Der Krieg hatte erst angefangen und schon so viele leblose Körper waren zu sehen. Dieses Schlachtfeld war früher eine meiner Lieblingswiesen gewesen, mit roten Blumen, doch jetzt war es ein Blutsee. Die Männer waren erschöpft, eine Angstwolke durchzog langsam ihre hilflose Seele. Wie das alles begonnen hat?
Naja, die meisten betrachten diesen Kriegsbeginn als eine Katastrophe. Ich finde hingegen, dass ich einen sehr guten Job gemacht habe. Wisst ihr, es ist einfach zu sagen dass, wenn man einen reichen Vater hat, alles einfach und gelöst ist. Aber leider ist es nicht so, zumindest nicht bei mir. Ich bin die Tochter einer sehr reichen Familie, doch manchmal habe ich das Gefühl, dass ich aus einem sehr dunklen Ort komme. Ein Ort, an dem es kein Sonnenlicht, sondern nur Dunkelheit und Hass gab. Da meine Familie nie auf mich aufpasste und sie sich nie für mich interessierte, ging ich meistens zu meinem besten Freund Luca. Ich half ihm beim Lernen und er zeigte mir, wie ich mich verteidigen konnte. Meistens blieb ich bei ihm zuhause und machte dort die Nacht durch. Natürlich, wenn wir müde waren und schlafen wollten, gingen wir in separate Zimmer, da meine Eltern sich sowieso keine Sorgen um mich machten. Oft gingen wir aufs Dach und betrachteten die Sterne und schliefen dort ein. An meinem 21. Geburtstag war ich auf dem Weg zu Lucas Haus, doch ich stolperte über einen Stein, oder zumindest dachte ich, dass es ein Stein war. Ich schaute mit grossen Augen, worüber ich gestolpert war: Es war ein wunderschönes Buch, das einen Totenkopf als Schloss hatte und über einen sehr komischen Titel verfügte. Da stand: «Der Eingang in den Tod». Ich war so begeistert, als die Buchstaben langsam verschwanden und sich ein neuer Satz bildete: «Ein Tropfen Blut auf dem Schloss, wenn du den Schlüssel findest und sein Geheimnis erkennst, gehört das Buch dir». Ich wollte eben lachen, doch da erinnerte ich mich, dass meine Oma mir mal eine wunderschöne Halskette geschenkt hatte. Diese hatte einen Schlüsselanhänger. Wenn man den unteren Teil ablöste, erschien eine spitze Nadel. Ich trug diese Kette immer bei mir und dachte mir, dass es ein Versuch wert war. Ich nahm den Anhänger in die Hand und wollte das Schloss öffnen, doch da bewegte sich das Buch ein paar cm. Ich stach mir so fest in den Finger, dass genau drei Tropfen Blut auf das Schloss fielen. Das Buch ging auf und ich bemerkte, dass auf meinem Handgelenk etwas erschien: ein satanistisches Zeichen. «Was zum Teufel ist ...», flüsterte ich, als ich unterbrochen wurde, «Wer bist du? Und was willst du?», fragte eine tiefe männliche Stimme. Ich drehte mich um und dachte, dass ich träume. Ein seltsames Wesen war da und schaute mich an. Es war sehr gross und hatte lange schwarze Haare. Auf seinem Kopf waren zwei grosse, rote Hörner und seine Haut war ganz bleich. Ich erkannte ihn, so verbeugte ich mich und stellte mich vor: «Mein Herr, ich heisse Alex und ich bin 21 Jahre alt, ich bewundere Sie, seit ich ein kleines Mädchen bin. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen in dieser Welt dienen...» Er unterbrach mich mitten im Satz: «Ich brauche keine nervige Göre, die meine Rituale missbraucht, nur um sich einen Wunsch erfüllen zu können und dass sie es nachher bereut...» Er wetterte weiter, doch ich bemerkte, dass er nervös war, ich konnte nur nicht sehen weshalb. Es war auch nicht so, dass ich seine einzige Schwäche kannte oder so was. »Mein einziger Wunsch ist heute wahr geworden: Ich habe Sie kennen gelernt, aber meine Seele bekommen sie nicht so einfach. Und ja, ich weiss, dass bei jedem Wunsch, den man Ihnen stellt, dies immer eine Konsequenz erzeugt. Meistens, dass man Ihnen die eigene Seele abgeben muss...» Ich konnte die Angst in seinen Augen sehen. «Ich weiss auch ganz genau, dass wenn Sie nicht machen, was ich von nun an sage, ich dieses Buch dem Priester übergeben könnte und er würde es in Heiliges Wasser eintauchen, damit Sie leiden. Also haben wir einen Deal?», flötete ich mit selbstsicherer Stimme, denn alles, was ich sagte, stimmte. Er schaute mich mit weit geöffneten Augen, doch da verzog er sein überraschtes Gesicht in ein geheimnisvolles Grinsen: «Ich sehe, dass du mir nicht dienen willst, aber leider hast du recht. Das Einzige ist, dass ich nicht unter Liebeskummer leide oder Hausarrest... .» Ich unterbrach ihn mit einem irren Lachen. «Ich meinte nicht ein solches Leiden, ich meinte natürlich etwas Schlimmeres. SCHMERZ. Sie werden jeden Tag und jede Nacht nur Schmerz verspüren und dieser Schmerz wird nie verschwinden. Er wird Ihr Leben übernehmen und genau wenn Sie glauben, dass es aufhört, kommen die Schmerzen nur noch stärker zurück und Sie werden nur noch sterben wollen. Doch auch dann vergehen die Schmerzen nicht, glauben Sie mir. Also haben wir einen Deal, JA oder NEIN!?» Er sah mich erschrocken an als wüsste er, dass ich es machen würde. Schliesslich antwortete er: «Hmmm... ein kraftvolles Mädchen! Wie hast du gesagt, dass du heisst?» Ich erwiderte: «Alex.» Er meinte lachend: «Alex, was für ein schöner Name. Ich mag dich. Du bist verrückter als ich. Na gut, dafür bekomme ich an jedem Vollmond-Abend eine neue Seele, also genauer gesagt eine fast tote Person, die du mir bringst.» «Abgemacht.»
Und so begann meine Racheim Dorf. Ihr fragt euch wohl, wieso ich mich rächen wollte. Na ja, sagen wir esso: Keiner in diesem Dorf verdient es zu leben, ausser Luca.
DU LIEST GERADE
Herisau die Stadt des Blutes
Mystery / ThrillerEine teuflische Geschichte, in der sich eine 21-jährige Frau mit Hilfe des Teufels an ihrer Stadt rächt