ᴅʀᴇɪᴢᴇʜɴ

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Gehetzt drängelten Cynthia und Jay sich zwischen den Menschen hindurch. „Nya?", rief Cynthia immer wieder aufgebracht, doch von der blonden fehlte jede Spur. „Verdammt noch mal, wie komm ich auch auf die Idee, sie auch nur eine Sekunde allein zu lassen?", fluchte Cynthia leise vor sich hin und raufte sich die braun-grünen Haare. „Cynth, jetzt beruhig dich doch mal", begann Jay vorsichtig. „Vielleicht ist sie ja einfach nur zu irgendeinem Laden oder Stand abgehauen, so wie ich eben schon."
Nachdenklich legte Cynthia den Kopf in den Nacken, schüttelte ihn dann jedoch. „Das würde Nya nicht machen. Einen halbwegs gesunden Menschenverstand hat sie schließlich immer noch", meinte zie dann.
„Also meinst du, sie wurde entführt oder so?", schlussfolgerte Jay. Cynthia nickte. „Ich bin mir ziemlich sicher", bestätigte zie.

Jay lief gefolgt von Cynthia auf die erstbeste Person zu. „Entschuldigung, hast du hier irgendwo eine blonde-" „Hier sind ungefähr hundert blonde Menschen, woher soll ich wissen, wen du meinst?", entgegnete der Teenager, welcher vielleicht drei Jahre jünger als Jay war in einer passiv-aggressiven Tonlage. „Pff, dann eben nicht", zischte Jay und wandte sich wieder zu Cynthia. „Ich schwöre, wenn das bei jeder Person so läuft, dann geh ich hier als absoluter Menschenhasser wieder raus", flüsterte er wütend.

„Alter, lass mich los, du...du...keine Ahnung, lass mich einfach sofort los!", ertönte plötzlich eine unverkennbare Stimme, vielleicht vierzig Meter entfernt von den beiden. „Nya!", riefen Jay und Cynthia fast gleichzeitig aus. Cynthia packte Jays Handgelenk und zog ihn durch die Menschenmenge mit sich, in die Richtung aus der Nyas Wutschreie kamen.
Ihr Weg führte die beiden in eine enge Seitengasse und dort, nur wenige Meter entfernt entdeckten sie die Blondine, die Illusionen erschaffen konnte, in Gesellschaft einer weiteren Person. Und diese Person hielt sie gerade mit der einen Hand am Arm fest, während über ihrer anderen Hand ein Feuerball schwebte, welcher bedrohlich auf Nya gerichtet war.
„Ein Visier?", flüsterte Jay, als er die komplett schwarz gekleidete Gestalt betrachtete. Ihr Gesicht war von einer ebenfalls schwarzen Maske verdeckt.
„Nein. Visiere sehen komplett anders aus. Und sie haben auch keine Fähigkeiten, so wie wir sie haben", erklärte Cynthia ihm.

„Ey!", schrie Jay plötzlich. „Was zur Hölle? Jay!", wollte Cynthia ihn zurechtweisen.
Doch es war zu spät. Zu Cynthias Entsetzen hatte die schwarz gekleidete Gestalt die beiden bemerkt und starrte nun feindselig in ihre Richtung. Bei genauerer Betrachtung könnte man einige lila Details an ihrer schwarzen Sweatjacke und an ihrer Baggy-Jeans erkennen. „Was willst du von ihr?", zischte Jay. „Sie war diejenige, die versucht hat, mich außer Gefecht zu setzen", entgegnete die maskierte Person und zuckte mit den Schultern. Ihre Stimme war verzerrt. „Tss, das glaubst du doch selber nicht!", kam es von Jay und er trat einen großen Schritt auf Nya und ihren ‚Entführer' zu. „Hör sofort auf, sie zu bedrohen", knurrte Jay. „Was willst du gegen mich tun?", entgegnete der Maskenträger unbeeindruckt. Daraufhin griff Jay nach seiner Axt und schlug sie mit voller Wucht in den Boden. Sofort gefror die Stelle, an der die Axt auf den Boden traf und das Eis breitete sich weiter aus, in Richtung des Maskierten. Überall, wo der Boden gefror, bildeten sich kleine Risse. „Ich kann's auch gezielter einsetzen", drohte Jay. Er hob seine Hand, in welcher sich ein hellblaues Leuchten bildete. „Wird ganz schön kalt, wenn ich dich am Arm packe, oder dir eine reinhaue." Unbeeindruckt lachte der Maskenträger auf. Über seiner anderen Hand loderte immer noch eine helle Flamme. „Wird ganz schön heiß, wenn ich dir damit eine verpasse", konterte er.

„Also, ich bin mir sicher, wir können das hier in Ruhe klären", wollte Cynthia dazwischen gehen, jedoch schenkte zir weder Jay, noch die fremde Person Beachtung. Jay holte mit der Faust aus und versuchte, den Unbekannten außer Gefecht zu setzen allerdings packte dieser Jays Arm, noch bevor der Rothaarige zuschlagen konnte. Zu Jays Glück war die Flamme in seiner Hand vorher erloschen. Frustriert trat er dem Maskenträger gegen das Schienbein, was dazu führte, dass dieser einige Schritte zurücktaumelte, Jay und Nya jedoch immer noch an den Armen gepackt hatte. Jay wollte gerade erneut zuschlagen, da kam ihm eine bessere Idee. Erneut ließ er seine andere Faust in die Richtung seines Gegners schnellen und auch dieses Mal wurde er unsanft am Arm gepackt. „Du solltest eigentlich bereits wissen, dass das bei mir nicht funktioniert", lachte die unbekannte Person. Allerdings hatte sie nicht bedacht, dass sie nur zwei Arme hatte und diese beide benutzte, um Jays Angriffe abzuwehren. Kaum merkbar schüttelte Jay den Kopf, damit Nya erst einmal unauffällig blieb. Er trat mit voller Wucht gegen das Knie des Maskierten und dieses Mal ließ er Jays Arme los. Dies nutzte Jay aus, um zu seiner Axt zu greifen und sie bedrohlich auf seinen Gegner zu richten. Auf einmal verschwand die Person vor Jay und tauchte nur wenige Sekunden später wieder hinter ihm auf. Im letzten Moment konnte Jay sich unter seinem Tritt wegducken. Aus Reflex schnellte seine Hand nach oben und dieses Mal trat Jay die Nase des Unbekannten mit voller Wucht. Überrascht schrie er auf und hielt sich die Nase. In diesem Moment wickelten sich grüne Ranken um seinen Oberkörper und seine Arme. Hektisch versuchte er sich, aus seinen „Fesseln" zu befreien, was jedoch bezweckte, dass nun auch seine Beine von Pflanzen umschlungen wurden. Nach einem weiteren Fausthieb von Jay sackte er schlussendlich kraftlos zu Boden.

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