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Ich swipe durch Netflix, in der Hoffnung einen Interesse weckenden Titel zu finden, bis mir ein Gedanke kommt. Ich stelle mir die Frage, in welchem Verhältnis Jack und Jones zueinander stehen. In der Küche sah es nicht so aus, als würden sie sich allzu gut verstehen.

Nach kurzer Zeit wird meine Frage ein wenig mehr beleuchtet. Dumpfe Rufe und Beleidigungen höre ich durch die dünnen Wände aus der Richtung in der die Jungs verschwunden sind. Es scheint als könnten sie sich nicht ansatzweise Leiden und dauerhaft nur Streiten. Warum sie dann in einer Art „WG" wohnen ist mir ein Rätsel. Ich entscheide mich für die Netflix-Serie Alice in Borderland, da es meine Lieblingsserie ist und ich dabei entspannen kann, weil ich sie schon in und auswendig kenne.

Schritte aus dem Flur, Jones kommt mit einem Pappkarton in der Hand und verschwindet in seinem Zimmer. Ich stehe auf und gehe in seine Richtung, im Rahmen von Jones's Zimmertür angekommen betrachte ich, wie er mit Bauch nach unten auf seinem Bett liegt. „Komm ruhig näher, ich beiße noch nicht." sagt er schalkhaft, während er mit der Hand neben sich auf die Matratze trommelt. Unsicher tretet ich durch den Raum und setzte mich neben Jones, der immer noch auf dem Bauch liegt.

Ich gucke mich um und mein Blick bleibt an der Bassgitarre hängen. „Spielst du?" Frage ich und deute auf das Musikinstrument, als würde er hin sehen. Was Jones auch wirklich tut, es mir nur bislang nicht aufgefallen ist. Er nickt und richtet sich mit einem selbstgefälligen Grinsen auf, nimmt die Gitarre vom Halter und schaltet die Musikboxen ein, die an der Wand parallel zur Tür stehen. Jones setzt sich wieder neben mich und legt das Seiteninstrument auf seinen Schoß.

„Was bekomme ich dafür?" fragt Jones, als er seine wirklich schönen und maskulinen Hände, bereit zu spielen auf das Instrument legt. Perplex schaue ich ihn an. „Was willst du den?" Frage ich verwirrt, was ihm ein süffisantes Lachen entlockt. „Falsche Frage, Süße" sagt er selbstsicher „Ich nehme mir einfach was ich will". Auf meinem Gesicht bildet sich ein beklommenes Lächeln und meine Wangen röten sich, als ich spüre wie sein Arm, der gerade noch an der Gitarre auf seinem Schoß war, nun um meiner Taille ruht. „Wie soll ich das jetzt deuten?" frage ich spärlich, woraufhin er sich zu mir lehnt. „Als eine Art Wahrung." flüstert er mir ins Ohr und lässt dabei seinen heißen Atem über meinen Nacken tanzen.

Es ertönen Schritte über die, zum Glück sehr lauten Holzdielen im Wohnzimmer und Jones lässt wieder von mir ab. „Zu schade" sagt er kurz, was eine Anspielung darauf ist, dass Jack unsere viel zu intensive Zweisamkeit stört. Ich weiß nicht ob es mir gefallen hat oder ob ich es eher unangenehm finden soll, immerhin ist Jones der große Bruder meines besten Freundes, andererseits ist er enorm attraktiv und weiß was er will. Ich schiebe den Gedanken zur Seite und beschließe einfach bei seinem kleinen Spiel mit zu spielen.

Jones gleitet mit seiner Hand, die bis eben noch um mich geschlungen war, durch sein braunes Haar und zieht damit meine ganze Aufmerksamkeit auf diese simple, dennoch faszinierende Bewegung. Dies bleibt ihm nicht unentdeckt und er fängt an breit süffisant zu grinsen. „Ok, wo waren wir stehen geblieben?" fragt er, als hätten wir gerade ganz normal mit einander gesprochen. Erst bin ich über seinen Tonlagen wechsel verdutzt, doch dann verstehe ich warum. Jack steht in der Tür und beobacht uns mit Argusaugen. „Zeig es mir bitte noch mal." bitte ich ihn wie ein Kleinkind, mir einen Akkord erneut vor zuspielen.

„Komm ihr aber nicht zu nah." blafft Jack mit rauer Stimme. Jones Blick verdunkelt sich, sein Grinsen bleibt jedoch, wird aber eine Spur schärfer. „Ja Ja, Brüderlich." erwidert er nur arrogant, bevor sein Blick wieder auf mich fällt. „Hier. Probiere du es mal." sagt er und rückt näher an mich. Jones schiebt die Bassgitarre auf meinen Schoß und legt erneut einen Arm um mich. Er nimmt meine Hände und legt sie unter seine auf das Instrument, mir wird augenblicklich warm. Ich spüre Jack sein Blick in meinem Nacken, der Jones förmlich zu durchbohren versucht. Dieser wiederum fängt an seine Finger zubewegen, so das meine die Seiten der Gitarre berühren, damit sie einen eigenen Akkord spielen.

In dem Moment weiß ich instinktiv was zutun ist, Ich löse mich aus Jones's Griff und rette somit die Situation. Denn ich bin mir sicher, wenn das weiter so gegangen wäre, hätte Jack Jones eine reingehauen. Ich hatte das Gefühl, wenn ich weiter machen würde, hätte das negative Auswirkungen auf die Freundschaft zwicken Jack und Mir. Ich stehe auf und entschuldige mich bei Jones, dieser es jedoch als nicht so schlimm abstempelt und verlasse zusammen mit Jack den Raum.

Es ist still im Raum, die bedrückende Atmosphäre macht mir ein wenig Angst. Der Fernseher läuft in Jacks Zimmer und Jack sitzt gemütlich auf seinem Bett, währenddessen ich stock steif auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch sitze. Mit fragendem Blick mustert Jack mich. „Was ist los?" fragt er sichtlich verwirrt und klopft mit der Hand neben sich auf das Bett und deutet damit an, das ich mich neben ihn setzen soll. Diese einfache Geste beschert mir ein mulmiges Gefühl im Bauch.

Ich stehe auf und setze mich neben ihn. Kurz mustert Jack mich wieder prüfend, zieht mich jedoch wieder in eine Umarmung. „Wenn Jones irgendwas macht, sag mir Bescheid. Dann habe ich einen Grund im in die Fresse zu schlagen." flüstert er mit einem lachen, dennoch schwingt ein besorgter Unterton mit. Ich erstarre leicht und ein Hauch von Panik überkommt mich. „Was denn? Hast du wirklich gedacht, ich bemerke nicht wie ihn anhimmelst." fragt er mit leicht gespielter Irritation. Entgeistert gucke ich ihn an. Was er wiederum mit einem breiten Lächeln erwidert. „Wenn da irgendwann mal was ziehen euch sein sollte, wäre das für mich in Ordnung. Nur bitte knutscht nicht dauernd vor meiner Nase rum." erklärt er mir lachend. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

(999 Wörter)

Jack & Jones - die Lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt