Als ich am nächsten Morgen auf der Rettungswache 1 pünktlich um 8 Uhr meinen Dienst antrat, diesmal war Louis nicht dabei, war ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich hätte einhundert Einsätze fahren können. Das diese Fröhlichkeit nicht lange anhalten würde konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen. Ich liebte es mich mit Kollegen zu unterhalten und so saß ich beim Mittagessen mit Timo und Adrian, zwei Feuerwehrleuten, an einem Tisch und wir tauschten uns über die neusten Geschehnisse aus. So auch über den kommenden Silvesterdienst. Der Ausnahmezustand Silvester war schon ausgerufen worden und wir hatten vermutlich alle Dienst. Ich fragte in die Runde: „Was glaubt ihr, was an Silvester passieren wird?" Timo vermutete: „Mehr Brände als letztes Jahr. Dieses Jahr wurden mehr Raketen und Böller verkauft als sonst in irgendeinem Jahr." Adrian sagte: „Ich glaube wir werden ohne Pause durchrollen."
Und als hätten diese Worte irgendwas ausgelöst, ging mein Melder und ich musste zum Einsatz.
Das Einsatzstichwort lautete Schussverletzung Polizei vor Ort.
Schussverletzung, das imponiert. Eigentlich war unser Wachbezirk einer der ruhigsten. Mit einer Schussverletzung hätte ich nie im Leben gerechnet. An der Einsatzstelle angekommen fanden wir einen reanimationspflichtigen Patienten vor. Mein Herz begann zu rasen. Nicht weil ich reanimieren musste, nein, ich kannte die Person, die hier auf dem Boden lag. Ich war mir erst nicht sicher, doch als ich dann den Namen erfuhr lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
Es war die Freundin von einem Bekannten aus der Feuerwehr, der auch Rettungsdienst fuhr. Ich will mir nicht ausmalen, wie es für ihn gewesen wäre, wenn er diesen Einsatz hätte fahren müssen.
Der Notarzt war bereits alarmiert. Bis er eintraf mussten wir jedoch die Lage halbwegs unter Kontrolle bringen. Ich fragte die junge Polizistin, ob Gefahr für Leib und Leben bestehen würde und sie verneinte es zu Glück. Die Reanimation verlief erfolgreich und so verbrachten wir sie schnell ins nächste Krankenhaus.
Doch eine schwere Aufgabe lag noch vor mir. Ich musste den Angehörigen, der bei uns auf der Wache gerade Dienst hatte, informieren.
So schnappte ich mir direkt nach dem Einsatz Constantin, um mit ihm zu reden.
Er fragte mich Hilfsbereit wie immer: „Was ist los? Ist dir irgendwas passiert? Ich habe gehört, dass ihr einen Einsatz nach Schusswaffengebrauch hattet." Ich empfahl ihm: „Vielleicht setzt du dich erst einmal." „Wieso?", hakte er nach. „Deine Freundin war in den Einsatz verwickelt, sie liegt jetzt im Krankenhaus", antwortete ich auf seine Frage. Er wurde blass und ließ sich auf den Stuhl hinter sich fallen. Ich fragte: „Kann ich irgendetwas für dicht tun?" Er antwortete nicht. „Soll ich dir ein Taxi rufen, damit du zum Krankenhaus fahren kannst?" „Ja, Ja ich glaube, das wäre gut", antwortete er niedergeschlagen. Nur wenige Minuten später wurde Constantin auch schon von dem Taxi abgeholt.
Ich wollte mir nicht ausmalen, wie es mir gehen würde, wenn so etwas mit Louis passieren würde. Zum glück ging mein Melder in dem Moment, sodass ich mir keine Gedanken machen konnte
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Bis der Tod uns scheidet
RandomSie dachte, dass sie nichts aus ihrer Bahn werfen könnte. Sie war glücklich verliebt und lernte ihren Traumberuf. Notfallsanitäterin! Das war es, was sie immer machen wollte. Helfen und Leben retten. Doch wusste sie nicht, dass dieser Traum zu ihr...