twentythree

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- Minho -

Reiche Menschen waren Abschaum.
Sie ekelten mich an, weil sie Geld über alles andere stellten. In dieser angefuckten Welt gab es keine Superkräfte, Geld regierte überall.

Als Jisung gegangen war hatte ich das Gefühl, dass nicht nur meine Tante dieses Geld repräsentierte. Jisung war reich, auch wenn man es ihm nicht ansah. Würde er gegen das Gesetz verstoßen, würde er damit durchkommen. Würde er einen limitierten Studienplatz wollen, würde er ihn bekommen. Würde er wollen, dass ich in Korea nie wieder in einem Restaurant arbeiten kann, würde es genau so kommen.

Geld war die Währung, die nicht mal ein Leben übertreffen konnte. Nicht mal der Tod. Nichts war so mächtig.

Und genau deswegen war es leichtsinnig von mir gewesen, mich in einen Jungen zu verlieben, der einen Sportwagen fuhr und in einer Gegend wohnte, die mit Straßenkameras ausgestattet war. Aber ich konnte diese Gefühle nicht einfach abstellen, ich war schon zu tief gefallen.

In mir bildete sich Sehnsucht nach Jisung, Fernweh nach dem Unbekannten in seiner Welt und Angst vor einem lauten Ende. Einem Knall, der meine ganze Welt in Schutt und Asche legen konnte. Ich würde verbrennen, bis nur noch Asche übrig wäre, und die Sache mit dem Phönix würde bei mir nicht eintreffen.

-

Ich ließ Chans Tür ins Schloss fallen und meine Schultern knacken, ehe ich mich mit erschöpften Schritten ins Wohnzimmer begab. Chan saß vor seinem Laptop auf dem Sofa, trug Kopfhörer und starrte angestrengt auf den Bildschirm vor ihm, schien mich gar nicht zu bemerken.

Ich ließ mich neben ihn fallen und beobachtete mit einem Lächeln, wie er hochschock und mich anstarrte. "Du Pisser", sagte er, lachte dann allerdings.

"Arbeitest du an einem neuen Song?" Ich lehnte mich gegen meinen besten Freund und schaute auf den Bildschirm seines Laptops. "Bin und ich haben uns bei einem Contest angemeldet und müssen den uns zugeteilten Song zu unserem machen. Wir haben Statues von Junoflo bekommen, keine leichte Nummer."

Wie auf Kommando hoben sich meine Brauen: "Sind solche Texte erlaubt?" Schimpfwörter wurden in den meisten Shows herausgenommen, weil sie hier als problematisch angesehen wurden.

"Die Show wird nur auf Youtube gezeigt, deswegen wird das nicht so schlimm sein", sagte er. Auf dem Laptop sah ich das Programm, mit dem er die Songs bearbeitete und erstellte.

"Aber warum hast du solche Augenringe? Die hat du nicht mal nach einer 12 Stunden Schicht." Chan lehnte sich etwas nach hinten, um mich besser anzuschauen.

"Minyeon war da." Ich mied den Blickkontakt zu ihm. "Und ist auf Jisung getroffen."

Überrascht zog Chan die Luft ein, als wäre das ein dämlicher Plott in irgendeiner Serie, die Jisung so mochte. "Wie wars?"

Ich zögerte. Mein Herz war so schwer, dass ich es mir am liebsten aus der Brust reißen würde. "Ich weiß nicht. Ich hätte bei dir vielleicht erwähnen sollen, dass Jisung aus sehr reichen Umständen kommt. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass Problem im Raum zu sein."

Chan schwieg einen kurzen Moment, in dem er mich betrachtete. "Das bist nicht du, Minho. Sie sind das Problem. Reiche Menschen waren schon immer das Problem. Es ist normal, dass wir uns unwohl fühlen, wenn andere auf uns herabsehen", sagte er und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. "Wie hat Jisung reagiert?"

"Sie haben kaum miteinander geredet, Minyeon war nicht sehr erfreut von seinem Anblick, aber anstatt in seinen Klamotten zu stecken, steckte er auch in meinen. Sie konnte nicht sehen, dass er einen fucking Sportwagen fährt." Ich wünschte, Jisung würde einen verdammten Kleinwagen fahren, dessen Motor nur so laut war, weil es sich um eine Klapperkiste handelte.

"Hat Jisung jemals auf dich herabgesehen?" Chan schaute mich neugierig an, fast vorsichtig stellte er diese Frage. Ich schüttelte sofort den Kopf: "Nie." Und das liebte ich so abgöttisch an ihm.

"Aber trotzdem hinterfragst du eure Beziehung zueinander, oder?"

"Ich – ich wollte ihn fragen, ob er mit mir zusammen sein möchte. Ich habe Tage und Nächte damit verbracht, eine richtige Formulierung zu finden, und jetzt habe ich Angst, eine Beziehung mit ihm einzugehen, weil ich nicht auf seinem Niveau bin." Meine Gedanken laut auszusprechen tat so gut. Nur Chan sah mich so, wie ich war. Jisung würde niemals verstehen können, wie es war, unten angekommen zu sein.

"Wenn, dann ist er nicht auf deinem Niveau, Minho. Niemand hat so ein großes Herz voller Verständnis und Akzeptanz wie du. Das findet man nicht oft. Jisung und ich haben mit dir wirklich Glück." Mein bester Freund lächelte mich sanft an und nahm mir damit tatsächlich etwas Last. Sie war so schwer auf meinen Schultern, dass der Boden nicht mehr reichte. Ich wurde noch tiefer gedrückt.

"Vielleicht solltest du ihm von deiner Familie erzählen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Junge, den du so verehrst, dich mit all deiner Last lieben würde." Ich hoffte einfach, dass Chan recht hatte.

-

Chan war im Bad verschwunden. Leise drang seine Stimme zusammen mit dem Prasseln des Wassers der Dusche zu mir, während ich auf Jisungs Nummer starrte.

Ich wusste nicht mal, ob ich bereit war seine Stimme zu hören, wie sollte ich ihm von dem verdammten Zusand meiner Familie erzählen - oder das, was davon noch übrig war?

Zwei Lauv-Songs liefen in der Zeit, in der ich auf das Handy blickte. Mein Finger schwebte immer mal wieder über dem Telefonsymbol, drückte aber nie darauf. "Fuck", stöhnte ich hilflos und schmiss meinen Kopf nach hinten gegen das Sofa. Warum war es plötzlich so schwer, wenn wir das seit Wochen Täglich machten?

Ich atmete tief durch, der dritte Song von Lauv lief, Chan schien gerade eine Phase zu haben, und drückte auf das Symbol. Es war verstörend, wie schnell mein Herz schlug.

"Hi!", sagte jemand, aber Jisungs Stimme war das nicht. Die würde ich unter Hunderten wiedererkennen, denn keine Stimme der Welt löste Emotionen wie Naturkatastrophen in mir aus, wie die von Jisung.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12 ⏰

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Your Eyes // MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt