4. Lyn Photo Studio [Cress Sicht]

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Wenn man mein Studio betrat, sah mein gleich auf der rechten Seite eine weiße Leinwand. Models häuften sich immer auf einer mokkafarbenden Bank ohne Rückenlehne, welche hinter dem Fotografen, aber dennoch an der linken Seite der Leinwand stand. Die Rückseiten aller Leinwände waren vom Eingang aus gesehen zur linken und zur rechten Wand gerichtet. Der vorderste Teil war hell. Alles war weiß. Vom Boden über die Wände bis hin zu den Möbeln. Auf der linken Seite weiter zum Ende des Vorderbereichs war der Empfangstresen und da hinter ein paar Tische mit Computern. Zwei Wände von der linken und rechten Seite trennten den hinteren vom vorderen Bereich. Manchmal nervte es mich schon, dass man zehn Meter vom Eingang bis zum Tresen laufen musste, doch ich liebte es nun mal, wenn es nicht gequetscht sondern frei war. Ich wusste, dass man auf der linken Seite mehr Shootingplätze schaffen konnte, aber es war mir zu eng. Links waren zu dem die Dunkelkammer. Der hintere Bereich besaß die farbigen Hintergründe. Aber das wahre Paradies war im Obergeschoss. Ich führte Alys und Zera zum Fahrstuhl. Nun verlief der Durchgang durch die Shootingplätze. Von landhausstilmäßige Möbel über Shabby bis hin zu sehr modernen Einrichtungen. Man hatte das Gefühl, durch unterschiedliche Wohnungen verschiedener Gesellschaftsschichten zu laufen. Doch mein größter Stolz lag verborgen. Als sie nun das erste Mal in meinem Studio waren, bewies Zera sofort sein Technisches Können an einem meiner Rechner. Obwohl dieser seit einem Jahr nur rumgammelte, da kein ach so schlauer Techniker ihn reparieren konnte und gar überhaupt den Fehler fand, hatte er ihn nach einer halben Stunde repariert. Leider gingen alle Daten verloren. Die Festplatte war im Eimer. Mich störte es nicht, da ich die wichtigsten Daten auf einem meiner eigenen Server speicherte. Als Dankeschön schenkte ich ihm diesen Rechner. Alys schien auf zu blühen in dieser Fotowelt. Doch all diese speziellen Kameras schüchterten sie ein. Ich will nichts zerstören. Ich fasse besser nichts an, meinte sie. Ich lachte: Dann kaufe ich neue. Wo ist das Problem? Sie zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Doch ich wusste was sie sagen wollte: Das ist aber verdammt teuer. Ich nickte und meinte: Ich verdiene sehr gut. Ich musste schmunzeln. Sie hatte keine Ahnung, was ein paar Meter von ihr entfernt geschah. Nun eilte ich zu meinem Spezial Büro. Ich hatte das Gefühl jemand würde mich dabei beobachten. Zera. Mein Augen blickten ihn durchdringend an. Er hatte mich durchschaut. Neugierig schaute er mich direkt an. Ich ging stur weiter in dieselbe Richtung. Ich wollte ihn verwirren. Was ist schon so geheim an einem Entwicklungsraum. Schnell eilte ich hinein und fragte mich, ob er auch bald hier erscheinen würde. Bei dem Rundgang schien er misstrauisch. Er ahnte, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste. Leise durchquerte ich den Hauptraum und presste mich gegen die Wand des Nebenraums. Die Tür zum Hauptraum wurde geöffnet. Tatsächlich war Zera eigetreten. Er schaute sich um. Er wirkte misstrauisch. Ich löste mich aus meiner Haltung und kam nun wieder in den Hauptraum. Er bemerkte mich, betrachtete aber ein Bild, das vor ihn lag. Wer ist das?, fragte er mit einer kalten Stimme. Ich schaute auf das Bild. Es war eines der Fotos aus dem Kinderheim. Ich fand irgendwo im nirgendwo den Film und musste ihn einfach entwickeln. Das ist Alys, sagte ich barsch. Wie du mir so ich dir, dachte ich und wollte die neue Lösung für die Fotos holen. Das rote Licht nervte mich. Alles war so schwer zu erkennen. Wie ich das hasste. Und schwubs flog mir eine Flasche aus dem Regal. Ich wartete auf das Geräusch des Aufpralls, doch es kam nicht. Ich drehte mich um und erschrak. Zera stand dicht hinter mir. Entschuldigend hob er die Flasche hoch und meinte: Ich habe sie nur aufgefangen. Eigentlich wollte ich dir meine Hilfe anbieten. Ich glaubte ihn nicht. Sein Blick sagte mir, dass er log. Doch ich ging darauf ein und sagte: Weißt du was? Das ist echt lieb. Ehm könntest du ein paar der Heimbilder von Alys nehmen und ihr geben? Eigentlich dachte ich, dass ich sie nie mehr sehen würde, aber nun. Ich lächelte. Ich war überrascht, dass das Lächeln ehrlich war. Er hob noch ein Bild hoch. Wer ist das? Ich war verwundert, dass seine Stimme nun so freundlich klang. Er wollte mich um den Finger wickeln. Und ich? Ich wollte ihn loswerden. Ich dachte, wenn ich ihm den Namen gebe, geht er. Yukio. Er betrachtete das Bild. Fotografierst du ihn oft? Sein Blick wanderte durch den Raum. Etwas sagte mir, dass er ihn kannte. Ich schüttelte den Kopf und drückte ihm noch ein Stapel Fotos in die Hand und sagte: Bring das bitte zu Alys. Gib mir Bescheid, wenn sie sich darüber freut. Er fixierte nun seinen Blick auf eines der Bilder. Was hat das auf dem Bild zu bedeuten? Langsam nervte mich seine gespielt nette Stimme. Ach. Tu nicht ein auf nett. Ich weiß, dass du neugierig bist und mich nur ausquetschen willst. Aber nun geh und bring ihr die Fotos. Ich hab noch eine Menge zu tun. Er starrte mich an. Plötzlich fasst er mein Handgelenk und drückte mich gegen das Regal. Ich weiß, dass du etwas verheimlichst. Und ich werde es heraus finden. Ich lachte auf um ein Schmerzensschrei zu vertuschen: Ich sagte nicht, dass ich es vor dir verheimlichen will. Ich werde dir so viel erzählen, wie viel du zu wissen brauchst. Damit löste ich mich aus seinem Griff und eilte in den Nebenraum. Er schaute mir nach und ging dann. Ich wusste, dass er mir Angst einjagen wollte. Doch er wusste nicht, dass ich täglich Drohungen erhielt. Ich drückte auf den roten Knopf um das Licht aus zu machen und eilte in den Fahrstuhl. Ich wusste, man wird mich oben suchen, doch ich werde nie dort gewesen sein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 15, 2015 ⏰

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