Kapitel 4: Die menschliche Bombe

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Kapitel 4: Die menschliche Bombe

Verzweifelt schaute Shinichi sich um. Seine Tochter, sein kleines Mädchen, war verschwunden. Einfach weg.

Angst ist die grösste Schwäche der Menschheit. Aber auch ihr grösster Verbündeter.

Dumm war nur, dass genau in diesem Moment die Angst dafür verantwortlich war, dass die Menschen wie wild gewordene Tiere einen Weg in die Freiheit suchten. Die Menschenmasse rannte an ihnen vorbei und achtete nicht auf die Familie, die sich ihrerseits ebenfalls nicht um sie kümmerte. Sie hatte ganz anderes im Kopf.

"Wo kann sie denn bloss stecken?", fragte Ran und schaute sich ebenfalls verzweifelt um.

Ihr Ehemann wusste das zwar nicht, dennoch begann er zu sprechen.

"Ran, nimm die Kinder mit und verlass sofort das Gebäude. Ich gehe Miyuki suchen."

"Aber-"

"Kein Aber, geh!"

Obwohl Shinichi sah, dass Ran ihn nicht alleine lassen wollte, folgte sie seinen Worten, wenn auch widerwillig.

"Okay, aber pass bitte auf dich auf."

Shinichi nickte.

"Sobald ich Miyuki gefunden habe, komme ich nach. Ich verspreche es."

"Dad, lass uns nicht allein!"

Shunsaku klammerte sich voller Angst an seinen Vater, der ihn jedoch einigermassen beruhigen konnte.

"Ich lasse euch nicht alleine, natürlich nicht. Aber ich muss mich auch um deine Schwester kümmern und sie zu dir bringen, damit ihr euch wieder streiten könnt."

Obwohl ihre Lage mehr als nur todernst war, musste Shunsaku lächeln.

"Viel Glück, Dad."

Inzwischen hatten die meisten Menschen das Einkaufszentrum verlassen, nur noch ein paar wenige hatten sich verirrt. Die Familie Kudo rannte nun ebenfalls auf den Eingang zu, nur Shinichi blieb dort stehen, wo er war. In dem Moment, in dem er sich umdrehen und einer kleinen Gruppe Menschen entgegenlaufen wollte, wurde er grob zurückgerissen.

"Lasst mich los!"

"Herr Kudo, beruhigen Sie sich!"

Der Angesprochene zuckte zusammen, befreite sich dann aber aus dem harten Griff und drehte sich um.

"Wer-?"

Dann erkannte er die Männer, die ihn zurückgehalten hatten; Es waren Polizisten, direkte Unterstellte seines Freundes Megure.

"Sie dürfen nicht hier sein, kommen Sie mit!"

"Nein, ich kann nicht! Ich muss-!"

Doch Shinichi war so aufgeregt, dass er sich nicht wirklich auf seine Verteidigung konzentrieren konnte. Ehe er es sich versah, stand er schon draussen gleich neben dem Kommissar, der ihn sofort verbal in die Mangel nahm. Als er auf die Bombe zu sprechen kam, unterbrach ihn Shinichi lautstark.

"Es ist mir egal, was mit diesem Gebäude geschehen könnte! Ich will meine Tochter zurück, verstehen Sie das? Ich will Miyuki zurück! Und deswegen mache ich mich jetzt auf die Suche nach ihr!"

"Aber Shinichi, das geht nicht! Du kannst das nicht tun!"

"Warum nicht?", knurrte der Detektiv, und Kommissar Megure seufzte.

"Weil der Bombenleger dich verlangt hat", sagte er endlich und fuhr gleich fort. "Ich habe mit ihm reden können, verstehst du? Entweder du findest dich bei der Bombe ein, um sie zu entschärfen, oder er jagt das Einkaufszentrum sofort in die Luft."

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