Kapitel 18

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Verdammt. Mit Abstand eine deiner dümmsten Ideen, Cora. Ganz und gar bescheuert.

Ohne große Worte hatte der Hüter der achten Ebene meine Hand ergriffen, nur um sich mit mir unmittelbar danach durch den "Fahrstuhl" in eine Art Tempel zu transferieren. Das alleine evozierte eine träge Übelkeit und ließ mich unmittelbar nach unserer unsanften Landung so stark taumeln, dass ich mich doch tatsächlich kurz an Belials Schulter festhalten musste. Der Fürst lächelte nur belustigt, was es mir erleichterte ich meine Hand nur widerwillig zurückzog. Zugegeben, es war eine durchaus ästhetische Schulter.

Irgendwie schaffte es diese Fahrt durch die Ebenen die Erste bei weitem zu übertreffen und hinterließ ein furchtbar unangenehmeres Gefühl auf meiner so gereizten Haut. Erneut versuchten unsichtbare Hände durch die Dunkelheit hindurch nach meiner Seele zu greifen. Allerdings fiel es mir dieses Mal wesentlich schwerer jenen umgarnenden sierenenartigen Rufen nicht nachzugeben.

Wie eine Woge aus weichem Wasser, sogen sie mein Selbst langsam, doch unaufhaltsam aufs offene Meer hinaus. Darüber dankbar, diesem schmierigen Gefühl endlich entkommen zu sein, sand ich im Geiste ein Gebet an die große Jova, dass es Lydi, David und Dariel soweit gut gehen mochte.

Meine Sinne schärfend, spähte ich über Bels Schulter hinweg, wobei es bei den Lichtverhältnissen schwerfiel überhaupt etwas zu erkennen. Anscheinend befanden wir uns in einer Art Tempel, wobei einem aus jedem Winkel eine obsidianschwarze Leere aus toten Höhlen entgegenblickte.

Erleuchtet von einem unsichtbaren Lichtspektrum verliehen sie der Atmosphäre eine durchdringende Bedrohlichkeit. Mehrere der Totenschädel schmückten die mit Fresken bemalten Wände, wobei mein Blick an dem goldmassiven Schrein am Ende des Gewölbes festhielt.

Belial trat mir einen Schritt entgegen, wobei seine Füße über den porösen Untergrund glitten und knirschende Geräusche jene sengende Stille füllten. Die Luft legte sich kalt und feucht auf meine Haut und jeder Atemzug erschien in kleinen Wölkchen vor meinen Augen. Mir schauderte, als mich das unerträglich Gefühl befiel, wie eine Fliege im Spinnennetz zu kleben. Kein Entrinnen, zusammen mit einem der gefährlichsten Wesen der Unterwelt.

"Wir befinden uns hier inmitten des Trujantempels, im Siatgebirge. Dem höchsten Punkt dieser rastlosen Ebene. Nur der Fahrstuhl, mit einer gesonderten Energiereferenz führt hier her. Das Orakel des Blutmondes wird mittels einer Opfergabe beschworen.", erklärte er kurz. Seine Stimmfarbe glitt über meine Wirbelsäule wie warmes Öl, dabei sah er so lässig aus, völlig im Gegensatz zu der Tristesse in welcher wir uns befanden.

„Aha, also muss ich mir nur die kleine linke Zehe abschneiden oder nahezu ausbluten dann kann's losgehen oder was?", fragte ich, dabei die Arme verschränkend. Am Ende diente das Ganze nur dazu, mir ähnlich dem Plan des Magiers meine Kräfte abzuknöpfen, wobei ich nicht wirklich vermutete, dass Belial damit überhaupt etwas anfangen könnte. Er war immerhin Hüter der achten Ebene, da ging wenig drüber was seine Macht betraf.

„So in der Art.", lachte er bittersüß. „Aber nein, du musst keine etwaigen Gliedmaßen einbüßen.", sagte er verheißungsvoll. „Folge mir und du wirst sehen, worum es hier geht." Und damit drehte er sich um und lief in Richtung des Schreins.

"Aus deinem Mund klingt das wie eine Verschwörung.", brummte ich missmutig, ihm nur widerwillig hinterher trottend.

Aus dieser Perspektive hatte ich einen perfekten Blick auf das Spiel seiner Muskeln. Umgarnt von dem weißen Stoff seines Hemdes bewegte sich das breite Kreuz geschmeidig, dabei durchgestreckt und gerade, strotzend vor Autorität. Den Blick in eine anderen Richtung lenkend, verscheuchte ich den Gedanken daran, wie es sich wohl anfühlen würde, ihm das Hemd abzustreifen. Doch das leise, tonore Lachen, welches mir eine intensive Wärme in die Wangen trieb, verriet mir wie bewusst er sich dessen war.

Weißes Licht im PanoptikumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt