Merry Christmas 2022

420 37 5
                                    

„Mama! Wann kommen denn endlich die Gäste?"
Ich schmunzle nur über die Vorfreude meiner kleinen Tochter und stelle vorsichtig die Sektflasche auf der Anrichte ab, um mich zu der 5-Jährigen umdrehen zu können. Leni sieht mich aus ihren großen blauen Augen aufgeregt an und ich lege sanft eine Hand an ihre Wange.
„Gleich, mein Schatz. Du musst noch ein bisschen Geduld haben."
Meine Worte sind warm und liebevoll. Doch meine Tochter hält die Spannung kaum noch aus. Wie ein Floh hüpft sie ungeduldig auf und ab und versucht aus dem Küchenfenster hinaus auf den verschneiten Vorgarten zu schauen.
„Aber ich warte schon sooooo lange!!"
Ich schüttle nur lächelnd den Kopf und wende mich wieder den Gläsern für den Aperitif zu. Natürlich ohne dabei den Blick von Leni zu lassen. Man weiß ja nie...
„Wenn du vorhin deinen Mittagsschlaf gehalten hättest, wäre dir die Zeit nicht sooooo lang vorgekommen, Maus", vernehme ich plötzlich die amüsierte Stimme meiner Frau hinter mir und kurz darauf küsst mich Ashlee auch schon zärtlich auf die Wange.
In mir kribbelt es.
„Pfff, Mittagsschlaf ist was für Babys! Und ich bin kein Baby mehr!", kontert Leni frech und versucht wieder vergebens auf die Arbeitsplatte hinaufzuspringen.
Ashlee und ich werfen uns nur einen vielsagenden Blick zu.
„Na, das kann ja lustig werden heute Abend", murmle ich leise und meine Frau nickt zustimmend. Ihre blauen Augen blicken tief in meine.
„Wenn es dir zu viel wird, sag mir bitte Bescheid. Ich denke nicht, dass die anderen etwas dagegen haben, wenn du dich frühzeitig etwas zurückziehst", sagt sie sanft und legt liebevoll eine Hand auf meinen runden Bauch.
Ich lächle Ash beruhigend zu und meine Frau streicht sanft über die Babykugel.
In knapp einem Monat wird unser Sohn das Licht der Welt erblicken und wir könnten beide nicht glücklicher sein. Auch Leni freut sich wahnsinnig darauf endlich einen kleinen Bruder zu bekommen. Beinahe jeden Tag fragt sie mich nach ihm.
„Mami? Kannst du mich hochheben? Bitte! Ich kann nichts sehen", klagt Leni in diesem Moment und sieht meine Frau bittend an. Die schmunzelt nur und geht schnell zu unserer Tochter hinüber, um die Kleine auf den Arm zu nehmen.
Während die beiden hinaus auf die dunkle Straße blicken und Schneeflocken zählen, schenke ich die letzten Gläser ein und dekoriere sie zum Schluss noch mit gefrorenen Früchten. Kaum bin ich damit jedoch fertig, klingelt es schon stürmisch an der Tür.
Ding Dong!
„Sie sind daaaaaaa!", schreit Leni freudig und Ashlee kann sie gerade noch rechtzeitig auf dem Boden absetzen, bevor das dunkelhaarige Mädchen aus ihren Armen springt und wie ein Blitz in den Flur saust.
Ich verdrehe nur die Augen und muss mal wieder feststellen, wie sehr sich Ashlee und Leni in so vielen Punkten ähneln.
„Liz? Sieh dir das an", lächelt meine Frau in diesem Moment und winkt mich eilig zu sich heran. Neugierig gehe ich zu ihr hinüber und gemeinsam beobachten wir durch das Küchenfenster, wie Leni die Tür öffnet und sich fröhlich quietschend in Noahs ausgestreckte Arme wirft. Mein Schwager wirbelt unsere Tochter lachend herum und nimmt sie danach fest in den Arm.
„Sie hat ihn sehr vermisst", murmle ich und schmiege mich eng an Ashlee heran. Die legt sofort liebevoll einen Arm um meine Hüfte und küsst mich zart auf die Wange.
„Sie hat beide vermisst", erwidert Ash leise und nickt erneut zum Fenster hinüber. Denn gerade reicht Noah die 5-Jährige an Leo weiter und auch er schließt Leni breit lächelnd in die Arme. Zu dritt machen sie sich dann auf den Weg in den Flur.
Ich wende mich von Fenster ab und lege beide Hände um Ashlees Hals, sehe ihr tief in diese wunderschönen Augen.
„Ich habe Noah gleich gesagt, dass zwei Wochen zu lange sind, aber er wollte nicht auf mich hören", sage ich schmunzelnd und auch meine Frau beginnt zu lächeln.
„Sie hätten Helena schlecht mit in den Urlaub nehmen können. Schulpflicht ist Schulpflicht, das müsstest du doch am besten wissen", antwortet Ashlee sanft und umfasst zart meine Taille, hält mich dort fest. Ich rolle nur mit den Augen, doch auch mir ist klar, dass es nicht anders ging. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, Noah und Leo hätten ihren Urlaub ein wenig kürzer geplant. Auch wenn ich ihnen die Erholung natürlich von Herzen gegönnt habe.
„Wie auch immer, jetzt scheint alles wieder gut zu sein", murmle ich und lege einmal kurz meine Lippen auf Ashlees. Im Hintergrund höre ich Leo, Noah und Leni bereits vergnügt lachen und scherzen. Meine Frau erwidert den Kuss sofort und ich schließe glücklich seufzend meine Augen.
„Ohh, stören wir?!"
Noahs tiefe Stimme hallt durch die Küche und ich löse mich lächelnd von Ash. Auch sie hat ein schelmisches Grinsen auf den Lippen und zwinkert mir einmal zu.
„Nein, ganz und gar nicht", gebe ich frech zurück und sehe zu meinem Schwager und seinem Ehemann hinüber. Noah hat Leni auf dem Arm und die Kleine schmiegt sich glücklich an seinen Hals.
„Papa hat ganz viele Geschenke für mich dabei", sagt sie mit leuchtenden Augen und da müssen wir Erwachsenen herzhaft lachen.
„Wer sagt, dass die alle für dich sind, Leni?! Hallo Liz", entgegnet Leo gespielt entgeistert und zieht mich dann in eine herzliche Umarmung, „Danke nochmal für die Einladung!"
Ich erwidere die Umarmung und lächle warm.
„Sehr gerne. Es freut mich, dass ihr hier seid."
Danach begrüßen sich auch Ashlee und Leo und ich gehe hinüber zu Noah und Leni, um den Vater meiner Tochter ebenfalls in den Arm zu nehmen.
„Schön dich zu sehen, Liz. Wie geht es euch?", fragt Noah leise, als wir uns wieder losgelassen haben und streicht Leni liebevoll eine Strähne ihres dunklen Haares aus der Stirn.
Noah und Leo wohnen zum Glück nicht allzu weit von Ash und mir entfernt. So kann Helena und in Zukunft auch ihr Bruder wann immer sie möchte zu ihrem Vater und dessen Mann hinüber laufen. Als Ash und ich uns vor knapp 6 Jahren dazu entschieden haben ein Baby zu bekommen, war uns diese Bedingung sehr wichtig. Denn auch wenn Leni und ihr Bruder bei uns beiden leben, wollten wir den regelmäßigen Kontakt zur ihrem Papa unbedingt ermöglichen. Und auch Noah möchte seine Tochter und bald auch seinen Sohn so oft wie möglich bei sich haben.
„Uns geht es sehr gut. Ash kümmert sich wahnsinnig toll um mich und Leni in den letzten Schwangerschaftswochen und ich versuche mich so viel wie möglich zu schonen. Was ist mit euch? Wie war euer Urlaub?"
Doch bevor Noah mir antworten kann, klingelt es erneut an der Haustür und wieder beginnt Leni aufgeregt zu rufen. Ihre blauen Augen werden erneut eine Spur heller.
„Das sind Finn und Lewis, oder??"
Genau wie Ashlee vorhin gelingt es Noah gerade noch so seine Tochter abzusetzen, bevor sie blitzschnell im Gang verschwindet, um den nächsten Gästen die Tür zu öffnen.
„Na ich hoffe doch, dass sie Emily und Rob auch auch mitgebracht haben", sage ich mit hochgezogener Augenbraue und da lacht Noah belustigt auf.
„Ganz ehrlich, die Zwillinge sind schon so gerissen, da würde es mich nicht wundern, wenn sie ohne ihre Eltern hier aufschlagen", grinst mein Schwager und zwinkert mir aufmunternd zu.
Ich jedoch seufze nur tief.
„Das scheint ja in der Familie zu liegen. Je älter Helena wird, desto schwieriger lässt sie sich bändigen. Selbst Ash stößt manchmal an ihre Grenzen", sage ich und da legt mir Noah fürsorglich einen Arm um die Schultern.
„Mach dir nichts draus, Ash, Rob und ich waren als Kinder genauso. Wir mussten auch erst lernen mit unseren besonderen Fähigkeiten vernünftig umzugehen. Und zum Glück besitzen Leni und auch der Kleine nur noch zur Hälfte unsere Gene. Genauso wie Finn und Lewis."
„Na zum Glück, sonst würde ich hier noch durchdrehen...", schmunzle ich und just in diesem Moment, kommt Leni gefolgt von den 4-Jährigen Zwillingen fröhlich lachend um die Ecke geschossen.
„Plaaaatz daaaa!!!"
Sowohl Leo als auch Ashlee müssen sich mit einem wahren Hechtsprung aus der Gefahrenzone retten, während Emily und Rob nur kopfschüttelnd und mit einem entschuldigenden Lächeln die Küche betreten.
„Hallo zusammen! Wir wollten uns eigentlich anschleichen, aber die Kinder haben das unmöglich gemacht-...Finn! Nicht unter das Sofa!!!", begrüßt uns Emily flüchtig und läuft sofort hinüber, um ihren Sohn unter der Couch hervor zu ziehen. Ich lache nur leise auf und beobachte die drei Cousins mit einem gutmütigen Lächeln.
„Bruderherz, du hast deine Kinder ja gut unter Kontrolle", grinst Ashlee ebenfalls und drückt Rob liebevoll an sich. Der rollt nur mit den Augen und fährt sich seufzend durch das blonde Haar.
„Sie sind eben wie du und ich, was soll ich da machen? Nur weil Helena Noahs ruhige Art geerbt hat und nicht deine vorlaute- aua!"
Meine Frau hat ihrem Zwillingsbruder soeben gespielt böse gegen die Schulter geschlagen und ich beschließe, dass nun Zeit für einen Aperitif ist, bevor auch die beiden noch durch das Wohnzimmer sausen.
„Dann lasst uns Heiligabend mal zusammen einläuten. Bitte nehmt euch doch jeder ein Glas", sage ich schnell und sogar die Kinder werden bei meinen Worten hellhörig. Während sich die Erwachsenen mit Ausnahme von mir alle ein alkoholisches Getränk von der Anrichte nehmen, gebe ich Finn, Lewis und Leni ein Glas mit Orangensaft in die Hand.
Brav stellen sich die Cousins neben Emily und mir im Kreis auf und heben ihre Gläser.
„Auf ein wunderbares Weihnachtsfest", sagt Ashlee feierlich und legt dabei eine Hand an meine Taille. Ich lächle sie liebevoll an.
„Und viele Geschenke!", werfen Leni und Finn wie aus einem Munde ein und wir Erwachsenen lachen amüsiert auf.
„Und viele Geschenke", ergänzt Ashlee schmunzelnd und zwinkert ihrer Tochter und ihrem Neffen amüsiert zu, „Liz und ich freuen uns sehr, dass ihr hier seid."
„Cheers!", rufen alle einstimmig im Chor und dann stoßen wir gemeinsam an.

———————————

Es ist schon spät am Abend. Das Weihnachtessen war ausgezeichnet und die Bescherung vor allem für die Kinder eine riesige Freude. Nun sitzen wir um den flackernden Kamin herum auf dem Sofa, lauschen der leisen Weihnachtsmusik und betrachten zufrieden den festlich geschmückten Baum.
Lewis war als erster erschöpft in Emilys Armen eingeschlafen und auch Finn blättert auf Robs Schoß nur noch müde in seinem neuen Bilderbuch.
Leni hat sich eng zwischen Ashlee und Noah gekuschelt und hält beim Schlafen mit beiden Händen ihre Mami und ihren Papa ganz fest.
Ich wiederum habe mich dicht an die andere Seite meiner Frau geschmiegt und genieße glücklich die andächtige Stille.
Diese ganz bestimmte Art von Atmosphäre gibt es nur an Weihnachten. Nur dann können alle so entspannt zusammensitzen und einfach nur gemeinsam schweigen. Und es ist ein wundervolles Gefühl.
Ich hoffe auch meine Eltern und meine Geschwister können diese besinnliche Stille gerade erleben. Und ich freue mich schon darauf, sie in den kommenden Tagen alle wiederzusehen...
„Liz?"
Ich drehe bei den gedämpften Worten meiner Frau leicht den Kopf.
„Ash?"
Sie lächelt nur zärtlich.
„Ich liebe dich. Dich und unsere Familie. Ihr bedeutet mir so viel", flüstert Ashlee mir leise ins Ohr und sieht mir dann liebevoll tief in die Augen.
„Ich liebe dich bis ans Ende meines Lebens. Du und Leni seid alles für mich. Und wenn der Kleine erst da ist, könnte ich nicht glücklicher sein", flüstere ich gefühlvoll zurück und da beugt sich Ash leicht nach vorne und gibt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
„Ich freue mich schon so sehr darauf", wispert meine Frau und küsst mich erneut, „unsere Familie. So einzigartig und so wunderschön."
Wir lächeln uns glücklich an und als wir den Blick zurück zu unseren Gästen lenken, tauschen auch Rob und Emily gerade einen liebevollen Kuss. Noah beobachtet seinen kleinen Bruder nur mit einem Schmunzeln und zieht Leo noch näher an seine Brust. Auch die beiden sehen sich tief und lange in die Augen.
„Fröhliche Weihnachten", flüstert Emily leise in die Stille und wir antworten alle auf dieselbe Weise.
„Fröhliche Weihnachten..."
Ich spüre wie Ashlee eine Hand auf meinen Babybauch legt und mich dort liebevoll streichelt. Zärtlich sehe ich meine Frau an und die Gefühle in meinem Herzen könnten in diesem Moment nicht stärker sein.
Ich liebe diese wunderschöne Frau so sehr.
„Du bist mein Leben", flüstert sie so leise, dass nur ich es verstehen kann.
„Und du bist meines", wispere ich zurück und kuschle mich ganz nah an Ashlee heran.
Mein Leben.
Meine Frau.
Mein Mädchen.

Frohe Weihnachten alle zusammen! 🎅🏻🎄🎁
Ich hoffe ihr verbringt den Abend heute mit euren Liebsten und feiert ein tolles Fest zusammen.
Und weil wir uns bis dahin nicht mehr lesen werden, euch schon mal ein glückliches und gesundes neues Jahr 2023! 🥂🎆

Liebe Grüße!

Ash & Liz: Christmas SpecialWo Geschichten leben. Entdecke jetzt