Geschichte 7 Ein Spaziergang im Winter

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Es ist ein kalter Nachmittag im Januar. Gestern Nachmittag ist ein kleines Wunder geschehen. Über Nacht sind ganz viele kleine Schneeflocken vom Himmel gefallen. So viel Schnee habe ich vermutlich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Wenn ich genauer darüber nachdenke. Ja, es waren wirklich genau zehn Jahre. Ich ziehe mir warme Winterkleidung an und gehe nach draußen. Der Schnee glitzert in der Sonne. Ein bisschen tut es in den Augen weh. Der Schnee knirscht als ich über den Gehsteig laufe, aber an manchen Stellen ist kein Schnee mehr vorhanden. Nach einer Weile erreiche ich eine weite Landschaft. Die Wiesen und Felder sind mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Mein Weg führt mich an einen Weiher. Heute sind hier keine Blässhühner und auch keine Stockenten. Klar was sollen sie auch hier, auf dem Weiher schwimmen geht nicht. Eine dicke Eisschicht verhärtet das Wasser. Irgendjemand hat sich einen Spaß daraus gemacht ein großes "Betreten verboten" Schild mitten in das Eis des Weiher zu stecken. Keine Ahnung wer das jetzt wieder rausholen wird. Kopfschüttelnd gehe ich weiter. Auf einer Wiese hüpfen zwei Rabenkrähen. Ihr dunkles Gefieder hebt sich deutlich vom weißen Schnee ab. Ich sehe ihnen eine Weile zu. Als sie sich kurze Zeit später in den Himmel erheben, setzte auch ich meinen Spaziergang fort. Mein Weg führt mich in ein kleines Wäldchen, eine Ansammlung von Bäumen die weit auseinander stehen, so das sich eine dicke Schneedecke dazwischen sammeln konnte. Die Strahlen der langsam untergehenden Sonne heben die kleinen Linien an den Stämmen der alten Eichen besonders hervor und lassen den Schnee in der Sonne funkeln. Ich laufe zwischen den Bäumen hin und her und genieße das Knirschen unter meinen Stiefeln. Mein Blick geht hoch zu den Baumkrone. Nur an wenigen Bäumen sind ein paar Blätter, die der Herbst nicht mitnehmen wollte. Ein wenig ist da Enttäuschung in mir, den Eichelhäher von neulich nicht wiedergesehen zu haben, aber der blaue Himmel entschädigt mich etwas. Ich gehe weiter, verlasse das Wäldchen und laufe wieder in Richtung der Felder. Die Sonne bescheint ein Stück Eis auf einer Holzbank. Es glitzert in der Sonne schöner als ein Edelstein. Welch wunderschöne Kunstwerke die Natur der Welt doch schenkt. Einen Augenblick vergesse ich die Welt um mich herum. In der Ferne höre ich das Lachen einiger Kinder und Erwachsene die sich miteinander unterhalten. Heute sind viele Menschen unterwegs. Nicht erstaunlich bei dem schönen Wetter. Meine Hände fangen langsam an weh zu tun, denn sie sind ganz rot und an den Knöcheln schon leicht lila. Das ich auch immer vergesse Handschuhe anzuziehen. Irgendwann sind die Hände kalt. Langsam mache ich mich auf den Heimweg. Ein Gefühl der Freude überkommt mich, als ich auf einem kahlen Apfelbaum einen Turmfalken sehe. Was für ein traumhafter Tag das doch heute war.

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