sɪᴇʙᴇɴ

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Onis Kopf dröhnte und pochte, so als hätte er gewaltig viel Alkohol konsumiert. Es war nicht so, dass Oni wusste wie es sich anfühle, einen Kater zu haben -der Brünette war kein großer Fan von Alkohol und hatte genau einmal mit ungefähr fünfzehn oder sechzehn Jahren ein paar Schlucke von dem Bier seines Vaters probiert, und an seinem sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Geburtstag ein Glas Sekt getrunken- aber genauso stellte Oni sich das Gefühl vor.

Langsam schlug er die Augen auf. Aus der Position, in der er sich befand, waren die hölzernen, fast überquellenden Bücherregale, die in ein warmes, orangenes Licht getaucht waren, nur verschwommen zu erkennen. Oni schwebte, zusammen mit Yasmin und Jay in einer Art Kugel, vielleicht zwei Meter über dem Boden. Alles um Oni herum schwankte und sobald er sich bewegte, um sich ein wenig umzusehen, überkam ihn wieder dieser stechende Schmerz am gesamten Körper und sein Kopf fühlte sich an wie ein Aquarium. Sobald er den Kopf bewegte, schlug Wasser mit voller Wucht gegen die Wände des Aquariums und drohte diese zu zerbrechen.
Also, so fühlte es sich zumindest an, natürlich war auf Onis Hals immer noch ein ganz normaler, menschlicher Kopf und kein Aquarium.

Hab ich doch was getrunken? Oder ist das nur ein Traum? Aber wieso hab ich dann so heftige Kopfschmerzen? Was ist, wenn mir irgendwelche Substanzen untergemischt worden sind und ich jetzt Halluzinationen habe? Das würde auch die Umgebung erklären. Aber...wer sollte sowas denn machen?

Onis Kopf ratterte, bei dem Versuch, eine Erklärung für die Situation zu finden. Deswegen nahm er auch erst jetzt die Stimme hinter sich wahr.

„Oni! Oni, jetzt reagier doch endlich!"

Angesprochener zuckte überrascht zusammen. Er kannte die Stimme, konnte sie aber im Moment nicht zuordnen. Einen Moment lang überlegte Oni, sich umzudrehen und nachzusehen, wer der Besitzer der Stimme war, doch diese Entscheidung wurde ihm schon abgenommen, als er ein Mädchen mit dunkelbraunen Locken, braunen Augen und etwas gebräunter Haut entdeckte.

„Yasmin", erkannte Oni. „Ja, ich bin's." „Was...was ist passiert?", murmelte Oni, mehr an sich selbst gewandt und fasste sich an den Kopf. Das letzte, woran er sich erinnern konnte war, wie sich sein Handy in eine große, hellblaue Lichtkugel verwandelte und Nya durch ein Portal verschwand.

„Heute Morgen sind wir aufgewacht...oder gestern Morgen...vielleicht auch vorgestern Morgen. Ach, keine Ahnung, wie lange wir hier schon hängen. Jedenfalls sind wir aufgewacht und haben uns ein bisschen unterhalten. Dann wolltest du kurz was auf Wattpad nachschauen und dann..." „Die Lichtkugel...das Portal! Nya ist verschwunden", setzte Oni fort. „Und dann...wollten wir sie suchen. Und jetzt sind wir hier", erzählte Jay, welcher mittlerweile auch wieder bei Bewusstsein war. „Fuck!", fluchte Oni. „Sie ist nicht hier, oder?", wollte er wissen. „Ich hab sie hier nirgendwo gesehen", bestätige Yasmin.

„Fuck Mann, wo sind wir?", flüsterte Jay „Mann, keine Ahnung, wo wir sind. Da wo uns das Portal eben hingebracht hat. In irgendeiner Bibliothek halt", gab Oni, welcher neben Jay schwebte, etwas gereizt zurück. Jay rollte mit den Augen. „Ach nee, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Die Frage ist nur immer noch, wo uns das Drecksportal hingebracht hat. Und was das für 'ne Bibliothek ist!" „Tja, wie du vielleicht schon bemerkt hast, weiß es hier keiner von uns", gab Oni zurück.

„Leute ich weiß, das ist echt mehr als nur creepy, aber wie wär's, wenn wir jetzt alle erst einmal runter kommen und uns dann darum-", setzte Yasmin an, wurde jedoch von einer seltsamen, metallenen Computerstimme unterbrochen. „Willkommen in der digitalen Welt!"
„Der digitalen Welt?", wiederholte Oni ungläubig. „Ja...der digitalen Welt", hauchte Jay ebenso verwirrt.

Dann löste sich plötzlich die schützende Blase, in der die Freunde schwebten, auf und sie fielen unsanft zu Boden. Man hörte erst ein lautes Grollen und dann ein klirrendes Geräusch und der Raum, in dem sich die Freunde befanden, löste sich in tausende Splitter auf. Die drei schrien gleichzeitig auf und rutschten enger zusammen, sodass sie sich gegenseitig umschlungen, um sich irgendwie vor den Glassplittern zu schützen.

Willkommen in der digitalen Welt || ⌫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt