Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.

Thales von Milet


Es ist kalt. Die Luft riecht salzig und eine frische Brise weht ihr ins Gesicht. Es wird ein sonniger Tag werden, der Himmel ist wolkenlos und gerade, als die ersten Strahlen übern Horizont hervorblitzen, umspült das Wasser ihre Füße. Es ist kalt. Doch anstatt zurück zu zucken genießt sie das stechen welches das kalte Wasser auf ihrer Haut verursacht. Es ist eine Bestrafung für das was sie jetzt tun wird.

Einige Dünen weiter geht gerade ein Mann auf das Meer zu. Es ist noch rau an diesem Morgen der vielversprechend beginnt. Er sieht sich um und atmet die frische Morgenluft tief ein. Kurz erstarrt er als er eine Person in der Ferne sieht die gerade ins Wasser geht. Was hat sie vor? Er geht in die Richtung. Die Wellen schnappen schon nach ihr. Er erkennt dass es eine Frau ist, sie ist vollständig bekleidet. Sie wird sich doch wohl nicht umbringen wollen? Das kann er nicht zulassen. Er ruft laut "Hey" und winkt. Keine Reaktion der Frau. Kein Wunder mittlerweile schwappen die Wellen schon über ihren Kopf. Er beginnt zu rennen. Als er zur Stelle kommt an der die Frau ins Meer gegangen ist zieht er, ohne lange zu überlegen, seine Schuhe, Hose, Jacke, Pulli und Shirt aus. Nur in Shorts läuft er ins Wasser ihm bleibt die Luft weg, angesichts der Kälte, doch lange Zeit zum Überlegen hat er nicht, er sieht noch ihre langen dunklen Haare dann ist sie weg.

Sie spürt wie das Wasser besitz über sie ergreift, sie ist keine gute Schwimmerin das würde es leichter machen gegen den Überlebensinstinkt anzukämpfen. Sie hat keinen Boden mehr unter ihren Füßen, lässt sich tragen vom Wasser es dauert nicht lange und Wasser strömt ihr durch Mund und Nase. Es betäubt ihre Trauer und Last, sie lächelt und denkt. So muss es sich für ihn angefühlt haben. Der Mann am Ufer beeilt sich läuft und schwimmt zu der Stelle taucht unter. Glücklicherweise ist mittlerweile die Sonne aufgegangen und er kann sehen, sieht die Person welche blass in den Blautönen des Meeres hervorsticht. Er taucht mit kräftigen Zügen, kriegt sie zu fassen und schwimmt mit ihr zur Oberfläche. Er hört sie husten und ist unglaublich erleichtert. Angestrengt schwimmt er zum rettenden Ufer. Als er Sand unter seinen Füßen spürt stellt er sie neben sich, stützt sie und gemeinsam stolpern sie ans Ufer.

Ihr Kopf ist leer, nicht mal das mag ihr gelingen. Tränen fließen unkontrolliert über ihre Wangen. Sie fängt laut an zu schluchzen, schämt sich ihres Gefühlsausbruchs kann aber nicht anders. Der Mann hilft ihr auf die Beine, ihre Knie sacken wieder ein. Sie kann nicht mehr. Sie spürt Arme unter ihrer Kniekehle und an ihrem Rücken. Sie spürt wie sie getragen wird und lässt es zu. Was bleibt ihr anderes übrig. Er würde sie nicht hier zurücklassen. Als sie weit vom Meer weg sind, setzt der Mann sie ab.

"Bleiben sie hier ich bin gleich zurück" hört sie ihn sagen dann ist er weg und eine Unglaubliche Leere umhüllt sie. Sie ist völlig durchnässt aber ihr ist nicht kalt. Sie blick auf und sieht die Sonne die hell und freundlich über dem Meer steht, sie spürt die Sonnenstrahlen auf ihren nackten Armen und beobachtet wie die Wassertropfen darauf glitzern. Dann lächelt sie einfach so, sie kann sich nicht mehr daran erinnern wann sie das letzte Mal gelächelt hat aber jetzt passiert es gerade. Jetzt werde ich wohl endgültig verrückt, denkt sie.

Von einem Motorengeräusch wird sie aus den Gedanken gerissen. Ein Auto bahnt sich den Weg durch den Sand zu ihr. Es ist ihr Retter. 

Es geht immer weiter auch wenn es noch so weh tutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt