Li(n)a

Komisches Versteckspiel

"Daddy? Wann fängt die Schule wieder an?", fragend sehe ich ihn an.
Ich war schon sehr lange nicht mehr in der Schule und langsam wird es mir langweilig.
Diese Ferien wollen irgendwie einfach nicht vorbei gehen.

"Bald, mein Schatz. Übrigens habe ich eine kleine Überraschung für dich.", er schaut mich geheimnisvoll an.
Aufgeregt klatsche ich in die Hände.
Ich liebe Überraschungen!
Dass ich immer noch nicht weiß, wann die Schule beginnt, habe ich wieder vergessen.

"Was denn, was denn?", meine Stimme wird vor Aufregung höher und ich kann nicht mehr still sitzen.
"Das sage ich dir nicht, doch es gibt ein paar Regeln.
Wir werden ein Spiel spielen, du und ich, und wenn du gewinnst, bekommst du die Überraschung.", erklärt er.

Meine Augen fangen an zu leuchten.
Ich liebe Spiele!
"So ähnlich wie Schnitzeljagd?", frage ich noch einmal nach und Daddy nicht.
"Ganz genau, meine Süße.
Also es ist so: Deine Oma wird kommen...", ich unterbreche ihn indem ich Jubelschreie heraus posaune.

"Jaaaaa, Oma koooooommt!", ich führe einen Freudentanz auf.
"Aber du darfst sie nicht sehen. Oder eher gesagt: sie darf dich nicht sehen.", fährt Daddy fort.
Augenblicklich bleibe ich stehen und schaue ihn verwirrt an:
"Aber wieso nicht?"

"Weil wir mit deiner Oma verstecken spielen, Lina.
Wenn du dich so gut versteckst, bis sie weg ist, dann bekommst du die Überraschung.
Aber sie darf dich nicht sehen, kein einziges Mal. Hast du das verstanden?", seine Stimme klingt immer härter.

Ich sehe ihn traurig an: "Aber ich habe Oma so doll vermisst."
Daddy schenkt mir ein sanftes Lächeln und zieht mich auf seinen Schoß: "Lina, sie kommt doch wieder zurück.
Sie tut bloß so, als ob sie wegfährt, wenn sie und ich fertig geredet haben, dann darfst du sie sehen."

Mein Blick erhellt sich und ich umarme Daddy fest.
Er ist so lieb zu mir, sogar lieber als er davor war.
Dauernd macht er mir Geschenke und spielt mit mir, die Väter von meinen Freundinnen sind dauernd arbeiten.
Ich habe eben den besten Daddy auf der Welt!

"Wann ist Oma denn da?", frage ich neugierig.
"In zwei Stunden, doch davor müssen wir noch dein Zimmer etwas...umräumen.", er zögert kurz.
"Häääää wieso??", ich steige von seinem Schoß und beäuge ihn misstrauisch.
Mein Zimmer soll so bleiben wie es ist!

"Das hat etwas mit deiner Überraschung zu tun!", er stupst mir mit seinem Zeigefinger auf die Nase und bringt mich dadurch zum Kichern.
Ob ich wohl ein neues Zimmer bekomme?
Oh ja!

"Boah, ich kann nicht mehr!", erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen, doch Daddy zieht mich sofort wieder runter.
"Lina! Das Bett muss ordentlich bleiben!", er streicht über die Bettdecke, sodass sie spiegelglatt da liegt.

Fast zwei Stunden lang haben Daddy und ich mein ganzes Zimmer aufgeräumt, meine ganze Kleidung in Koffern verstaut, sowie meine Kuscheltiere.
Nun sieht mein Zimmer so aus, als würde ich gar nicht drin leben.
Die Koffer hat Daddy auf den Dachboden gebracht.

"Nur noch 15 Minuten. Weißt du schon wo du dich verstecken wirst?", sein Blick durchdringt mich.
Ich nicke schnell.
"Ist aber ein Geheimnis.", frech zwinkere ich ihm zu.

Er lacht leise und drückt mich dann nochmal fest in seine Arme.
"Wenn du das schaffst, Lina, wird alles so gut. Alles wird perfekt.
Du musst bloß für eine Stunde ungefähr in deinem Versteck bleiben. Geh vorher nochmal aufs Klo und nimm ein Kuscheltier mit, damit die nicht langweilig wird.
Aber wehe du bist laut!"
"Ay Ay, Captain!", ich salutiere vor ihm und er fängt an zu lachen.