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- Minho -

Eric lief hektisch an mir vorbei in den hinteren Bereich des Resturants. Die Schürze um seiner Hüfte hatte einen großen Fleck, der gefährlich nach Rotwein aussah. Sobald ich das Schreien eines Gastes hörte, war ich mir ziemlich sicher, dass er etwas mit diesem Vorfall zu tun hatte. Ich stellte das Glas in meiner Hand ab und bewegte mich aus dem kleinen Bar-Bereich hinaus, um mich um Erics Gast zu kümmern.

"Endlich kommt mal jemand, was ist das für ein Scheißladen?" Ein Mann, den ich auf Ende Sechzig schätzte, starrte mit hochroten Kopf zu mir hinauf. Der ganze Tisch klebte von dem teuren Wein, wahrscheinlich unser teuerster aus Italien. "Sir, der Vorfall tut mir äußerst leid. Wir kommen natürlich für die Reinigungskosten auf."

"Natürlich kommen Sie das." Die Stimme des Gastes war so Laut, dass sie die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste auf uns zog. "Trotzdem kann es nicht angehen, dass ich in einem so überteuerten Restaurant mit solch einem furchtbaren Service und Kindern rechnen muss."

Der Tisch war für zwei gedeckt, aber eine Begleitung saß nicht mit am Tisch. Dem zurückgeschobenen Stuhl nach zu urteilen, hatte die Person sich wahrscheinlich ins Bad begeben oder bei der schlechten Gesellschaft die Flucht ergriffen. Meine anderen Kollegen und Kolleginnen warfen mir kurze Blicke zu, ehe sie wie einstudiert weiter machten, um die anderen Gäste nicht auch zu enttäuschen.

"Ich kann Ihnen versichern, dass jeder von uns eine Ausbildung vorzuweisen hat und solch ein Unfall nicht beabsichtigt war." Ich blieb professionell, wenn ich innerlich auch am Brodeln war. Wir hatten Wöchentlich mit solcher Art von Gästen zu kämpfen und ich war mir auch ziemlich sicher, dass Eric vor Panik angefangen hatte zu weinen.

"Es ist mir scheißegal, ob das Absicht war oder nicht. Dieser Laden ist absoluter Mist, die Kellner hier sind Unfähig, es ist dreckig und das Essen schmeckt furchtbar." Er sagte die Worte um mich zu provozieren und in den ersten Wochen meiner Zeit hier, wäre ich auch definitiv darauf eingegangen, aber diesmal nicht.

Diesmal hielt ich ihm kein Glas vor die Nase, an dem ich ewigkeiten mit einem Handtuch die Fingerabdrücke entfernt hatte. Diesmal nahm ich auch nicht unsere Köche in Schutz, obwohl ich nichts lieber tun würde als das, und diesmal fiel auch keine Beleidigung über meine Lippen.

"Ich entschuldige mich gerne ein weiteres Mal, Sir. Ich werde Ihnen einen Wagen rufen und die Kosten übernehmen wir natürlich auch." Ich zeigte höflich in die Richtung, in der sich die Tür befand, um das Gespräch zu beenden und ihn aus dem Restaurant zu bekommen. Er blieb allerdings sitzen und schaute mich aus wütenden Augen an: "Ich möchte, dass dieser Bengel hierfür bezahlt. Jemanden wie ihn, sollte man nicht als Kellner einstellen. Er wusste nicht mal, wie man richtig einen Wein einschenkt. Ihre Ausbildung scheint für den Arsch zu sein."

Als ob es eine richtige Art gab, einen Wein einzuschenken. So konnten auch wirklich nur die super reichen denken.

"Wie gesagt, ist der Vorfall keine Absicht gewesen. Natürlich wird mein Kollege für die Situation in Rechenschaft gezogen, allerdings sind Fehler absolut Menschlich." Ich hatte meine Hände inzwischen wieder auf meinem Bauch übereinander gelegt, um einen gefassten Eindruck zu hinterlassen.

"Willst du mir etwa sagen, dass ich Unfair agiere?" die formelle Ansprache verschwand, genau wie meine Geduld. Ich schluckte die aufkommende Wut herunter. "Natürlich nicht, Sir. Ich würde nur ungern meinen Kollegen feuern, weil er etwas Wein verschüttet hat." Ich wusste, dass dieser Satz meine Lippen nicht hätte verlassen sollen, aber er tat es.

Die Augenbrauen des Mannes hoben sich und kurz darauf brüllte er mich durch das ganze Restaurant an.

-

Die kalte Nachtluft traf meine Haut, sobald ich durch den Hinterausgang das Restaurant verließ. Ich legte einen Stein zwischen die Tür, um diese vor dem Zufallen zu bewahren, und stellte mich in die Nähe der Mülltonne, während ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen steckte. Der erste Zug ließ meine Anspannung fallen. Mit geschlossenen Augen lehnte ich meinen Kopf nach hinten gegen die Wand.

Das Licht der Tür zog meine Aufmerksamkeit auf sich und kurz darauf trat Eric zu mir nach draußen. Mit der selben flüssigen Bewegung, wie ich zuvor, ließ er den Stein zwischen Tür und Angel, damit die Tür nicht ins Schloss fiel. "Tut mir leid, Minho." sagte er. Durch den Stress hatten wir drinnen nicht eine einzige Sekunde gefunden, in der wir miteinander reden konnten.

"Wofür entschuldigst du dich bei mir?" fragte ich und ließ den Rauch der Zigarette zwischen meine Lippen an die Oberfläche kommen. "Dafür, dass du einen Gast mit Wein überschüttet hast? Dafür verdient der Gast eine Entschuldigung und wenn er sich damit nicht zufrieden gibt, dann liegt es nicht an dir. Gäste kennen uns nicht, Eric. Sie werden nie sauer auf dich persönlich, sondern nur auf ihr eigenes Ego und die gewünschte Perfektion, die immer wieder mit Geld in Verbindung gebracht wird. Absoluter bullshit."

Eric strich nervös über die glattgebügelte Schürze und blickte zu Boden. Die Gasse hinter dem Restaurant war nicht wirklich gut beleuchtet, aber das wenige Licht reichte aus, um die Tränen zu zeigen, die in Erics Augen glitzerten. "Wie schaffst du es immer so die Fassung zu bewahren?" fragte er und kickte mit seinem Fuß einige Kieselsteine weg.

Ich hob meine eine Braue, während ich zu ihm blickte: "Du siehst schon die Zigarette zwischen meinen Lippen, oder?"

"Die Zigarette schützt dich nicht davor, die Kontrolle zu verlieren, wenn jemand dich anschreit." erwiederte er, genau wie meinen Blickkontakt. Ich seufzte und gab etwas von der Asche der Zigarette, in die Mülltonne neben mir.

"Glaub' mir Eric, ich habe anfangs immer die Kontrolle verloren. Einmal habe ich die Autoreifen einer Frau zerstochen, als sie ihr Essen über Jungwoo geschüttet hatte." Ich hatte noch weitaus mehr gemacht, von dem mein Chef nichts wusste. Er hat mich vieles durchgehen lassen, aber auch ich stand schon öfters vor einer Kündigung.

Eric lachte: "Das hätte ich bei diesem alten Sack auch gerne gemacht." Leise stieg ich mit in das Lachen ein, obwohl mir nicht wirklich zu Lachen zu Mute war, einfach um Eric die Last von den Schultern nehmen zu können. Das konnte ich nicht. Er selbst konnte es auch nicht. Wir nahmen die Arbeit immer mit nach Hause, aber trotzdem entspannte er sich sichtlich etwas.

"Ich geh' wieder rein. Es ist nicht mehr viel zu tun. Sangyeon meinte, dass du auch gehen kannst. Du hast schon wieder Überstunden gemacht." Eric klopfte mir auf die Schulter: "Danke." Kurz darauf verschwand er wieder hinter der Tür. Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf diese dann ebenfalls in die Mülltonne neben mir. Die Überstunden retteten mich vor meinen Gedanken. Ich machte sie gerne, aber gerade spürte ich nur Müdigkeit durch meine Knochen fahren und den Wunsch nach meinem Bett.

Ich ließ meinen Rücken knacken und begab mich zurück in das Restaurant, ging an der Küche vorbei und verschwand im Umkleideraum. Es dauerte nicht lange, da hatte ich den schwarzen Smoking durch meine verwaschene Jeans und einen schwarzen Pullover ausgetauscht. Die glänzenden Schuhe durch dreckige Sneaker und das professionelle Lächeln, durch ein Müdes Gähnen.

Willkommen zu meiner ersten Minsung Fanfiction!

Es ist nicht die erste Minsung Story, die ich schreibe, aber die erste, die ich veröffentliche. In meinen Entwürfen habe ich welche, die habe ich vor Jahren angefangen, aber bei dieser hier habe ich am meisten Spaß gehabt. Deswegen ist sie jetzt hier! Ich freue mich auf eure Kritik und auf Stays, die auch Deobis sind, denn die The Boyz Member werden hier immer mal wieder als nebencharaktere auftreten. Viel Spaß beim lesen!

love, taelentiert ♡

Your Eyes // MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt