Leucetius duckte sich unter dem Schwert von Robert dem Kommandanten der Stadtwache durch und wich dem schweren Hieb seiner Klinge aus. In seiner Freizeit trainierten er und seine beiden Kumpel immer zusammen, um in Form zu bleiben, aber auch um sich im schlimmsten Fall verteidigen zu können. Seit sie Kinder waren haben sie stets jeden Tag geübt. Nun war es aber immer seltener geworden, weil Leucetius bekanntlich zum König gekrönt worden war und seinen Pflichten nachgehen musste. Aber es machte ihm schon immer mehr Spaß, zu kämpfen, als den König zu spielen. Leucetius schlug mit seinem Schwert auf Robert und dieser parierte. Das Geräusch von Metall auf Metall war deutlich zu hören. Der König hielt sein Schwert auf seinen Freund gerichtet und sie umrundeten sich.
„In der Stadt hört man immer noch Gerüchte über den Königsmörder und den unfähigen Jungkönig.", grinste Robert, als er mit einem erneuten Hieb versuchte Leucetius zu treffen. Er wollte ihn provozieren, um ihn abzulenken und zu leichtsinnigen Angriffen zu verleiten.
„Wohl eher eine unfähige Stadtwache! Sie haben den Mörder erst ins Schloss gelassen.", lachte der König unter Anstrengung, dem Angriff seines Freundes auszuweichen. Robert musste lachen.
„Nicht schlecht! Aber ist es nicht des Königs Pflicht sein Volk, mitunter seinen alten König und Vater, zu beschützen?", überlegte Robert. Leucetius verspürte einen Schmerz in seiner Brust. Es fühlte sich an, als würde jemand daran ziehen und es jeden Moment aus seiner Brust herausreißen. Die Wunde, die sein Tod hinterlassen hat, war noch zu frisch, als dass jemand so darüber sprechen konnte. Bis vor ein paar Tagen saß der König noch mit Schuldgefühlen auf seinem Thron und hatte sich an die schönen Erinnerungen zurückerinnert. Wie sein Vater ihm Jagen beigebracht hat oder wie sie zusammen ausgerittenen sind. All das überkam ihn nun und er musste seine Wut herauslassen.
„Du bist zu weit gegangen, Rob!", nuschelte er unter seinem Atem, während er seine Zähne aufeinander presste. Leucetius stürmte auf den Kommandanten zu und hob sein Schwert. Er schmetterte es geradewegs auf seinen Kopf zu und Robert hatte Mühe sein Schwert hoch zu ziehen und den heftigen Schlag abzublocken. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, als er den erbosten Gesichtsausdruck des Königs sah. Er drückte mit zwei Händen gegen die Masse von Leucteius, der sich mit seinem gesamten Körper gegen ihn stemmte. Die Wucht hatte Robert zurück geschlagen, sodass er nach hinten stolperte. Der König stieß seinen Freund mit seinem Fuß nach hinten. Robert fiel auf den Boden und sein Schwert lag nun einige Meter von ihm entfernt. Leucetius richtete sein Schwert auf ihn und funkelte ihn von oben herab böse an.
„Sage so etwas nie wieder über deinen König!", brummte es aus Leucetius Mund. Sein Freund sah ihn erschrocken an und nickte sprachlos.
„Was ein Spektakel!", lachte Kit. Er klatschte in die Hände und pfiff. Der König drehte sich zu ihm und fixierte ihn mit einem wütenden Blick. Sofort hob er die Hände und sagte entschuldigend:"Schon gut. Ich höre auf." Insgeheim konnte er sich das Lachen, aber nicht verkneifen.
„Jungs, hört auf, euch wie kleine Kinder zu benehmen.", ertönte die Stimme von Celeste. Sie hat gerade den Trainingsplatz im Innenhof des Schlosses betreten und konnte die Streitereien noch hören. Alle drei Männer drehten ihre Köpfe schlagartig zu der weißen Dame. Sie schlenderte über den Platz und stellte sich mit etwas Abstand vor Leucetius. Sie forderte ihn zu einem Kampf heraus, da Robert sich zurückgezogen hat. Sie drehte ihr Schwert in ihrer rechten Hand und stellte sich anschließend kampfbereit hin. Der König machte es ihr gleich, doch drehte er sein Schwert nicht, sondern verstärkte seinen Griff um sein silbernes Schwert. Sie umkreisten sich bis schließlich Celeste die erste war, die angegriffen hat. Sie stürmte auf ihn zu und begann mit einem heftigen Schwerthieb, mit dem sie den König ein paar Schritte zurück stolpern ließ. Leucetius parierte mit einem ordentlichen Schlag und begann einen Gegenangriff.
„Ich habe gehört, du hättest eine neue Romanze!", sagte Kit, der auf einem klapprigen Stuhl an der Schlosshofmauer saß und den Kämpfen zusah. Kit war ein guter, alter Freund des Königs. Er stammte nicht aus einem Adelshaus, sondern gehörte dem einfachen Volk an. Leucetius selbst wusste gar nicht mehr, wie sie sich kennengelernt haben, aber sie wurden zu besten Freunden. Später, als es hieß, der zukünftige König könnte sich nicht mit dem einfachen Volk abgeben, beschloss Leucetius, Kit in den Ritterstand zu erheben. Er wurde trainiert und ausgebildet bis er zum Ritter geschlagen wurde. Nun war er Teil der Stadtwache. Seine schwarzen, gewellten Haare wiegten sich im Wind, während er schelmisch grinste.
Der König ließ sich nicht ablenken und war stets konzentriert auf seinen Kampf.
„Was lässt dich auf diese Annahme schließen?", fragte er Kit, während er einen weiteren Angriff durchführte. Er schlug mit seinem Schwert auf Celeste, die mit einem eleganten Sprung auswich. Sie rollte sich trotz des unhandlichen Schwertes auf dem Boden ab und stand in Windeseile wieder auf ihren flinken Beinen.
„Sie steht vor dir.",sagte Kit, während er auf die weiße Dame zeigte. Der Blick des Königs richtete sich wieder auf seine Dame. Diese lachte nur kurz auf und machte sich bereit, nochmal anzugreifen.
„Celeste, was hast du denen erzählt?", kam es aus dem Mund von Leucetius, der auf diese Situation hin nur noch den Kopf schütteln konnte. Nichts mehr von dem Schmerz, den der Gedanke an seinen Vater ausgelöst hatte, war zu verspüren.
„Ich habe nur ihre Fragen beantwortet.", lachte die weiße Dame auf und drehte ihr Schwert erneut in ihrer rechten Hand. Daraufhin schlug der König erneut auf Celeste ein, doch dieses Mal traf er ins Leere. Er bekam einen Tritt in den Rücken und fiel auf seine Knie. Schnell griff er nach seinem Schwert, das ihm aus der Hand gefallen war, und drehte sich zurück zu seiner Dame. Sie stand jedoch bereits vor ihm und richtete die Klinge ihres Schwertes auf ihn. Gelächter ertönte von der Sitzbank. Der König wurde von seinen besten Freunden ausgelacht. Das durften auch nur sie sich erlauben, alles andere würde nicht gut ausgehen. Leucetius stand vom Boden auf und ging zu Kit. Die Dame forderte Robert mit einem einfachen Handzeichen zu einem Kampf heraus. Er griff nach seinem Schwert und ging locker auf Celeste zu. Sie begannen zu kämpfen und nach wenigen Sekunden landete Rob im Staub. Er machte in den ersten Sekunden Fehler und die Dame nutzte diese Chancen aus, um den Kommandanten der Stadtwache zu überlisten.
„Wer ist denn die Glückliche?", stupste Kit den König an und wackelte mit seinen Augenbrauen.
„Wenn ich das wüsste.", antwortet der König in Gedanken schwelgend. Er sah nach oben auf den Flur, auf dem er sie gestern noch gesehen hatte. Eine Reihe aus Fenstern schaffte einen Blick auf den Flur. Als er genauer hinsah, bemerkte er ein Dienstmädchen, das an dem Fenster vorbei ging. Er erkannte sie. Es war das Dienstmädchen, das er gestern aufgefangen hatte und über das er vor einer Sekunde nachgedacht hatte. Er starrte sie an, sein Blick verfolgte ihre Bewegungen und er sehnte sich mehr nach ihr, als sie hinter der Schlossmauer verschwand.
„Catina!", sagte die weiße Dame, als sie darauf wartete, dass Robert wieder aufstand. Er wurde erneut in den Staub gestoßen und hatte Mühe bei Celeste mitzuhalten.
„Das Mädchen heißt Catina. Sie arbeitet als Dienstmädchen im Schloss." Kit sah seinen Freund vielsagend an und begann dann zu grinsen.
„Und es ist noch nichts passiert?", fragte Robert außer Atem,"Wie kann das? Was ist denn verführerischer als ein König?"

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Chess The Mad King
FantasyMir hat mal jemand gesagt, die Linie zwischen Gut und Böse sei nur sehr dünn. Aber was ist, wenn ich euch sage, dass die Linie zwischen gut und Böse, Held und Bösewicht, nicht existiert. Es kommt lediglich darauf an, wer die Geschichte erzählt. Und...