Mit langsamen Schritten schlenderte ich nach Hause und genoß das prickelnde Gefühl der Sonne auf meiner Haut. Wir Menschen verbrachten definitiv viel zu wenig Zeit in der Natur. Es fühlte sich so gut an, mal auch mit sich selber alleine gelassen zu werden.
Ich hatte Adriens Anruf nicht angenommen, sondern nur mit einem kurzen »Ich komme.« geantwortet. Wahrscheinlich war er kurz davor die Krise zu bekommen -bemerkbar an den 18 verpassten Anrufen- doch das war recht mir egal.
Ich wusste, dass mein Verhalten auf vielen Ebenen sehr kindisch war. Aber das interessierte mich recht wenig. Ich passt mich nur meinem genauso kindischen Ehemann an, der mit seinen Stimmungsschwankungen die Beziehung zwischen uns zerstört hatte.
Die nichtexistenteste Beziehung meinst du, liebe Aurora?
»Mrs. Hernández! Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Mr. Hernández wartet drinnen auf Sie«, begrüßte mich vor dem Hause der panische Bodyguard, der vor einer Stunde unbedingt jemanden mit mir zum Spazieren schicken wollte.
Ich lächelte ihn kurz an und betrat dann das Haus. Im Wohnzimmer angekommen sah ich ihn dann schon. Ein Wunder, er war zum ersten Mal seit Tagen früher wie Mitternacht im Haus.
Und Himmel hatte ich vergessen, wie attraktiv mein Ehemann ist. Wie an vielen anderen Tagen trug er ein schwarzes Hemd, welches sich an seinen muskulösen Körper anschmiegte. Sein rechtes Bein ruhte auf dem linken Oberschenkel und seine Finger trommelten im Takt auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa.
Das Sonnenlicht fiel auf sein markantes Gesicht. Er sah nach draußen, sodass ich ihn nur seitlich betrachten konnte. Doch das änderte leider nichts an seiner atemberaubenden Schönheit.
Ich schluckte. Einmal, zweimal, dreimal.
Adriens Präsenz hatte mich noch schon lange nicht mehr so überfordert wie heute. Zum ersten Mal nach langer Zeit würde ich ihm wieder in die Augen sehen und mit ihm sprechen.
Und seine sonst so versteckten Gefühle und Emotionen würden ein weiteres Mal versteckt bleiben. Wundern tat es mich nicht.
Tief einatmend lief ich zu ihm hin und setzte mich auf das Sofa gegenüber. Sein Blick fiel sofort auf mich.
Und ich konnte die leichte Veränderung in seinen Augen sehen. Seine Augenlider wurden lockerer, die Pupillen ein klein wenig größer.
Und das war dann auch alles, was ich erkennen konnte. Nur seine wunderschönen, eisblauen Augen konnte er nicht kontrollieren.
»Wo warst du?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Männer es dir schon gesagt haben.«
Er seufzte. »Aurora. Ich will es von dir hören.«
Ich konnte spüren wie mein Herz sich zusammenzog. Schon lange war es her, seitdem er meinen Namen gesagt hatte. Und oh, wie sehr ich es nur vermisst hatte.
»Ich war spazieren. Nichts besonderes also«, antwortete ich ihm, keine Sekunde meinen Blick von ihm abwendend. Irgendwie hatte ich diese Angst, ihn wieder aus den Augen zu verlieren. Und das wollte ich nicht.
»Du weißt, dass es gefährlich ist-«
Ich unterbrach ihn. »Es ist nicht gefährlich hier, das weißt du auch. Die Gegend hier ist sicher und die Leute haben recht wenig Lust etwas mit uns zutun zu haben, also keine Sorge.«
Adrien zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. »Mit wem hast du geredet?«
»Warum denkst du, dass ich mit jemandem geredet hätte?«
»Antworte mir.«
»Mit einer Dame namens Nelly. Sehr nette Frau, hat einen Idioten als Ehemann und zwei Söhne, einer ein kleiner nerviger Junge und der andere wohl ein Problemkind.«
»Nelly Thompson also.«
»Also kennst du sie auch?«, fragte ich ihn dann.
»Ihren Mann kenne ich. Ein Alkoholiker der wahrscheinlich mehr Frauen im Bett hat als Angestellte in seiner Firma.«
»Ja, dass er ein Arschloch sein soll habe ich auch schon erfahren.«
Adrien seufzte. »Halte dich von diesen Menschen hier fern, Aurora. Für die bist du nichts anderes als Adrien Hernández' Frau.«
Autsch. Das tat weh.
»Ich bin sehr wohl viel mehr als nur deine verdammte Frau, Adrien«, gab ich ruhig von mir.
Wieder änderte sich die Größe seiner Pupillen und für einen kurzen Moment schloss er die Augen.
»So war das nicht gemeint-«
»Ach, und wie dann? Warum bin ich eigentlich für gefühlt jeden nur ein Mittel zum Zweck? Sogar in meinem eigenen Leben bin nicht ich die Protagonistin, sondern nur ein unwichtiger Nebencharakter. Der Nebencharakter, den man dann erst braucht, wenn er auch wirklich gebraucht wird.«
Ich lachte auf. Es sollte nicht so sehr wehtun, doch dieser Schmerz war doch unerträglicher als gedacht.
War es normal für einen Menschen sich so unwichtig zu fühlen? Warum konnte sich die Welt nicht einmal auch mal um mich herum bewegen?
Adrien blieb für einen Moment still und starrte mich einfach nur an. Sein Blick brannte sich in meiner Haut nieder. Und ich war keineswegs gestört davon.
»Sei dir sicher, Aurora Hernández. Du bist eine Protagonistin.« Er stand auf und sah dann zu mir runter.
»Zumindest in meinem Leben bist du das.«
Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer. Lief nach oben. Und ließ mich hier unten, geschockt von dem, was er gerade eben von sich gegeben hatte.
Zumindest in meinem Leben bist du das.
Ein unkontrollierbares Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Plötzlich war der Schmerz verschwunden, als hätten mich diese sieben Worte geheilt. Vielleicht hatte ich mich viele Erwartungen, aber es fühlte sich so schön an, wertgeschätzt zu werden.
Vor allem von einer Person, die man liebte.
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Boah endlich fertig mit den schriftlichen Abiprüfungen!! Bin so happy.
Und hmm vielleicht kommt ja heut Abend noch ne weitere Überraschung, wer weiß wer weiß. :D
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Aurora
Teen FictionDas Leben der 18-jährigen Aurora ändert sich schlagartig, als sie auf ihrer Geburtstagsfeier erfährt, dass sie eigentlich adoptiert wurde. Nicht lange dauert es, bis sie in das Leben ihrer leiblichen Familie hineingezogen wird. Dies wäre auch kompl...