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- Minho -

Ich war Jisung kurzzeitig so nah gewesen, dass mein Herz noch immer außer Takt war, als er zurück an den Tisch seiner Familie ging. Familie. In Verbindung mit Jisungs Worten von vorhin, klang dieses Wort wie eine Lüge in meinen Gedanken.  Ich hätte dem Gespräch mit seiner Mutter nicht folgen sollen, aber egal wie sehr ich mich auf die klassische Musik im Hintergrund konzentrieren wollte, mein ganzer Körper war auf Jisung konzentriert.

Ich kippte etwas mehr Mangolikör in das Glas als vorher. Eric warf mir einen fragenden Blick zu, als ich mich von der Bar entfernte und mit dem Glas auf einem Tablett an ihm vorbei ging.

Er sagte nichts und verschwand mit einer leeren Weinflasche aus meinem Blickfeld. Lee Jaeyong stand noch immer an seinem Tisch. Seine Hand lag auf der Schulter von einem älteren Mann, von dem ich ausging, dass er Jisungs Großvater war. Seine ganze Erscheinung wirkte einschüchternd.

Jisung saß still da. Seine Mutter versteckte ihr halbes Gesicht hinter dem Weinglas. Mit jedem weiteren Schritt in die Nähe des Tisches, schlug meine Herz schneller. Ich näherte mich leise und stellte das Glas ohne Worte vor Jisung ab. Sein Kopf hob sich in Sekundenschnelle. Er schaute mich an und seine braunen Augen riefen nach Hilfe.

"Sollte es mich wundern, dass eine Frau den Fehler gemacht hat? Die gehören nun wirklich nicht in wichtige Berufe. Sie machen im Durchschnitt mehr Fehler als Männer." Der vermutliche Großvater sagte diese Worte. Ich schaute zu Jisungs Mutter. Sie verdrehte ihre Augen und trank einen kräftigen Schluck von ihrem Wein.

Ich wollte mich gerade entfernen, da griff Jisung unbemerkt nach der Schürze die ich trug und hielt mich fest: "Könnten Sie meiner Mutter den gleichen Cocktail bringen?"

Ich konnte unmöglich nicht in seine Augen schauen. Das Braun in dem ich seine und irgendwie auch meine Emotionen fand. "Natürlich, Sir." sagte ich, leiser als beabsichtigt. Ich sollte gehen, damit der Moment zwischen uns auch dort blieb und nicht auf die anderen überging. Aber ich konnte nicht. Erst das Räuspern von Lee Jaeyong gab mir den nötigen Schubser um Abstand zu nehmen. Ich neigte mich dem Boden entgegen und entschuldigte mich. Erst dann ging ich.

Lee Jaeyong würde mich umbringen. Kein schöner Tod wie der, den Jisung wohl auslösen konnte. Weil seine Augen mich umbrachten. Immer und immer wieder aufs Neue.

-

Jisung und seine Familie hatten das Restaurant vor Stunden verlassen. Ich hatte ihn nur noch beim raus gehen beobachten können, als wäre ich besessen. Lee Jaeyong sagte nichts und eine Seite in mir war verwirrt, während die andere sich fragte ob Jisung der Grund war, warum ich für meinen Fehler keinen anschiss bekam.

Es war weit nach Mitternacht, als ich das Restaurant verließ und durch die Straßen ging um in meine Wohnung zu gelangen. Am Brunnen blieb ich stehen. Ich beobachtete das Wasser in den Lichtern und blendete die Menschen um mich herum aus. Langsam näherte ich mich dem Ort, an dem mir Jisung vor einigen Wochen das erste mal unter die Augen getreten war. Mein Inneres spielte Verrückt, auf eine Art die ich noch nie gespürt hatte. Nicht bei Jungwoo, nicht bei Chan und nicht bei der ersten Person, der ich sowas wie Liebe gegenüber empfand, die über Freundschaft und Familie hinaus ging.

Ich ließ mich auf die Sitzmöglichkeiten des Brunnens nieder und griff nach meinem Handy. Es lag mit schwarzen Bildschirm in meiner Hand, während ich die letzten Wochen revue passieren ließ. Die Worte von Jisung lagen auf meiner Zunge, am liebsten wollte ich sie sagen um mich zurück in die Momente zu bringen. Wenn ich meine Augen schloss, sah ich seine und verlor mich in ihnen und meinen Gedanken, die seit Wochen um ihn kreisten. Seine Stimme war hell, freundlich und einzigartig und brachte mich in einen Kreislauf aus Sucht, Verlangen und Angst.

Your Eyes // MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt