Kapitel 19

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Schimmel wuchs an den Steinwänden des Kerkers, in den sie hinabstiegen, und eine kühle, übel-riechende Brise füllte die Luft. Elanthin hatte diesen Teil des Palasts noch nie zuvor gesehen, so wie die meisten diplomatischen Besucher – solange das Glück auf ihrer Seite war.

Jeder ihrer Schritte hallte in den hohen Tunneln wieder, die sie an ihr Ziel führen sollten.

„Ich nehme nicht an, dass Eure Majestät zart besaitet ist, wenn es um Gerüche oder Blut geht", sagte Noryn, der Aetrian und Elanthin den Rücken zugewandt hatte.

Sie folgten dem Vize-Kommandanten schon eine ganze Weile hinab ins Herz des Kerkers. Obwohl Elanthin ihr Bestes gegeben hatte, um sich den Weg nach draußen zu merken, wurde sie mit jeder scharfen Biegung und jedem geschwungenen Korridor verwirrter. Zumindest gab es hier unten keine Portale.

Muss eine Vorsichtsmaßnahme sein, um schnelle Fluchten zu verhindern, riet sie stumm, bevor sie Noryns Annahme bestätigte.

„Er hat sich auf dem Weg herunter verletzt", fuhr ihr Reiseführer fort. Seine stämmigen Schultern warfen einen monströsen Schatten auf die Pflastersteine unter ihren Füßen. „Hat vermutlich versucht, der Befragung durch einen schnellen Tod zu entgehen."

„Solange er noch sprechen kann, könnte mich das nicht weniger kümmern", sagte Aetrian mit einer Gleichgültigkeit, die Elanthin überraschte. Wenn sie ihn zu seinen Bürgern sprechen gehört hatte, war eine aufrichtige Fürsorge in seiner Stimme vorhanden gewesen – aber in Hinsicht auf diesen Verbrecher fehlte jede Spur von ihr.

Noryn nickte. „Er ist sicherlich dazu in der Lage, aber ob er gewillt sein wird ... nun, wir werden sehen."

Sie passierten eine weitere Abzweigung, bevor sie eine alte Holztüre vorfanden, die mit Eisenstäben verstärkt war. Noryn klopfte ein paar Mal dagegen, bevor er einen fremden Namen rief.

Kur darauf schwang die Tür knarzend auf und gab den Blick auf einen Bediensteten in einem schwach beleuchteten Raum frei. Der grobe Steinboden war mit Stroh und Eisenteilen bedeckt, die an gebrochene Kettenglieder erinnerten.

Elanthins Augen verweilten keine Sekunde lang auf dem fremden Diener oder der Inneneinrichtung; sie waren beschäftigt damit, den dunklen Haufen in der Mitte des Raums zu fixieren. Die Form erinnerte nur im Entferntesten an einen Menschen, aber sie war geübt darin, Feinde von Freunden und Umwelt zu unterscheiden. Zusammengesunken wie er war, konnte sie dennoch knöchrige Schultern und einige dreckige Locken unter seiner Kapuze ausmachen.

Das ist er, dachte sie. Derjenige, der mich getötet hat.

Ihre Füße hatten Elanthin in den Raum getragen, bevor sie wusste, wie ihr geschah; vorbei an dem Bediensteten, über dessen Lippen noch kein einziges Wort gekommen war. Womöglich besaß er keine Stimme.

„Er steht vielleicht neben sich, nachdem er so viel Blut verloren hat", erklärte Noryn, als sie vor dem dunklen Haufen angekommen war. Der Gefangene reagierte nicht auf ihre Schritte.

Im Dämmerlicht verschmolz der dunkle Mantel mit seinem Körper und den Schatten um sie herum zu einer Masse aus Dunkelheit. Trotzdem wirkte er nicht bedrohlich. Sein Körperbau war zart, wenn nicht gar gebrechlich, und seine Handgelenke wurden von schweren Eisenketten an den Boden gefesselt. Selbst wenn dieser Mann ein Magier wäre, könnte er ohne seine Hände nichts ausrichten.

„Wenn du willst, können wir ihn woanders hinverlegen, um die Be..."

Es brauchte nicht viel, um Aetrian verstummen zu lassen. Elanthin hatte sich umgedreht, um ihn mit einem Wirklich? Du denkst gerade daran, uns bequeme Polster zu besorgen? Blick zu versehen.

VeritaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt