Kapitel 16

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'Leise, wie eine Katze schleicht sie die Stufen des Treppenhauses hinunter. Die Stimmen aus jener Wohnung sind so laut, dass man sie bis ins Treppenhaus deutlich verstehen kann. Lorella pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht und atmet einmal tief ein bevor sie mit einem gezielten Tritt die Wohnungstür beseitigt.'

Lorellas gezielter Tritt hat aber überhaupt nichts ausgerichtet, außer einen lauten Rumser, und nun hüpft sie leicht jaulend vor Meghans und Emres Haustür herum weil ihr Knöchel von dem ungeübten Aufschlag schmerzt. Die Haare fliegen ihr ins Gesicht und ihr T-Shirt ist immer noch unangenehm klamm. Ja danke das du die wunderschöne Illusion zerstörst! Immer wieder gern. 

Jemand reißt die Tür auf und ich halte in meiner Hüpferei inne. Ich muss ziemlich bescheuert aussehen wie ich so auf einem Bein auf Megs Fußmatte stehe und überrascht durch die mir ins Gesicht gefallenen, wilden Haarsträhnen zur Tür schaue. Direkt in das emotionslose Gesicht vom Discostarrer. Ivan.

Erst als sich ein schiefes, spöttisches Grinsen auf seinem Gesicht breitmacht scheine ich aus meiner Starre zu erwachen. Ich stelle meinen schmerzenden Knöchel auf den Boden, streiche mir fahrig die Haare aus dem Gesicht und hoffe, dass ich nicht so rot bin, wie die Hitze in meinem Gesicht mir weiß machen möchte.

Plötzlich geht ein Ruck durch diesen Ivan und noch bevor ich etwas tun kann lässt mich ein lauter Knall zusammenzucken.

Weil der bekloppte Heini die bekackte Tür vor deiner dummen Nase zugeschlagen hat und du wie eine paralysierte Kuh zugeschaut hast. 'Muhhh'

Es dauert drei Sekunden, in denen ich das weiße Holz der Wohnungstür anglotze, bis die Information in mein Kuhgehirn vordringt. Dann fahre ich hoch Wie von der Tarantel gestochen und beginne die Tür systematisch mit meinen Fäusten zu bearbeiten. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, was ich mir eigentlich davon erhoffe, Na, dass die Tür aufgeht?! was ich machen würde wenn mich jemand hineinließe, schließlich habe ich weder eine Ahnung was da drinnen vor sich geht, noch worum es sich dreht. Und mit supercoolen Kampftechniken, versteckten Waffen und ziemlich schlagfertigen Sprüchen kann ich schließlich auch nicht dienen.

Also lasse ich von der Tür ab und ignoriere das pochen in meinen Fäusten.

Niemand öffnet die Tür.

Auch nicht nachdem ich solange davor stehen blieb bis sich mein Atem wieder normalisierte und meine Fäuste nicht mehr wehtaten.

Los, geh wieder hoch. Bevor Spidy noch das Arschloch anruft. 

Stinksauer öffne ich meine Wohnungstür, pfeffere meine Schuhe in das billige Holzregal und lasse die Tür hinter mir zu krachen. "Es ist aber auch zum Mäusemelken, das alles was mit diesem Ivan zu tun hat so absolut sinnlos zu sein scheint!" schimpfe ich und schlurfe in meine Wohnküche.

Alexej sitzt, die Beine vor seinem Körper angezogen und in meine Kuscheldecke gehüllt, auf meinem Sofa und schaut mich aus verängstigten Reh-Augen ertappt an. Ungläubig schaue ich auf das Nutella Glas in seiner Linken und den mehr als vollen Esslöffel in seiner Rechten.

"Sag mal geht's noch?!" fauche ich, hechte zu ihm und reiße ihm das Glas mit dem köstlichen Schokoladenaufstrich aus der Hand. Schnell, als wolle er sichergehen das ich ihm den Löffel nicht auch noch aus der Hand reiße, schiebt er sich den Schokoladenberg komplett in dem Mund. Entsetzt schaue ich in das halbleere Nutella Glas, dass ich erst heute Morgen gekauft hatte.

"Wie wa ef?" schmatzt Alexej.

"Das" sage ich bedeutungsvoll "war meine Nutella Ration für den ganzen Monat! Und DU hast sie einfach aufgegessen!" Immer noch starre ich in das halbleere Glas, frage mich panisch was ich jetzt auf mein Schulbrot schmieren soll und ob ich noch Geld übrig habe um einfach noch eins zu kaufen. Sind ja schließlich nur drei Euro. Kleinvieh macht auch misst!

Lügen haben lange Beine und einen flachen PoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt