30. Schritte in die richtige Richtung

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Dags P.o.V.:

Das war alles so komisch und doch so schön. Vincents Arm um meine Hüfte, so nah, dass ich seinen Atem an meinem Ohr hören konnte. 

Er roch immer noch so gut. Ich würde diesen Geruch immer lieben, egal, was zwischen uns war. 

Es war das erste Mal, dass ich wieder ehrlich lächeln konnte. Zwar noch schüchtern und zurückhaltend, nur für die Kamera - aber die kleinen Gesten, die Vincent machte, brachte mich zum Lächeln. 

Ich hatte das Gefühl, dass ich meinem Seelenfrieden wieder ein Stück näher kam. 

Der Fotograph, dessen Namen ich mir einfach nicht merken konnte, schoss noch einige Bilder von uns. Hieß er Tim oder Tom? Eigentlich war es auch egal.

Wofür er die Fotos schoss, wusste ich allerdings auch nicht mehr

"Okay, das war's eigentlich auch schon. Tut mir leid, hat länger gedauert, als gedacht", murmelte er, während er sich mit einem kleinen Grinsen die Fotos ansah. 

Zumindest war der Typ nett, das musste man ihm lassen. Auch wenn ich seinen Namen nicht mehr wusste. 

Ich wollte mich schon schütteln und den Raum verlassen, damit ich mit Daniel wieder nach Hause konnte - aber dann sagte er etwas, was mich erstarren ließ. 

"Dann wünsche ich euch viel Erfolg mit eurem neuen Album!"

Ein Blick zu Vincent reichte, damit ich sah, dass ihm ebenfalls die Kinnlade herunter klappte. Wir hatten das beide komplett vergessen und es hätte mich eh nicht sonderlich interessiert, weil mir das mit Vincent einfach zu sehr weh getan hatte. 

Aber ich war mir doch irgendwie sicher, dass es ein Problem werden würde, wenn wir uns da nicht bald mit befassen würden. 

Mit geweiteten Augen sah ich Vincent an, schluckte leicht und verließ dann reflexartig den Raum, um der Situation zu entfliehen. 

Schnell rannte ich zu meinem Backstagebereich, wo ich mich dazu zwang, tief durchzuatmen. Daniel war nicht da, was es nicht wirklich einfacher machte - aber in letzter Zeit war er eh oft nicht da oder mit dem Kopf so weit weg, dass er eigentlich nur verliebt sein konnte. 

Als er frisch mit seiner Exfrau zusammen gekommen war, hatte er sich genauso benommen. 

Ich ließ mich auf dem Stuhl vor dem Spiegel fallen, wischte mir mit zitternden Händen das Make-Up aus dem Gesicht. Sofort kamen die geröteten Wangen und die Augen wieder zum Vorschein, von der blassen Haut ganz zu schweigen. 

Ich war müde, wollte wieder einfach nur schlafen und so allem, was mich belastete entfliehen. Die Albträume waren zwar auch immer noch heftig, seit ich kein Fieber mehr hatte, fühlten sie sich aber wenigstens nicht mehr ganz so echt anfühlten. 

Mit einem Seufzen legte ich die Arme auf den kleinen Tisch und vergrub mein Gesicht darin, schloss für einen Moment die Augen. 

Einfach nur schlafen, das wäre schön. 

Aber ohne Daniel konnte ich das vergessen, deswegen stand ich doch wieder auf und beschäftigte mich stattdessen mit den Blumen und den Süßigkeiten. Das war irgendwie einfach süß, brachte mich immer noch zum Lächeln. 

Vincent hatte es sich also gemerkt, dass es meine Lieblingssüßigkeiten waren - das wusste sonst niemand. 

Vorsichtig öffnete ich die Tüte und aß ein bisschen davon, rollte mich auf dem Sofa zusammen. 

Vermutlich sollte ich einfach mit Vincent reden, aber sobald er vor mir stand, wurde mein Mund ganz trocken und ich bekam kein Wort mehr heraus. Dabei wollte ich doch einfach nur meinen besten Freund wieder, auch wenn ich nicht mehr bekommen würde.

Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt