Kapitel 2

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Mehrere Tage vergingen und Jesse näherte sich nicht mehr der Grenze, wollte Cameron einfach vergessen. Aufgekratzt lag er auf dem Sofa in ihrer Rudelhütte, in dem er und sein Bruder, der Alpha des Rudels, wohnten.

„Was knurrst du eigentlich immer vor dich hin? Stimmt was mit deiner Katze nicht?", fragte Caden, sein Bruder.

Zwar war Jesse der Ältere, doch er hatte auf die Position des Alphas verzichtet, da er einfach nicht dafür geeignet war, während Caden dafür geboren zu sein schien. Caden führte nun seit drei Jahren das Rudel und Jesse unterstützte ihn, doch im Gegensatz zu Caden war er nicht der Kämpfer, er war der Diplomat, der Denker, der Stratege.

„Cade, was wenn ich meinen Gefährten gefunden habe?", fragte Jesse vorsichtig.

„Wer ist sie?", fragte sein Bruder freudig.

Und da war das Problem, er konnte ihm nicht sagen. Nicht sagen, dass es ein Wolf aus dem verfeindeten Wolfsrudel war und dazu noch ein Mann. Also schwieg Jesse und sagte nur, dass es ein Scherz gewesen sei.

Caden schaute seinen Bruder an und er spürte, dass etwas nicht stimmte. Log er ihn an? Nachbohren würde nichts helfen, denn er würde sofort mauern. Also Plan B. Er kontaktierte seinen Beta über den Link. Paul.

Dieser antwortete. Ja, Alpha?

Behalte Jesse in nächster Zeit im Auge. Erzähl mir alles, was er tut und mit wem er sich trifft.

Die Überraschung seines Beta war deutlich zu spüren. Warum sollte er seinen eigenen Bruder bewachen lassen wollen? Doch natürlich würde Paul ihm gehorchen, daran gab es kein Zweifel.

An diesem Abend begann es zu regnen und Jesse wurde so unruhig, dass er es nicht mehr aushielt. Er riss sich die Kleidung vom Leib und rannte nach draußen in den Regen. Innerhalb von Sekunden platzte das Fell aus seiner Haut, die Knochen knackten und er begann auf vier Pfoten zu rennen. Was er nicht bemerkte, war, dass ein weiterer Leopard ihm unauffällig folgte, durch den Regen unerkannt.

Jesse ließ seiner Katze freie Hand, in der Hoffnung, sie würde sich endlich beruhigen. Er hatte Cameron nun schon seit einer Woche nicht gesehen. Als er an der Grenze ankam, begann er langsamer zu werden und blieb schließlich stehen.

Wieso folgt mir jemand?

Er ahnte es, sein Bruder hatte jemand hinter ihm hergeschickt, doch das war einfach nur dumm. Er lief eine Route, sodass er völlig für den anderen verschwand. Aus seinem Versteck sah er, wie der Leopard unsicher durch die Gegend trottete und nach ihm suchte. Paul.

Cade, zieh deinen Wachhund zurück oder mein Leopard wird ihn angreifen. Die Nachricht war deutlich und er wusste genau, dass sein Bruder ihn hörte, denn sie hatten eine eigene besondere Verbindung, die es nur ihrem Fall gab.

Jess, wo bist du und warum bist du davongestürmt?, erklang die Stimme seines Bruders in seinem Kopf.

Das geht dich nichts an. Du hast zehn Sekunden oder dein Beta fällt für die nächsten vier Wochen aus.

Kurz darauf zog sich der Leopard zurück und verschwand. Er würde sich später mit Caden befassen.

Der Regen wurde zu einem leichten Nieseln und er trottete zu dem Felsen, an der er oft gelegen hatte. Als er diesen erreichte, sah er ihn bereits – schwarzes nasses Fell, dass er ab und zu ausschüttelte. Hat er etwa auf mich gewartet? Und das in diesem Regen.

Cameron war in der Tat jeden Tag die Grenze auf und ab gelaufen, hatte auf Jesse gewartet. Als er die himmelblauen Augen sah, dachte er zunächst, es sei wieder eine Einbildung, denn er träumte jede Nacht von ihm. Das Fauchen ließ ihn jedoch aufschauen. Der Leopard hatte sich ihm direkt gegenübergelegt, die Grenze zwischen ihnen.

Cameron nahm seine Menschengestalt an und lag ihm nun auf dem Bauch gegenüber. Langsam streckte er seine Hand aus und berührte vorsichtig die Schnauze des Leoparden. Fast erwartete er, dass dieser ihn biss, doch nichts dergleichen geschah. Seine Hand legte sich auf dessen Wange und streichelte das weiche Fell.

„Du bist wunderschön, Jesse", sagte er mit weicher Stimme und begann den Leopard hinter den Ohren zu kraulen, was ihm ein zustimmendes Schnurren einbrachte.

Jesse wusste nicht, warum sein Leopard sich so verhielt. Sie waren Feinde, es durfte nicht sein. Doch auch wenn er sich noch so anlog, wusste er, dass es letztendlich keinen Sinn hatte. Seine Verwandlung setzte ein und unter Camerons Hand erschien sein nasses Haar und sein Ohr.

„Ich sage es einmal", begann Jesse, schaute ihn ernst an. „Halte dich von mir fern. Ich werde nicht mehr hierher zurückkehren, es nützt also nichts, dass du hier wartest."

Jedes Wort war wie ein Messer in Camerons Herz. Ohne Vorwarnung zog er Jesses Lippen an die seinen. Sie sind so süß, wie ich es mir vorgestellt habe. Seine Zunge glitt in dessen Mund und eroberte ihn. Währenddessen bewegte er sich über Jesse, presste seinen Mund auf den seinen.

Jesse wollte sich wehren, doch er konnte es nicht. Ein leidenschaftlicher Kampf ihrer Zungen entbrannte, keiner gab nach. Camerons Hände begannen über seinen nackten Oberkörper zu streichen und ein Schauer rann durch Jesses Glieder.

Die sündigen Lippen lösten sich von ihm und begannen seinen Hals nach unten zu küssen. Warum wehre ich mich nicht? Er wusste die Antwort, sein Leopard verhinderte es. Er lähmte ihn. Eine Hand umschloss seinen harten Penis und begann ihn zu reiben, was ihm ein tiefes Stöhnen entlockte. Eine Zunge leckte über sein Schlüsselbein und wanderte nach unten, dann umschloss Cameron ein Brustspitze und saugte sie in seinen Mund.

Nein. Hör auf. Die Lust brannte in seinem Körper. Er packte Cameron und drehte sich schwungvoll, sodass er nun über ihm war. Er leckte einmal von dessen Schlüsselbein bis zu seinem Nacken, verteilte seine Duftstoffe auf Camerons Haut. Er rieb seine Erektion an Camerons und dieser stöhnte, griff ihm in die Haare.

In diesem Moment hörte Jesse ein Knacken und blitzschnell entfernte er sich von Cameron, war auf allen Vieren und knurrte. Cameron war neben ihm und beide wechselten in ihre Tiergestalt. Der Leopard rannte in die Richtung und der Wolf folgte ihm. Etwa drei Meter im Gebiet der Wildkatzen lag ein Körper. Als sie das Blut rochen, wusste sie, dass etwas nicht stimmte.

Jesse erkannte sofort, um wen es sich handelte – Kalim, ein Junge aus ihrem Rudel. Er hatte große Furchen, die von Wolfsklauen stammten, am Bauch und blutete. Jesse verwandelte sich und Cameron ebenfalls.

„Wie könnt ihr es wagen, ein Junges auf unserem Gebiet anzugreifen?", schrie der Leopard wütend.

Cameron blieb ruhig. „Das war keiner aus unserem Rudel. Dann haben sie also begonnen, euch mit hineinzuziehen", sagte er mit bitterer Stimme. Auch wenn Jesse es nicht wollte, er glaubte ihm.

„Leg ihn auf meinen Rücken, damit ich ihn tragen kann", sagte er nur und Cameron gehorchte.

In der Gestalt seines Leoparden trug er Kalim so schnell es ging zu ihrer Krankenstation. Als er dort ankam, begann ein Routineverfahren. Sofort trugen mehrere Rudelmitglieder Kalim hinein und er wurde behandelt. Es war knapp, doch er schaffte es.

Die Grenze zu dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt