Your Eyes // Minsung

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- Jisung -

Der Donnerstag kam zu schnell, viel zu schnell. Ich war wirklich am überlegen, mir etwas aus den Mülltonne der Uni in den Mund zu stecken oder Hyunjin anzubetteln mich nach wenigen Minuten anzurufen und einen Notfall vorzutäuschen, aber ich tat nichts davon. Weil ich meine Mutter nicht alleine lassen wollte.

"Wenn ich mich die Treppe runterstürze, könnten wir den Abend im Krankenhaus verbringen. Vielleicht schmecken die Sandwiches aus dem Automaten ja jetzt nicht mehr nach Fuß." scherzte meine Mutter, als sie sich in ihrem unfassbar schönem Kleid die Treppe runter bewegte. Das Blau betonte ihre Augen wie einen verdammten Sternenhimmel.

Ich lachte: "Selbst Fuß schmeckt besser, als dieser bittere Geschmack von Großvaters Anwesenheit." Und meine Mutter stieg in das Lachen mit ein.
Mein Vater war schon im Auto und hatte dieses aus der Garage geholt. Als er meine Mutter in dem engen Kleid sah, fiel ihm die Kinnlade runter. Ich schmunzelte, weil ich das verliebtsein meiner Eltern genoss. "Du siehst Atemberaubend aus, Schatz." sagte Er und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie sah mehr als nur Atemberaubend aus, aber ich gab ihr keine Zehn Minuten, da würde mein Großvater ihr etwas anderes einreden wollen.

Mein Vater tippte die Adresse des Resturants in das Navi ein, während ich mich anschnallte. "Ich hoffe es gibt Alkohol." scherzte meine Mutter erneut. Sie hatte sich in den 25 Jahren Ehe nicht einmal getraut vor meinem Großvater mehr als drei Gläser Wein zu trinken und selbst das, kam wirklich selten vor. Eher auf großen Veranstaltungen, bei denen man in der Menge Untergehen konnte.

Das Restaurant sah von außen wie ein einstöckiges Schloss aus, große Fenster und ein Gang, der durch einen kleinen aber unfassbar schön gepflegten Garten führte. Die Lichter ließen das Gebäude in der Dunkelheit magisch vorkommen. Selbst ein kleiner Springbrunnen war an der Seite zu sehen, leise drang das Plätzchern zu mir durch. Würde meine Mutter sich nicht bei mir Einhaken um mir zu versichern, dass wir beide den Abend gemeinsam überstehen würden, würde ich an eine andere Nacht denken. Eine Nacht, die bei einem ähnlichen Brunnen begann.

"Möge das Universum auf unserer Seite stehen." flüsterte sie mir zu und kurz darauf wurde uns die Tür von einem jungen Mann geöffnet. "Wir haben auf den Namen Han reserviert." sagte mein Vater freundlich und fügte ein "Für Vier Personen, aber mein Vater müsste schon da sein." hinzu. Währenddessen blickte ich die Wände hinauf, bis zu den großen Decken, die mir wie die Kuppel eines Himmelstor vorkamen. An den weißen Wänden, waren vereinzelte Kacheln mit Mamor zu sehen, die zwischen den Ranken der Pflanzen besonders herausstachen.

Die Restaurants in Incheon konnten nicht mit dem hier in Seoul mithalten. Ich hatte das Gefühl, den Präsidenten persönlich zu treffen. Er wäre sicherlich eine angenehmere Gesellschaft gewesen, als der Mann, der wirklich schon an einem der Tische auf uns wartete. Mein Großvater war zwar größer als ich, aber nicht größer als sein Sohn. Trotzdem nahm seine bloße Präsenz so viel Platz im Raum ein, dass einem fast die Luft zum atmen genommen wurde. Er schaute nie wirklich erfreut und auch wenn sein Rücken mit der Zeit krumm wurde, wirkte er immer Souverän und gefasst auf mich.

Als ich kleiner war, hatte ich zu diesen Mann aufgeschaut. Damals, als er mich noch auf den Schoß genommen und gesagt hatte, ich würde einmal großartiges schaffen. Heute engte mich alles an ihm ein, als wäre ich gefangen in meinem eigenen Körper. Einem Körper, den er nicht wollte.

"Sungsoo, schön dich zu sehen." Meine Mutter war eine geborene Schauspielerin. Mit einem Lächeln, welches ich ihr sogar beinah abnahm, küsste sie ihren Schwiegervater auf die Wange. Er grüßte sie lediglich mit einem Kopfnicken zurück und reichte mir die Hand. "Jisung, du siehst ja richtig stattlich aus." Wahrscheinlich war das Wort, welches er gesucht hatte Männlich, weil ich in einem maßgeschneiderten Anzug steckte. "Schön dich zu sehen." gab ich zurück, mein Lächeln kam dem meiner Mutter nicht mal annähernd nah.