Im Krankenhaus wird sie untersucht bis auf eine leichte Unterkühlung ist alles in Ordnung.
Ihr Mann wurde verständigt doch er ist noch nicht da. Kann sich wohl nicht von seiner Arbeit los reißen. Auf der Fahrt ins Krankenhaus haben ihr Retter und sie nicht viel gesprochen. Sie sagte ihm nur dass sie es alleine regle und dass er sie einfach absetzen soll. Nur in Unterwäsche und Decken, gewickelt, ihre nasse Bekleidung unterm Arm, betrat sie das Krankenhaus. Sie merkte die Blicke der anderen Menschen, sie muss wie eine Geisteskranke wirken aber das war sie wohl auch, eine Verrückte. So würde zumindest ihr Mann denken, auch wenn er es nie laut ausspricht.
Während sie nach der ersten Untersuchung auf der Krankenbahre wartet überlegt sie welche Erklärung sie abgeben soll? Sie will sich ein psychologisches Gutachten ersparen. Es würde ihr nicht helfen, das weiß sie aus Erfahrung.
Sie denkt an den Mann der sie hergebracht hat, sie stieg aus ohne sich zu verabschieden. Er hat ihren Plan dem Leben ein Ende zu machen zunichte gemacht. Der Gedanke macht sie wütend, wenn er nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt frei und müsst sich keine Gedanken mehr machen. Als sie ausstieg drückte er ihr noch eine Visitenkarte in die Hand mit den Worten: "Falls sie mal reden wollen". Pah... denkt sie, geredet habe ich genug aber geholfen hat es nichts. Wie auch, immerhin ist ihr das schlimmste passiert was einem Menschen passieren kann. Und so ging sie, ohne sich nochmal nach ihren Retter umzusehen, zur Aufnahme des Krankenhauses. Immerhin hat er ihren Wunsch respektiert sie alleine zu lassen und er hat sich nicht wichtig gemacht. Nachdenklich betrachtet sie jetzt die Visitenkarte die neben dem Untersuchungstisch liegt. Sie liest Richard Kollmann darunter steht Fliesenleger und seine Kontaktdaten. Was macht ein Fliesenleger in aller Herrgottsfrüh am Strand fragt sie sich. Sie nimmt die Karte und wirft sie in den Mülleimer in den der Arzt vorher das Holzstäbchen, um in ihren Mund zu schauen, geworfen hat. Dem Arzt hat sie erzählt dass sie auf dem Weg zur Arbeit in einen Weiher gefallen ist. Er hat nicht weiter nachgefragt aber das würde noch kommen dessen war sie sich sicher.
Ihre Kollegen würden sich mittlerweile auch fragen wo sie bleibt, sie kann nicht anrufen ihr Handy hat sie zuhause gelassen und die Nummer weiß sie nicht auswendig. Sie könnte eine Schwester bitten das für sie zu erledigen aber ist das jetzt wirklich wichtig? Als man sie fragte wen man verständigen sollte hat sie den Namen ihres Lebenspartners, Simon Schneider angeben, sie sind nicht verheiratet. Außerdem hat sie seine Arbeitsstelle genannt. Das ist nun eine Stunde her. Eine Hochzeit mit ihm war geplant, doch wie so vieles, ist auch dieser Plan aufgrund des Schicksals nicht wahr geworden.
Trotzdem, sie hat nur ihn und in dem Krankenhauskittel den sie jetzt trägt kann sie sich ja schlecht ein Taxi rufen. Ihre Eltern leben zwar auch beide noch aber in einer anderen Stadt, sie haben kein gutes Verhältnis. Freunde hat sie keine mehr, im besten Fall Bekanntschaften aber niemanden den sie in so einer Situation anrufen würde.
Sie überkommt das unbändige Bedürfnis endlich zu gehen und zwar nicht nur aus dem Krankenhaus. Ihre nasse Bekleidung liegt auf der steril wirkenden, silbernen Fläche und passt nicht ins Bild. So wie sie seit dem 17.03. letzten Jahres nicht mehr ins Leben passt.
Sie steht auf, im Krankenhauskittel und weißen Hausschuhen geht sie zur Tür, raus aus dem Behandlungszimmer. Sie sieht die Menschen hört die Stimmen, jeder ist in seiner Welt. Sie wird nicht beachtet. Langsam geht sie durch den Flur zum Ausgang. Vorm Krankenhaus ist eine viel befahrene Straße.
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Es geht immer weiter auch wenn es noch so weh tut
RandomWie soll man das schlimmste was man sich vorstellen kann verarbeiten? Wann ist der Punkt erreicht an dem sich kämpfen nicht mehr lohnt? Ist es erlaubt irgendwann aufzugeben? Was macht das Leben wieder lebenswert? Eine Geschichte darüber nie aufzugeb...