Hogwarts

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»Und grüß meinen Patensohn von mir!« rief mir mein Vater hinterher, während ich durch die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10 rannte. Die unwichtigen Gespräche der Mugel wurden innerhalb weniger Sekunden durch die Gespräche von Zauberern ersetzt. Ich besah meine Umgebung. Die schwarze Dampflok mit ihren roten Anhängern sah so beeindruckend aus, wie immer. Einzig die Stimmung war angespannt.

Das Ministerium hat vor wenigen Wochen die Rückkehr von du weißt schon wen verkündet. Seit diesem Zeitpunkt waren unendlich viele Muggel verschwunden. Die Zauberer hatten Angst. Jeder genoss die ruhigen Momente solange es noch ging. Keiner konnte wissen, ob der Freund, die Familie, jemals wieder vor ihnen stehen könnte.

Ich lief das Gleis ab, auf der Suche nach Harry Potter. Irgendwo musste er ja zu finden sein. Als die Dampflok schnaubte, gab ich die Suche auf und ging in den Zug. Vielleicht war er ja auch schon drin.

Der Zug setzte sich in Bewegung und nahm rasch an Geschwindigkeit zu. Ich klapperte währenddessen die Abteile ab. Keines schien den Gesuchten zu beinhalten. Als ich schließlich den vorletzten Wagon durchsuchte, fand ich lediglich seine Freunde Hermine Granger und Ron Weasley.

»Hey, Leute. Habt ihr Harry gesehen?« fragte ich die beiden Gryffindors.
»Ja, aber er ist gerade gegangen.« antwortete Hermine.

Ich stöhnte auf. Warum war er immer weg? Ich zog die Tür weiter auf, ging in das Abteil und setzte mich zu den beiden.
»Dann warte ich hier eben auf ihn.« murmelte ich.

Die Zugfahrt dauerte länger, als sonst, während die Sorge in mir immer größer wurde. Was wenn ihm etwas geschehen war? Wie sollte ich das meinem Vater beibringen? NEIN! Das durfte nicht wahr sein! Immerhin war es Harry Potter! Harry Potter kann sich selbst verteidigen und war schon oft in Kämpfe verwickelt, die er auch gewonnen hat. Auch, wenn es meistens nur Glück war.

Nach einer weiteren sorgenvollen Stunde kam der Zug mit einem zischenden Laut zum Stehen. Wir standen auf und gingen auf das Gleis.
»Vielleicht ist er ja auch schon ohne uns nach Hogwarts gefahren.« sagte Ron und zuckte die Schulter. Hermine nickte und zog mich mit sich.
»Alice! Es hat keinen Sinn zu warten!« murmelte Ron.

Wir stiegen in eine Kutsche und begrüßten unsere Freunde Neville, Seamus und Ginny.

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Die Tische waren besetzt. Die Schüler blickten alle ehrfürchtig zu dem alten Zauberer empor. Laut dem Tagespropheten soll Dumbledore einen Kampf gegen du weißt schon wen gehabt haben.

»Ich freue mich...« die große Tür schwang auf.
Harry und Luna betraten die Halle.
»Er ist schon wieder voller Blut.« stellte Ginny neben mir fest. Jetzt sah auch ich es. An seiner Nase war eine getrocknete Blutspur. Harry setzte sich zu uns, während Dumbledore abermals das Wort ergriff.

»Nun, ich freue mich ihnen ihren neuen Lehrer für Zaubertränke vorzustellen. Professor Slughorn nimmt freundlicherweise seine alte Stelle, als Zaubertrankmeister an. Dementsprechend widmet sich Professor Snape ab sofort dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dieses Jahr wird das Schloss von Auroren bewacht werden. Genießen sie das Mahl!« die Tafeln füllten sich.

»Ernsthaft Snape? Konnte Dumbledore nicht einen anderen einstellen? Mir wäre sogar Lockhart lieber.« stöhnte Ron genervt. Ausgerechnet Snape! Der Erzfeind meines Vaters. Wie ich ihn hasste. Die dunkle Fledermaus, die für ihre schlechte Stimmung bekannt war und den Gryffindors Punkte abzog, wo es nur ging. Ich hasste diesen Mann. Ähnlich wie mein Vater, hegte ich einen riesigen Groll gegen ihn. Kein Wunder, dass ich ihn in meinen Gedanken ebenfalls Schniefelus nannte.

Genießen konnte ich das Essen nicht mehr. Ich stocherte gedankenverloren in meinem Essen herum. Als die meisten Schüler schon verschwunden waren, liefen wir  ebenfalls in unseren Gemeindschaftsraum. Ich ging mit Ginny und Hermine in den Mädchenschlafsaal, während die Jungs in ihren Schlafsaal schlichen. An diesem Abend konnte ich kein Auge zu machen. Ich hatte viel zu große Angst vor der morgigen Verteidigung gegen die dunklen Künste Stunde. Würde Snape uns gegeneinander duellieren lassen? Würden wir vielleicht sogar die unverzeihlichen Flüche anwenden? Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Verzweifelt versuchte ich die Gedanken zu verdrängen und fiel in einen schrecklichen Schlaf.

»Crucio!« bellte Snape. Harry ging in die Knie und schrie fürchterlich. Snape grinste belustigt. Er hatte kein Erbarmen mit Harry. Seine Schreie wurden schriller und verwandelten sich in ein Weckergeräusch.

Ich setzte mich kerzengerade auf. Der Schweiß rann mir übers Gesicht. Erst jetzt nahm ich war, dass mein Wecker immer noch klingelte. Unsanft schlug ich drauf und ließ das Geräusch ersterben.

Einatmen! Ausatmen! Beruhige dich! Es war nur ein Traum! Mit diesen Gedanken wurde meine Atmung gleichmäßiger. Ich stieg aus dem Bett, ging ins Bad und genoss eine kalte Dusche.

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