Camille hatte sich Paris anders vorgestellt. Die Metropole hatte sicherlich ihre Vorzüge, aber die romantische Vorstellung, die Camille hatte, wurde schon am ersten Tag zunichtegemacht. Zusammen mit ihrer guten Freundin hatte sie Paris besucht, und sich vorgenommen, bei Antiquitätenhändlern das ein oder andere Souvenir mit nach Hause in ihre Kleinstadt im Norden Frankreichs zu nehmen – oder das in oder andere Foto vor dem Eiffelturm zu schießen, das den typischen Parisbesuch abrunden würde.
Stattdessen begrüßten sie verdreckte Straßen. Manchmal erwischte sie sogar Herren beim öffentlichen Urinieren in Gassen. Den letzten Stoß hatte ihr gewiss das Stehlen der Geldbörse ihrer Freundin gegeben. Die Stimmung der beiden jungen Frauen war am zweiten Tag nicht besser. Um ihre Stimmung aufzubessern, verbrachten sie einige Zeit im Parc Monceau bevor sie ihre Führung durch die Opera Garnier antreten würden.
Die Rundführung stand seit einiger Zeit auf der To-Do-Liste von Camille. Nicht zuletzt, weil sich genau dort das Phantom der Oper angespielt hatte. Gewiss, rein fiktional, aber das schränkte Camille nicht in ihrer Fantasie ein, zu behaupten, es wäre wirklich so geschehen. Es war schon einige Zeit her, seitdem sie das Buch von Gaston Leroux gelesen hatte, oder die Verfilmungen sah, aber das senkte keines Falls ihre Faszination zum Phantom und den Schauplatz.
Am späten Nachmittag machten sich die beiden jungen Frauen auf den Weg zur Oper. Nachdem sie sich beim Einlass mit dem Namen bei ihrem Guide gemeldet hatten, und weitere Touristen sich für die Führung angesammelt hatten, machte sich die kleine Gruppe auf den Weg ins Innere der Oper. Der Guide erklärte der Gruppe einige Eckdaten zu der Oper, während die Gruppe die Imposanz des großen Saales einnahm. Camilles Augen wurden immer größer, vor allem als die berühmte Loge 5 vom Guide aufgezeigt wurde. Komplett in ihren eigenen Gedanken gefangen, dass das Phantom in dieser Loge gewesen wäre, bemerkte sie gar nicht, dass die Tour sich ihrem Ende neigte.
Fast schon in Trance folgte sie dem Guide, der die Gruppe wieder nach draußen leitete, aber nicht bevor sie noch ein paar Fotos machen konnte. Sie zückte noch schnell ihr Smartphone und machte beinah von jedem Winkel beim Heraustreten der Oper ein Foto. Beim Heraustreten kam Camille ins Stolpern, konnte sich aber noch an der Wand festhalten. „Puh, das war knapp", lächelte sie verlegen und schaute zu Celine auf, die neben ihr lief. Nur, dass Celine gar nicht neben ihr war. Auch von dem Tour Guide und der Gruppe war nirgends etwas zu sehen.
Stattdessen hörte sie Gekreische. Noch ehe sie realisieren konnte, was sich abspielte, wurde sie gegen andere Körper gepresst. Immer wieder wurde sie von allen Seiten geschubst. Verzweifelt versuchte sie aus dem panischen Gedränge der Menschen den Weg nach draußen zu finden. Doch die Menschen drängelten weiter, traten ihr in die Haken und drückten sie in den Rücken, sodass sie nach Atem rang. Wo war Celine?
„Camille!", hörte sie eine männliche Stimme aus der Masse. Sie schaute in alle Richtungen, sofern die Massen die Bewegung möglich machten, um die Person ausfindig zu machen, der die Stimme gehörte. Plötzlich griff sie eine Hand am Arm und drückte sie durch die Masse. Camille schnappte bei der abrupten, hektischen Bewegung, die sie noch weiter in die Masse drückte, nach Luft. Ihre Körper drohte zu versagen, bis sie plötzlich ins Freie stolperte.
Immer noch im Griff des Unbekannten, holte Camille die wohltuende Luft, die ihr Körper so sehr benötigte. Heiße Tränen stiegen in ihren Augen auf. Was war passiert? Sie war doch in einer halbwegs leeren Oper gewesen, wie konnte es plötzlich zu einer Massenpanik kommen? Noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde sie von ihren Füßen gerissen.
Der Mann hatte sie in ihre Arme genommen und ging in schnellem Schritt mit ihr fort. Camille sah auf. Der Unbekannte war ein junger Mann mit dunklem Haar. Er trug einen Anzug, der locker an seinem Körper hing. Sie schätzte das Alter des Mannes auf 30. Bevor sie ihn weiter studieren konnte, wurde sie abermals aus ihren Gedanken, als eine weitere Stimme ihren Namen rief.
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Love between light and shadow (eine Phantom der Oper Fanfiction)
RomantikChristine hatte ihn verlassen! Und hat sein Herz dabei mitgenommen. Erik versteckte sich in den Katakomben und gaukelte der Polizei vor, er sei tot. Und irgendwann war er auch tot - innerlich tot, mit gebrochenem Herzen und ohne Gefühle. Bis ein Mäd...