeit zu platzieren.

Sicher, es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Schwester des Hans Schnier im Krieg bei der Flak umgekommen ist und sehr deutlich gemacht wird, dass er ihren Tod bis heute nicht verwunden hat, jedoch bleibt dies auch gleichzeitig die einzige Person, der er wirklich wohlgesonnen zu sein schien.

Bleibt zu überlegen, ob man als Leserin oder Leser in irgendeiner Form ein Stückchen von Sympathie in der von Heinrich Böll geschaffenen Hauptfigur finden kann.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die narzisstische Ader des Protagonisten, alle anderen schlecht zu machen, obwohl er selbst sein Leben, sei es beruflich oder privat, nicht auf die Reihe kriegt, sicherlich nicht etwas für jeden Geschmack ist. Schließlich sucht jede*r Leser*in eines Buches ein Stück weit die Identifikation mit der Hauptfigur. In diesem Fall fällt das leider schwer – zumindest mir. 

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⏰ Last updated: Dec 16, 2022 ⏰

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