Prolog

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Wenige Stunden zuvor



Was - sie wurden angegriffen?! Derya Owens hielt mitten in seiner Bewegung inne und sah zu seiner Rückendeckung im Kampf und bestem Kumpel, Jax Thompson. Welcher vor wenigen Sekunden, dabei diese Info schreiend und wild gestikulierend, sein Zimmer gestürmt hatte und nun keuchend zum Stehen kam. „- du sollst deinen Hintern bewegen - wir sind umstellt!"

Nun war es also so weit! Die Vampire standen vor ihrer Tür!

Derya sah seinem Freund einen Moment lang hinterher, der, nachdem sie noch ein paar Worte gewechselt hatten, den Raum ebenso schnell wieder verlassen hatte, wie er aufgetaucht war. Und wandte sich wenig später dem einzig anderen Wesen im Zimmer zu. Kitai Madarame.
Einer der übrig gebliebenen, lebenden Vampire der ersten Generation. Den sie, also die Jäger, erst vor einigen Stunden überwältigt, und, einem magischen Sklavenband sei Dank, wie zwei weitere, damit unter ihre Kontrolle bringen konnten. Wobei er das Gegenstück zu dessen Halsband an seinem Handgelenk trug. Womit er dem Vampir als Einziger seinen Willen aufzwingen konnte. Ohne dass das japanische Clanoberhaupt eine Möglichkeit hatte, sich dagegen zur Wehr zu setzen.

Eine Strategie, die sie nutzten, um ihre übermenschlichen Gegner auf eine bequeme Art aus dem Weg zu räumen. Ohne dabei selbst zu viele Verluste auf ihrer Seite zu riskieren. In dem Versuch, die Erde von den sogenannten Höllenbestien zu befreien.

Ein zugegeben cleverer Schachzug, eines der mächtigsten Wesen auf Erden auf seinesgleichen zu hetzen. Wäre da nicht die Tatsache, dass er, nach einem kurz zuvor belauschten Gespräch unter zwei seiner Vorgesetzten, zu dem Schluss gekommen war, dass er das, was sie hier taten, nicht bereit war, weiter zu unterstützen. Weshalb er einen Entschluss gefasst hatte.
Sie mussten den Krieg, welchen die Jäger provozierten, verhindern und diese aufhalten. Doch dafür war es leider unvermeidlich, die Seite zu wechseln. Was bedeutete, er war gezwungen, wissentlich seine Familie und Freunde zu verraten, in der Hoffnung, dass es dazu beitrug, die Apokalypse zu verhindern.

Die Offenbarung, welche eine Weltkatastrophe zur Folge hätte. Nicht wie die sieben Plagen der Endzeit in der Offenbarung des Johannes' im Neuen Testament der Bibel. Dennoch wäre es definitiv das Ende der Erde, wie sie sie kannten.

Ein Entscheidungskampf ganz anderen Kalibers, wenn die dunklen, nicht von Gott erschaffenen Kreaturen auf eben diese trafen, und keine Rücksicht mehr darauf genommen wurde, was die unwissenden Menschen zu Gesicht bekamen. Etwas, das mit aller Macht vermieden werden sollte. Und das, nebenbei erwähnt, die eigentliche Aufgabe der Jäger, Reaper oder Hüter war, wie sie unter anderem genannt wurden.
Allerdings schien er unter den Jägern derzeit der Einzige mit dieser Meinung und einem Fünkchen Verstand zu sein, um zu erkennen, auf was sie hier zuschlitterten.

„- und du wirst dafür sorgen, dass sie mich am Leben lassen?!" Deryas sturmgraue Augen trafen auf die grünen des Blutsaugers. Welchem zwar möglich war zu antworten, der sich ansonsten jedoch nicht weiter bewegen konnte. Und das auch nur, weil er es ihm erlaubt hatte.

„Sie werden dich höchstwahrscheinlich mitnehmen -. Je nachdem, wer in diesem Moment da draußen an Aaran Igarashis Seite steht. Er ist mit Sicherheit nicht allein gekommen. Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert. Dennoch solltest du dich zurückhalten."

*

Und genau diese Szene spielte sich jetzt in seinem Kopf ab, als hätte sein Verstand sie aufgenommen. Sobald er den Körper des Dämons, Huang Lis', wie Kitai ihn genannt hatte, an seinem Rücken spürte, ebenso wie dessen Hand in seinem Nacken, welchen dieser in einem warnenden Griff hielt.

Wie Kitai Madarame etwa eine Stunde zuvor vorhergesagt hatte. War der Vampir Aaran Igarashi, ebenfalls ein Vampir der ersten Generation, und jemand, den er um Hilfe gebeten hatte, nicht allein nach Nagano gekommen. Eine Stadt in der gleichnamigen Präfektur Japans, in welcher sich etwas außerhalb eine ihrer Zweigstellen befand.

Der Mann hatte nicht nur ein Dutzend seiner eigenen Leute im Schlepptau. Nein, auch mindestens zwei Handvoll Dämonen waren anwesend, um die Freiheit der gefangen genommenen Blutsauger zu fordern. Angeführt von Huang Li, einem der mächtigsten Dämonen, welche derzeit auf der Erde lebten, und zudem einer der elf Triadenbosse Chinas.

Es folgte ein Wortgefecht zwischen Igarashi und seinen Vorgesetzten. Mit einem anschließenden Schusswechsel.

Und jetzt stand er hier, auf der gegnerischen Seite, und war dabei, Kitai Madarame, der seinen schluchzenden Partner in Händen hielt, das mit Runen verzierte Halsband abzunehmen. Welches er daraufhin dem Dämon hinter ihm reichte. Was seinen Standpunkt nur zu deutlich machte.

Derya versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Nun gab es kein Zurück mehr.

„Was passiert jetzt mit mir?" Deryas Herz schlug bei den unterschiedlichsten Emotionen, die in ihm tobten, heftig in seiner Brust und ließ seine Stimme nicht so fest klingen, wie er gehofft hatte.

„Du wirst mit mir nach Shanghai kommen. Dann sehen wir weiter."

Ein Schauer lief bei der tiefen, dennoch angenehm weichen Stimme des Dämons Deryas Wirbelsäule hinunter. Sie schien seinen Körper regelrecht vibrieren zu lassen, derweil sich sein Atem beschleunigte. Allerdings war es, zu seinem eigenen Erstaunen, kein unangenehmes Gefühl. Nichts, was ihn in Panik versetzte. Im Allgemeinen fühlte er sich nicht wirklich unwohl so dicht an der Seite des Chinesen, mit dessen Atem in seinem Nacken. Was ihn doch leicht verwirrt zurückließ. Es war etwas, womit er schlicht nicht gerechnet hatte, und ihn zudem ein wenig verunsicherte, schließlich waren sie bis eben Feinde gewesen. Er sollte zwar nicht hysterisch werde, doch zumindest ein wenig Beklemmung wäre mit Sicherheit normal.

Blieb jetzt nur zu hoffen, dass er soeben nicht den größten Fehler seines Lebens beging. Weiche Knie bei diesem sexy Dämon hinter ihm hin oder her.

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