Vincent, Dag & der Abschlussball

Vincent, Dag & der Abschlussball | Part 3

„Bro wir haben ne PUNK Band, wozu brauchen wir nen Produzenten?”, nörgelte Dag, während er seinen Bandkollegen hinterher trottete, „Wenn eine Sache nicht Punk ist, dann das…”.

In bald 15 Jahren war die trottelige Punk Band, die er und seine mittlerweile beste Freundin kurz nach seinem großen Streit mit Vincent in einer Nacht und Nebel Aktion gegründet hatten, eindeutig populärer geworden, als sie jemals erwartet hatten. Deshalb wollten seine Bandkollegen jetzt den trashigen Sound des kostenlosen Produktionsprogramms hinter sich lassen und sich einen richtigen Produzenten suchen. Dazu auch noch einen HipHop Produzenten. Davon hielt er ja gar nichts. Aber er wurde überstimmt.

„Weil das, was Savi da veranstaltet, klingt wie Arsch!”
„Deine Mutter klingt wie Arsch!”
„Deine Mutter Witze? Ernsthaft? In welchem Jahr bist du denn hängen geblieben?”
„Das Jahr, in dem du noch nicht deine Werte für Klickzahlen verkauft hast, Ani!”
„Nicht für Klickzahlen. Für halbwegs feierbare Musik, Savio!"
„Nenn mich nicht so du Fotze!”
„ALTER, HAST DU DEN ARSCH O-”

„STOOOOOOP!!!”, Janne, der Drummer der Band, grätschte dazwischen. So laut, dass sogar der gleichgültige Straßenhund, der neben ihnen her trottete, sich kurz erschreckte. Janne war schon immer der Streitschlichter und Ruhepol ihrer Band "Schaf im Wolfspelz", oder kurz SiWp, gewesen. Mit seiner Stimme, die in Tiefe und Intensität fast schon Savis Bass Konkurrenz machte, brachte er immer schon innerhalb von Sekunden seine vier geliebten Streithähne runter. So auch jetzt.

„Leute chillt. Wir gucken uns das nur mal an. Danach kann Savi ja immer noch Sounds produzieren, die sich anhören, als würdest du ne Katze quälen oder Ritter Rost verprügeln.”

Dass Pablo beim Wort Katze alarmiert aufblickte, brachte Dag dann doch zum schmunzeln. Sofort als sie ihren ersten eigenen Proberaum hatten, hatte die Band das Tier aufgenommen und ihm alle Liebe geschenkt, die er verdiente. Seitdem waren sie unzertrennlich.

„Den mit Ritter Rost geb ich dir, aber ne Katze?!”, empörte sich Savi direkt.
„Wenn du meine rote G-Gi-Gi-Gitarre abmischt, klingt die wie ne verreckende K-Katze.”, mischte sich nun zum ersten Mal Layla ein. Sie sprach nicht häufig und auch nicht gerne, da sie eine Sprachstörung hatte, für die sie sich ziemlich schämte. Das wurde in der Band auch akzeptiert, auch wenn sich niemals jemand darüber lustig gemacht hätte. Aber so fühlte sie sich nunmal wohler.

So hatte eben jeder in der Band seinen eigenen Charakter. Janne war der Fels in der Brandung. Layla war sehr ruhig und sprach nur, wenn es etwas wichtiges zu sagen gab. Savi war unfassbar cool, aber dafür leicht reizbar. Ani war hyperaktiv und aufgeweckt. Und Dag war immer am rumalbern. Dementsprechend war bei ihnen auch immer etwas los. Ein ehemaliges Mitglied meinte einst über sie, dass ihre Kombination so auch eins zu eins aus einer Sitcom hätte entspringen können.

„Woher weißt du, wie eine sterbende Katze klingt?”
„Anis K-Ka-, Anis Katze ist ein guter Schauspieler, wenn sie Hunger hat.”
„Lebt die noch? Die Katze ist doch schon immer so gut wie tot.”
„Ey, lasst meine Katze da raus…”
„Könnt ihr vielleicht aufhören, das Wort Katze zu sagen? Pablo kollabiert hier gleich.”

Dag tätschelte ihrem Bandhund den Kopf, dessen ganzer Körper sich bewegte, weil er so heftig mit der Rute wackelte. Er liebte Katzen über alles. Dies beruhte zu seinem Leidwesen allerdings nur selten auf Gegenseitigkeit.

„Ist gut, jetzt benehmt euch. Wir sind da. Der Produzent sollte uns bestenfalls nicht sofort hassen.”, tadelte Janne, der gerade vor einer Tür zu stehen gekommen war. Nachdem er geklingelt hatte, warf Dag einen Blick auf das Klingelschild.

BEATZARRE & DJÖKAEFF
Vincent Stein & Konstantin Scherer

Sofort ging sein Blick zu Antoni, die das Ganze damals als einzige so richtig mitbekommen hatte. Das durfte nicht sein.
Sie schien auch gerade das Schild gelesen haben, denn sie schüttelte sofort den Kopf.