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Bah, was für ein mieses Gefühl. Um Ju drehte sich alles. Selbst als er vor der Kloschüssel im Bad des Clubs kniete und sich übergab, hörte es nicht auf. Er hatte es wohl doch etwas übertrieben mit dem Alkohol. Leicht zitternd wischte er sich mit einem Stück Toilettenpapier den Mund ab und lehnte sich gegen die Kabinenwand. 

"Was ein Scheiß.", dachte er sich und schloss seine Augen. 

"Ju bist du hier?", fragte eine ihm vertraute Stimme. 

"Hier.", murmelte er und öffnete die Toilettentür von seiner sitzenden Position aus. Rezo trat zu ihm herein und musterte ihn besorgt. 

"Geht's?", fragte er und schloss die Tür hinter sich. 

"Mh...", grummelte der Blonde nur und schloss erneut seine Augen. Ein Rascheln war zu hören und kurz darauf wieder die Stimme des Musikers, diesmal aber näher an ihm. 

"Du weist schon, dass du hier auf dem Männerklo bist?"

"Ja und?", murrte Ju. 

"Objektiv betrachtet bist du 'ne Frau. Die Typen draußen sind maybe ein biiisschen verwirrt dich hier zu haben.", lachte Rezo leise. 

"Is' mir grad scheißegal."

"Ich mein ja nur." 

Ein kurzes Blinzeln seitens des Halbasiaten reichte um festzustellen, dass Rezo neben ihm an der Wand hockte. Eigentlich wollte er sich müde an den Youtuber lehnen, doch ein erneutes Zusammenziehen seines Magens trieb ihn wieder zur Kloschüssel. 

"Ich helf' dir mal.", sagte Rezo und übernahm den Part des Haare-haltens für Ju. Ein bisschen unangenehm war diese Situation ja schon, aber er ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen spülte er für seinen Freund, nachdem er sich erneut die Lippen abgewischt hatte und sich wieder an die Wand lehnte. 

"Willst du heim?"

"Eigentlich nicht, aber so macht's ja auch keinen Spaß.", seufzte Ju. "Hast du vielleicht'n Kaugummi?"

"Klar, hier.", sagte der Blauhaarige und zog aus seiner Hosentasche eine kleine Packung mit den besagten Pfefferminzstrips heraus. 

"Danke."

Nachdem Ju das Kaugummi in den Mund gesteckt und ein paar mal gekaut hatte, atmete er tief durch, soweit es vor einer öffentlichen Toilette ging, und ließ sich von Rezo hochziehen. 

"Na komm. Wir sagen noch allen tschüss und dann gehen wir heim.", meinte er. Ju nickte leicht. 

.

Joon und die anderen waren nicht gerade glücklich darüber, dass Ju und Rezo jetzt schon gingen, doch als die Jungs sahen, wie schlecht es Ju gerade ging, hatten sie vollstes Verständnis. Zumal der halbe Tisch mitbekommen hatte, was die beiden da auf der Tanzfläche veranstaltet haben. Zweideutige Blicke wurden untereinander getauscht, als die beiden Freunde Richtung Ausgang steuerten.

Draußen war es kühl und beide zogen die Reißverschlüsse ihrer zuvor geholten Jacken noch etwas höher. 

"Ich google gleich mal nach 'nem Taxi.", sagte der Musiker. 

"Warte noch. Können wir vielleicht noch'n bissel spazieren gehen? Die frische Luft tut gerade echt gut.", sagte Ju. Und tatsächlich ging es ihm bereits nach ein paar Gehminuten viel besser. Dennoch wurde es nicht wirklich wärmer, weswegen Rezo dann doch schlussendlich ein Taxi rief. 

"Ok, kommt gleich. Wir müssen aber aus der Fußgängerzone raus, Treffpunkt ist die Straße rauf bei den seitlichen Parkplätzen.", sagte Rezo umsichtig. Das der überhaupt noch so gut denken konnte wunderte Ju. Immerhin hatte Rezo auch etwas getrunken und sie wussten beide, dass Rezo nix vertrug. Aber einer von ihnen musste ja die Verantwortung übernehmen um nach Hause zu kommen.

Juzo - Julienne Bam?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt