Epilog
Ein paar Wochen später
Eine vertraute Wärme lehnte sich an meinen Rücken, während eine Hand über meinen Oberkörper streichelte. Schlaftrunken blinzelte ich, nur um sofort geblendet die Augen zu zukneifen und mich dafür etwas enger an den Körper hinter mich zu schmiegen. Meine Lider fühlten sich schwer an, obwohl es anscheinend schon Morgen war. Warum hatten wir noch mal einen Anime-Marathon bis spät in die Nacht machen müssen?
Hinter mir murrte es leise, dann hörte ich ein Seufzen. Warmer Atem kitzelte meinen Hals entlang. Unwillkürlich musste ich lächeln und suchte tastend nach der Hand, die auf meinem Bauch ruhte, um unsere Finger ineinander zu verhaken.Fast wäre ich erneut eingeschlafen, so herrlich eingelullt von Hanies Nähe und dem Gefühl von Geborgenheit, das er jedes Mal in mir auslöste. Erst ein gedämpftes Türknarren holte mich aus meinem Dämmerzustand und das Geräusch von samtenen Pfoten auf dem Holzboden. Ich spürte die Matratze am Fußende nachgeben und gleich darauf, wie sich ein überraschend schwerer Körper auf uns niederließ und anfing zu schnurren und treteln. Da war wohl jemand der Meinung, dass wir genug geschlafen hatten. Ich öffnete schwerfällig ein Auge einen Spalt breit und schielte zu dem kleinen Störenfried. Zwei grüne Katzenaugen sahen mich seelenruhig an, während die Pfötchen weiter auf meiner Hüfte herum traten.
Während mein roter Kater und ich uns ein ungleiches Blickduell lieferten, kam langsam auch etwas Leben in meinen Freund.
„Soonie, kannst du nicht mehr schlafen?", murmelte er schlaftrunken und löste unsere Hände, um meinem Ältesten über den Kopf zu streicheln, was dieser mit einem langen Blinzeln quittierte.
Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, sodass ich automatisch noch mehr gegen Han sank, wenn das denn überhaupt möglich war. Ich war so stolz darauf, dass er selbst im verschlafenen Zustand meine Katzen auf Anhieb unterscheiden konnte. Und sie liebten ihn für seine Aufmerksamkeit. Für gewöhnlich begegneten meine drei Jungs Fremden eher scheu und versteckten sich. Doch bei ihm war es vom ersten Besuch in meinem Elternhaus an anders gewesen. Zwar hatten sie ihn nicht so sehr vergöttert wie jetzt, aber anscheinend hatten sie gespürt, wie sehr ich ihn damals schon mochte und hatten seine Nähe gesucht. So war es auch heute noch. Kam er mit, war ich erst einmal abgeschrieben.
„Honey, bist du wach?"
Sein Atem strich über die empfindliche Haut meines Nackens. Zu mehr als einem müden Murren war ich gerade nicht imstande. Stattdessen strich ich Soonie ebenfalls kurz über das Köpfchen, ehe ich mich vorsichtig zu Han herum drehte. Soonie verstand das Zeichen und verschwand nach einem weiteren, auffordernden Blinzeln aus dem Zimmer. Würde Hanie nicht neben mir liegen, wäre ich ihm wahrscheinlich sogar sofort gefolgt, so aber mussten sich meine drei Vielfraße noch etwas mit dem Essen gedulden. Denn nichts anderes war der morgendliche Besuch gewesen: der Ruf nach Futter.
„Guten Morgen."
Verschlafen erwiderte er mein Lächeln, die Augen halb geschlossen.
„Morgen, Jagi."
Himmel, wie konnte man nur so süß sein? Das dunkle Haar war herrlich verwuschelt, am liebsten wäre ich mit den Fingern hindurchgefahren. Die Lippen zu einem leichten Schmollmund verzogen, rutschte er bereits zurück zu mir, auf der Suche nach Nähe. Nicht, dass ich es nicht vorher schon gewusst hatte, aber in den letzten Wochen hatte es immer mehr an Bedeutung gewonnen: Hanie war ein Kuschelmonster durch und durch und besonders beim Aufwachen. An freien Tagen lagen wir teilweise stundenlang im Bett: Ich Videos schauend, während er eng an mich gekuschelt vor sich hin döste. Und auch an Tagen, an denen wir zeitig aufstehen mussten, plante ich inzwischen genug Zeit ein, um ihn auf diese Weise sanft aus Morpheus Reich zu holen.Schwer sank sein Kopf gegen meine Schulter, unsere Hände lagen ineinander verschränkt auf meinem Bauch.
„Bist du schon lange wach?"
„Nein... bin auch gerade erst aufgewacht."
Mit der freien Hand begann ich durch die kurzen Haare in seinem Nacken zu fahren. Eine Gänsehaut folgte meinen Fingern und ließ mich automatisch grinsen. Wir waren beide ziemlich empfindsam, was die Halspartie betraf.
So blieben wir eine Weile liegen, lauschten auf den Atem des anderen und den Geräuschen, die leise, aber stets das Haus mit Leben erfüllten. Scheinbar waren meine Eltern ebenfalls wach.
„Haben wir eigentlich Pläne für heute?", brach Hanie irgendwann die Stille.
„Nicht wirklich."
Seufzend vergrub ich die Nase in seinen Haaren, sog den Duft seines Shampoos ein. Irgendetwas süßlich Fruchtiges. Ich mochte das, es passte zu ihm.
„Wenn ich mich recht entsinne, fahren meine Eltern nachher zu Oma und falls wir nicht mit wollen, könnten wir prinzipiell im Bett liegen bleiben."
„Hm... so sehr ich deine Oma mag, irgendwie hat das hier gerade einen größeren Reiz."
Ich hörte das vielsagende Grinsen aus seiner Stimme, als seine Hand meine losließ und sich stattdessen den Weg unter mein Shirt bahnte. Ein Zischen entfuhr mir. Wieso fühlten sich seine Finger um ein Vielfaches kälter auf meinem Bauch an als gerade eben noch in meiner Hand? Er kicherte, während ich mich unter der plötzlichen Berührung wand. Bevor seine Finger auf noch spannendere Ideen kamen – sie wanderten bereits langsam nach unten – kniff ich ihm mahnend in den Allerwertesten. Nicht jetzt, mit halb geöffneter Tür, durch die Sonnie verschwunden war, und meinen Eltern nebenan. Han verstand meinen Wink und ließ seine Hand, weiterhin leise kichernd, friedlich auf meinem Bauch ruhen.
„Ich bin auch dafür, dass wir hier bleiben. Morgen müssen wir sowieso wieder zurück nach Seoul. Gegebenenfalls statten wir ihr auf dem Rückweg einen kurzen Besuch ab."
„Gerne."
„Manchmal habe ich ja das Gefühl, dass sie einen echten Narren an dir gefressen hat."
Han hob seinen Kopf ein Stück weit, die Lippen zuckten amüsiert.
„Nicht eifersüchtig werden, Lino."
„Ich doch nicht."
„Ich bin mir sicher, wir beide mögen dich am liebsten."
„Na, da bin ich ja beruhigt."
Lächelnd drückte ich ihn an mich und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meinen Körper aus und ließ mein Herz schneller schlagen. Es fühlte sich jedes Mal so herrlich aufregend an, wenn wir uns derart nah waren, und ich hoffte so sehr, dass dieses Gefühl nie verfliegen würde. Es gab mir so viel Sicherheit, dass ich ihn gleich noch enger an mich zog. Schnell wurde der Kuss stürmischer.*
Wir hielten an unserem Plan fest. Nachdem wir eine Stunde später meine Katzen versorgt und meine Eltern verabschiedet hatten – den wissenden Blick meiner Mutter hatte ich geflissentlich ignoriert – verkrümelten wir uns in mein Zimmer. Draußen schien zwar die Sonne, doch der Schein trog. Inzwischen hatte der Winter Einzug gehalten und draußen war es verdammt kalt.
So verbrachten wir die nächsten Stunden entspannt zwischen Bett, Sofa und Fernsehen. Richtige Faulenz-Tage gab es für uns viel zu selten.Als ich am frühen Nachmittag mit einem Tablett voller Getränke und Instant-Ramen balancierender Weise die Zimmertür aufschob, fand ich Han auf einem der großen Kissen vor dem Fenster sitzend vor. Gedankenverloren tippte er auf seinem Handy herum, hielt immer wieder kurz inne und biss sich auf die Unterlippe. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass ich zurück war. Und ich würde den Teufel tun und ihn unterbrechen. Zu oft hatte ich ihn bereits in dieser Haltung gesehen. Wahrscheinlich war ihm eine spontane Song-Idee gekommen und diese musste sofort verewigt werden, bevor sie wieder in Vergessenheit geriet.
Erst nachdem ich alles für das Essen vorbereitet hatte, wandte ich mich ihm zu. Schmunzelnd hockte ich mich neben ihn – er wirkte immer noch mit seinen Gedanken ganz weit weg – und griff zu der Methode, die ihn immer am schnellsten zu mir zurückbrachte: Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe.
Es half. Mit großen Augen sah er zu mir auf, weshalb ich nicht anders konnte, als ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen zu hauchen.
„Essen ist fertig."
„Oh... ähm gut."
Anscheinend hatte ich ihn aus dem Konzept gebracht.
„Ich... ich bin gleich fertig."
Seine Augen zuckten zurück auf das Handy in seiner Hand, ich folgte seinem Blick.
Tatsächlich waren es Songzeilen.너 없이 못 살아 나는 곧 죽어도 너
(I can't live without you you're the only one, even if I die)
몇 번을 다시 태어나도 오직 너
(Even if I'm reborn over and over again, it's only you)
너에게만 난 주고 싶어 뜨거워 내 속
(I want to give only to you my heart is burning)Mein Mund wurde trocken, als ich wieder und wieder die Zeichen überflog. Was –
Ich konnte das Gefühl, das sich in meiner Brust ausbreitete, nicht richtig zuordnen. Neben mir atmete Han tief ein.
„Du schreibst an einem Song?", fragte ich schließlich das Offensichtliche.
„Ja..."
Ich spürte seinen dunklen Augen auf mir ruhen, während ich weiterhin wie gebannt auf die wenigen Zeilen starrte.
„Die Idee kam mir in den letzten Tagen."
Endlich schaffte ich es, von seinem Handy aufzusehen. Das Display war inzwischen erloschen, dafür schienen seine Augen umso mehr zu funkeln.
„Und... um was geht es?"
Seine Wangen schienen sich etwas zu röten, dennoch unterbrach er den Blickkontakt keine Sekunde. Mein Magen flatterte aufgeregt.
„Um uns."
Unzählige Fragen geisterten durch meinen Kopf, eine aufgeregter als die andere. Doch nur eine kam über meine Lippen.
„Hast du schon einen Namen dafür?"
„Ja. Volcano."Ende
Nachwort
So das war's erstmal ^^ ich hoffe sehr, es hat euch gefallen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ein Sternchen oder Feedback jeglicher Art da lasst.
Es gibt eine Fortsetzung zu dieser Geschichte, mit dem Titel "Volcano" *lach* Wer hätt's gedacht xD
Ansonsten freue ich mich auch, wenn ihr in das Spin-off "Only with him" reinschaut, sozusagen das ganze Drama aus Changbins Sicht ^^Viele Grüße und hoffentlich bis zum nächsten Mal
LunaP.S. Inzwischen gibt es eine weitere Geschichte zu den beiden, die im selben Universum spielt. Dadurch tauchen in dieser Geschichte durchaus auch Parallelen zu dieser hier auf oder ganze Szenen.
Also wer bspw. erfahren möchte, wie ihre erste Begegnung auf Lee Knows Sicht abgelaufen ist, kann gerne mal bei "Through the years" reinschauen ^^
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Only with you (Minsung)
Fanfiction.Band life Story. - Wieso hatte er das getan? Sonst ging er doch auch nicht so weit ... Obwohl es schon einige Tage her war, hatte ich das Gefühl, Hanies weiche Lippen immer noch auf meiner Haut zu spüren. Alleine die Erinnerung versetzte meinen K...