Kapitel 3

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Als er noch im Morgengrauen auf dem Flachdach des Hochhauses landete, war Crouch nirgends zu sehen.

Nur noch abgerissene Netze lagen auf der Stelle, wo Crouch gelegen hatte und auch die Pistole war von der Tür gelöst. Das Treppenhaus war noch immer verschlossen, als Remus die Klinke runterdrückte.

Furcht regte sich in Remus' Brust und als er vom Dach aus über die Stadt sah, fiel sein Blick sofort in Sirius' Richtung. Crouch würde ihn doch nicht noch mehr bedrohen, oder? Remus wusste zu wenig von der Situation, um die Lage einschätzen zu können. War es eine zufällige Begegnung zwischen Crouch und Sirius oder war Sirius im Visier eines potentiellen Mörders?

Remus musste zugeben, dass er gestern zu verliebt gewesen war, um wirklich darauf zu achten, was zwischen Crouch und Sirius passiert war. Seine Gedanken hatten bloß darum geschwirrt, dass er Sirius in Sicherheit sehen wollte. Er konnte den Funken Schuld nicht unterdrücken, als er an Sirius' verängstigtes Gesicht dachte. Er hätte mehr darauf achten sollen. Mist. Er hätte sich anders verhalten sollen.

Zur Schule kam Remus ausnahmsweise pünktlich, sogar noch vor allen anderen, lehnte sich am Eingang an eine Wand und beobachtete heimlich jeden, der die Schule betrat. Flash würde ihm wohlmöglich den Hals umdrehen, sollte er mit Sirius reden, weswegen Remus sich vornahm ihn nur im Auge zu behalten. Auch Stalking genannt. Gut gemeintes Stalking?

Sobald Sirius durch die Tür kam, machte Remus' Herz einen erleichterten Hüpfer. Sirius war nichts zugestoßen. Noch. Oh Gott, bitte niemals.

Heute hatten sie keinen Unterricht zusammen, weswegen Remus ihn bloß in den Pausen von Weitem beobachtete.

„Da bist du endlich!", ein kurz Schlag traf auf seinen Oberarm, dann tauchte Lily's verärgertes Gesicht vor ihm auf. „Du kannst dich nicht einfach in Luft auflösen, man. Ich hab mir Sorgen gemacht."

„Tut mir leid, Lils", Remus lächelte entschuldigend. „Nach der Sache mit Flash wollte ich einfach nur weg. Und am Abend hatte ich Patrouille. Ich war mit den Gedanken ganz woanders, sorry."

„Bei jemandem eventuell?", neckte Lily.

„Ganz sicher bei jemandem", lachte Remus und die beiden Schüler sahen sofort zu Sirius, der an seinem Spind stand und ein Buch in seinen Rucksack stopfte. Plötzlich rutschte zwischen den Seiten des Buches ein zusammengefaltetes Blatt heraus und fiel auf den Boden. Panisch weiteten sich Sirius' Augen und er ging sofort runter, um es aufzuheben und zusammengeknüllt in seiner Jackentasche zu verstecken.

Besorgt runzelte Remus die Stirn, seine Augen konzentriert zusammengekniffen, während er Sirius beobachtete.

„Also so doll sollst du ihn auch nicht anstarren."

Bei Lily's Worten riss Remus mühevoll den Blick zur Seite und sah sie an: „Ich hab nur an was gedacht. Gestern, als ich auf Patrouille war, hab ich Sirius von einem Kerl gerettet, der ihn bedroht hat. Er hat etwas von einem Drohbrief gesagt. Und jetzt hat Sirius wieder einen Brief. Ich glaube-"

„Warte, warte", Lily packte Remus an den Schultern, damit er stoppte: „Du hast Sirius gestern gerettet? Und mir nichts davon erzählt?"

Remus grinste über beide Ohren: „Ich hab ihn auch nach Hause gebracht. Und wir haben total viel geredet. Und er musste sich an mich klammern, als wir durch die Straßen geschwungen sind."

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