Chapter 1.

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Es dauerte einige Zeit, bis sich mir der Elf zum ersten Mal zeigte. Als dieser Nachtschatten-Elfe davon sprach, den Spiegel mehr zu fürchten als tot, wurde der Spiegel für mich noch interessanter. Damals hatte ein einfacher Offenbarungszauber die Aufgabe erledigt. Der Spiegel hatte sein Geheimnis preisgegeben. Es schien, als läge hinter dem Spiegelglas eine andere Welt. Ein hübsches, elegant eingerichtetes 'Arbeitszimmer' erschien. Aber es war leer. Niemand war da, nicht einmal ein Krabbeltier. Ehrlich gesagt war ich etwas enttäuscht. Ich dachte, dort würde mich etwas anderes erwarten. Aber damit war ich zufrieden, besser als nichts.

Am nächsten Tag saß ich voller Neugier vor dem Spiegel. Mit etwas Magie befestigte ich eine brennende Kerze an der Stuhllehne des Holzstuhls. Ich war fest davon überzeugt, dass hinter dem Spiegel noch mehr steckte. Es hat länger gedauert als erwartet, ich bin sogar eingeschlafen. Ich bin durch reinen Zufall aufgewacht und da habe ich das Feuer bemerkt. "Ein Feuer!" murmelte ich überrascht. Es brannte im Kamin, so frisch, als hätte es jemand gerade angezündet. Ich richtete mich leicht auf und sah in den Spiegel. Aber als nichts weiter passierte, lehnte ich mich zurück und seufzte. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die verzierte Glastür von selbst und eine dunkel gekleidete Person trat ein. Es war kein menschliches Wesen, aber es wirkte dennoch humanoid. Seine Hände waren gefaltet, und er lief einfach an dem Spiegel vorbei strikt zum Bücherregal. Er streckte seine Hand nach einem Buch aus, und dort hatte ich die gelegenheit sein Aussehen eingehender zu betrachten. Er trug ein dunkelblaues Gewand mit sternförmigen Verzierungen und einer hochgezogenen Kapuze. Darunter befand sich eine elegante Tunika mit dem Emblem der Sterne auf seiner Brust. Sowohl die Farbe der Kleidung als auch die Farbe seiner Haut gehen über von dunkelblau zu blassviolett und erinnernte mich an den Kosmos. Um ehrlich zu sein fand ich das wunderschön, einfach unglaublich schön.... Er schien wohl nicht gefunden zu haben was er suchte, denn er drehte sich um, und wollte denn Raum wieder verlassen. Aufgebracht sprang ich auf. ,,Nein! Nein! Nein!",meinte ich etwas lauter. Doch das Wesen, was im nachhinein betrachtet ein elf war, nahm keinerlei Notiz von mir, und ging zu Tür. Die Tür öffnete sich wieder und er verschwand. Entäuscht ging ich etwas vom Spiegel zurück. Ich seuftzte unzufrieden. ,,Wer bist du...?",fragte ich kaum hörbar in denn Raum hinein.

Ich hatte mich nicht von der Stelle bewegt, seit er sich zum ersten Mal gezeigt hatte,und wartete ungeduldig darauf, dass er wieder auftauchte. Natürlich wusste ich, das es Stunden oder sogar Tage dauern konnte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er bald zurückkommen würde. In der Tat war es so. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber die Glastür öffnete sich wieder und der Elf trat ein. Wie beim ersten Mal ging er anmutig durch den Raum, die Hände gefaltet, und zündete im Vorbeigehen eine Kerze an. Wie beim letzten Mal ging der Elf zum Kamin, ohne mich zu bemerken. Ich starrte intensiv in den Spiegel und stand auf. Ich sah zu, wie er sich umdrehte und auf halbem Weg stehen blieb. Der Elf schien über etwas nachzudenken und drehte dann plötzlich seinen Kopf zum Spiegel. Als er auf mich zukam, trat ich überrascht ein paar Schritte zurück. Hat er mich gesehen Er trat näher und jetzt konnte ich sein ganzes Gesicht sehen. Er sah jung aus, jünger als ich. Sein Gesichtsausdruck war neutral, fast traurig. Ich hob meine Hand leicht und er tat dasselbe. Aufregung breitete sich in meinem Körper aus. Er hat mich also gesehen! Kurz bevor sich unsere Hände auf der Spiegelfläche getroffen hätten, richtete er mit seinen Händen die goldenen Verbindungsstücke gerade. "Du kannst mich nicht sehen. Auf deiner Seite...", sagte ich mit ruhiger Stimme. Und wir beide zogen gleichzeitig unsere Hände zurück. Dennoch schienen sich seine durchdringenden gelben Augen auf mich zu fokussieren. Er wandte sich wieder ab. "Ist das nur ein Spiegel..." murmelte ich.

Ich setzte mich wieder hin auf meinen Stuhl und beugte mich leicht vor. Ich betrachtete diesen Raum genau. Hatte ich ihn schon einmal gesehen? Nein... Ich hätte mich an dieses Zimmer erinnert. Der Elf stand in der Nähe des Kamins und las in einem Leder gebundenes Buch, ohne jegliche Regung. Nach einer Weile klappte er das Buch wieder zu und dimmte das Kerzenlicht mit einer Handbewegung, als er zum Tisch ging, um sein Buch abzulegen. Der Tisch war aus irgendeinem Holz, das ich nicht kannte, oder war er nur silbern lackiert? Er hatte seinen Rücken zu mir und lehnte sich leicht nach vorne. Dann ließ er mit einer Handbewegung das Kerzenlicht ganz ausgehen. Das Einzige, was sein Zimmer jetzt erhellte, war der Kamin und das schwache Licht, das durch das große Buntglasfenster hereinfiel. Ich seufzte, als er den Raum verlassen wollte, er hielt aber mittendrin inne. Er stand für einpaar Sekunden da, bevor er seinen Kopf gezielt zu mir drehte. Ich stand erschrocken von meinem Stuhl auf. Er drehte nun seinen ganzen Körper zu mir und starrte mich an. Dann drehte er seine Hand zum Kamin, hielt aber immer noch Augenkontakt. Das Feuer bewegte sich vom Kamin zu seiner Hand. Er hob leicht die Hand. Ich beobachtete das alles interessiert. Dieser kleine Funke Traurigkeit war jetzt aus seinem Gesicht verschwunden und seine Augen strahlten vor lauter Interesse. Dann verzog er wütend das denn Mund und ballte seine Hand zu einer Faust. Das Feuer ging aus und er tauchte den ganzen Raum in Dunkelheit. Fragend bewegte ich mein Gesicht näher zum Spiegel und näher... Ich kniff meine Augen zusammen, um etwas zu erkennen, und dann... Langsam erschien die Hand des Elfen auf der Oberfläche des Spiegels. Die Hand, die nur vier Finger hatte.

~Love behind mirrors~ (Aaravos x Viren)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt