Kapitel 11 - Der Wolf und das Geschenk

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Vor Schreck ließ ich den Zettel fallen. Ein Drohbrief? Direkt geliefert an die Haustür? In meinem Kopf ratterte es. Noch dazu wurde auch ich erwähnt. Wie versteinert stand ich da, die Tür war immer noch offen. Was sollte ich tun? Mein Blick fiel auf unsere Koffer, die immer noch nicht ausgepackt waren. Ich ging hin, zog die Reißverschlüsse zu und stellte die Koffer vor die Tür. Eins stand fest, Seua und ich würden heute Nacht nicht hierbleiben. Mir war die Zimmerkarte eingefallen, die Ray mir gegeben hatte. Ich kramte in meiner Tasche, bis ich sie fand. Auf der Pappe, in der die Karte steckte, stand der Name des Hotels, sowie die Zimmernummer. Das war auch nicht unbedingt der sicherste Ort, aber wenn wir Glück hatten, kannte diese Person den Ort nicht. Hastig zog ich meine Jacke über und meine Schuhe an. Den Zettel hob ich wieder auf, den brauchten wir als Beweismittel. Die Schrift war ein bisschen verzerrt, aber es war mit der Hand geschrieben worden. Seua kam aus dem Bad, sah die Koffer vor der Tür.

»Cai? Wer war das an der Tür und was machst du?«

Wortlos gab ich ihm den Zettel, hatte mit einer geschockten Reaktion gerechnet, aber Seua zuckte nur mit den Schultern: »Ach das ist nur einer dieser Spinner. Die sind harmlos, glaub' mir.«

»Sicher? Was ist, wenn der auf einmal mit einer Knarre vor uns steht? Die Adresse kennt er schließlich«, erklärte ich hastig. Ich konnte nicht verstehen, wie man so gelassen sein konnte. Seua wollte den Zettel sogar wegwerfen, doch ich nahm ihn wieder an mich.

»Beruhig' dich. Das ist wahrscheinlich nicht mal ernstgemeint.«

Langsam wurde ich wütend. Ihm wurde gedroht, aber es störte ihn überhaupt nicht. Mir reichts. Ich musste handeln und zwar jetzt. Ich nahm seine Jacke und gab sie ihm in die Hand.

»Wir gehen.«

Den Zettel steckte ich in meine Jackentasche, da fühlte ich mein Handy. Stimmt, ich sollte Bescheid sagen, damit ihn im Ernstfall jemand beschützen konnte. Ich holte es aus der Tasche, wählte die Nummer des Senders. Seua legte seine Hand auf mein Handy:

»Was hast du vor?«

»Wir müssen doch jemanden informieren«, sagte ich, doch er drückte meinen Arm runter.

»Von mir aus gehe ich mit dir, wohin du willst, Cai, aber nur wenn du absolut niemandem davon erzählst. Nicht der Polizei, nicht dem Sender und auch nicht Ray.«

»Warum?«, ungläubig sah ich ihn an. Seua hatte überhaupt keinen Sinn für Gefahr. Er nahm seinen Rucksack, packte ein paar Unterlagen ein.

»Weil ich wegen solchen Idioten keinen Aufstand haben will, Cai. Der Sender würde uns einsperren und arbeiten könnten wir auch nicht.«

Auch er zog sich Jacke und Schuhe an, setzte den Rucksack auf. Natürlich wollte ich auch, dass wir weitermachen können, trotzdem ärgerte es mich unheimlich, dass er das einfach abtat. Seua kam auf mich zu, sah mich eindringlich an.

»Das bleibt auf jeden Fall unter uns, klar?«, dieser Unterton und sein Blick machten mir Angst. Ich schluckte, denn so kannte ich ihn überhaupt nicht. Hanjdjkdkjdjd

»Verstanden. Aber nimm' bitte die Autoschlüssel mit.«

Vorerst würde ich es dabei belassen, aber sobald ich wieder den Mut hatte, musste ich das unbedingt ansprechen. Mich beschlich bei der ganzen Sache die düstere Vorahnung, dass er sowas kannte. Stillschweigend gingen wir mit den Koffern zum Auto, ich sagte ihm wie das Hotel hieß. Im Auto herrschte eine erdrückende Stille.

»Woher hast du die Zimmerkarte?«, fragte er, als wir gerade auf die Straße abbogen.

»Die hat Ray mir gegeben, kurz bevor ich zu dir in die Wohnung gegangen bin.«

WolfsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt