Kapitel 3
Einen Moment lang blieb ich unschlüssig im Flur stehen.
Was tat ich hier eigentlich?
Leise streifte ich die Schuhe von den Füßen und ließ den Wohnungsschlüssel in der Jackentasche verschwinden, bevor ich diese an einen der dafür vorgesehenen Haken hing. Ich lauschte mit angehaltenem Atem in die Stille hinein, nur aus Hyunjins Zimmer meinte ich leise Musik zu vernehmen, ansonsten schien die Wohnung ausgestorben zu sein.
Dennoch...
Mit klopfendem Herzen ging ich langsam weiter. Von Chan wusste ich, dass er mit Changbin wohl bis spät im Studio bleiben würde. Und Hanie... Hoffentlich war er da.Ich hatte die letzte Nacht lange auf diversen Video-Plattformen zugebracht, hatte mir unzählige Clips und Konzertmitschnitte angeschaut, bis ich schlussendlich irgendwann gegen Morgen eingeschlafen war. Was blieb, war ein unruhiger Schlaf und die Erkenntnis, dass ich etwas tun musste. Die Sehnsucht nach ihm wog schwer. Ich vermisste das Gefühl so sehr, das seine Nähe mit sich brachte – es wurde mit jeder Stunde stärker und unerträglicher. Ich wollte die Leichtigkeit zwischen uns zurück, sein Lachen sehen und seine Blicke auf mir spüren.
Der Zustand zwischen uns musste geklärt werden, noch länger hielt ich es nicht aus. Ich hatte schon viel zu viel Zeit verschwendet.Beim heutigen Tanztraining hatte sich keine Gelegenheit geboten, da 3Racha sich ins Studio verzogen und nur am Nachmittag flüchtig vorbeigeschaut hatten. Doch auch das hatte mich in meinem Vorhaben bestärkt – denn Hanie litt. Wie verloren und unsicher er hinter den anderen gestanden hatte, mir nicht einmal in die Augen schauen konnte. Gott, was war ich für ein Idiot, dass ich so lange brauchte und ihn einfach alleine ließ.
Wie gut, dass ich die Schlüssel beider Wohnungen besaß, sonst hätte ich vielleicht im letzten Moment einen Rückzieher gemacht, wenn ich erst hätte klingeln müssen und womöglich sogar Hyunjin gegenübergestanden hätte.
Ja, manchmal war ich ein ziemlicher Feigling. Leider.
Nervös verharrte ich vor der Zimmertür, die Faust zum Klopfen erhoben. Was, wenn er mich nicht sehen wollte? Oder gar nicht da war. Ich spürte bereits, wie meine Ohren vor Aufregung warm wurden. Eine lästige Angewohnheit.Bevor ich weitere Minuten grübelnder Weise vor seiner Tür verbrachte, gab ich mir einen Ruck und klopfte zaghaft an.
Nichts. Kein Laut drang von drinnen zu mir.
Erneut klopfte ich und drückte versuchsweise die Klinke nach unten. Sie gab nach.
„Han?"
Schwacher Lichtschein erhellte das schmale Zimmer, als ich eintrat und die Tür hinter mir schloss. Mein Mund glich einer Wüste, die auch nach wiederholten Schlucken nicht weichen wollte.
„Hanie?", versuchte ich es noch einmal, Schweigen antwortete mir.
Er lag auf dem Bett, halb unter der dicken Decke verborgen. Der Laptop stand aufgeklappt neben ihm und warf unruhiges Licht an die Wände. Erst als ich langsam nähertrat, sah ich, dass seine Augen geschlossen waren, Kopfhörer steckten in seinen Ohren.
Einen Moment lang war ich erleichtert, dass er anscheinend beim Filmschauen eingeschlafen war und er mich nicht ignorierte, so wie ich es zuerst befürchtet hatte.
Umsichtig stieg ich über die Klamotten hinweg, die sich überall in seinem Zimmer verteilten, und ließ mich auf der Bettkante nieder.
Er schlief wirklich – wie so oft mit leicht geöffnetem Mund, sein Oberkörper hob und senkte sich gleichmäßig. Er wirkte entspannt und gleichzeitig ... erschöpft. Diese dunklen Schatten unter seinen Augen... Schuldbewusst biss ich mir auf die Unterlippe.
Wie von selbst schlich sich meine Hand zu seiner Wange und strich hauchzart über die weiche Haut. Wie lange ich so da saß und ihn betrachtete, konnte ich nicht sagen. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ein bisschen unangenehm war es mir schon, zuzugeben, wie sehr mich sein Anblick bannte, wie ich mir jede winzige Regung einprägte. Und obwohl mein Herz weiterhin unaufhörlich in meiner Brust raste, fühlte ich mich in diesem Moment erstaunlich ruhig.Irgendwann fing Han an, sich zu bewegen. Ein Seufzen verließ seine Lippen, seine Augen wanderten unter den Lidern unstetig hin und her, ehe sie sich einen Spalt breit öffneten.
Es vergingen weitere Herzschläge, bis er wach genug war, um mich zu bemerken. Erschrocken riss er die Augen auf und zuckte zusammen.
„Lino!"
Heftig blinzelnd tastete er nach den Kopfhörern, während ich nicht so recht wusste, wohin mit meinen Händen. Die Wärme in meinen Ohren nahm weiter zu, weshalb ich froh war, dass gerade das einzige Licht vom Laptop herrührte.
„Lino..."
Diesmal war es nicht mehr als ein Flüstern.
Würde er mich wegschicken?
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Only with you (Minsung)
Fanfiction.Band life Story. - Wieso hatte er das getan? Sonst ging er doch auch nicht so weit ... Obwohl es schon einige Tage her war, hatte ich das Gefühl, Hanies weiche Lippen immer noch auf meiner Haut zu spüren. Alleine die Erinnerung versetzte meinen K...