Only you

Kapitel 3

Merlin kam aus der Dusche heraus und legte sich mit einem Seufzen ins Bett. Mit einem Grinsen kuschelte er sich in seine Decke und schloss die Augen. Braune Augen kamen ihm in den Sinn. Er hat mich wirklich nach einem Date gefragt. Eine Zeit lang lag er da. War er zufällig bei der Vorführung?

Am nächsten Morgen wurde er von der Sonne geweckt. Nach den Aufführungen hatte er immer den Morgen danach frei und erst am nächsten Tag wieder Training, damit er sich erholen konnte. Verschlafen stand er auf und lief in seinem Schlabbershirt und Boxershorts barfuß durch die Wohnung.

Er nahm sein Handy, das er gestern im Wohnzimmer ans Ladegerät gehängt hatte, und schaltete es an. Auf dem Display ploppten mehrere Nachrichten auf, vier von Schelly und eine von einer unbekannten Nummer. Merlin antwortete seiner besten Freundin, dann tippte er auf die unbekannte Nummer.

<Guten Morgen. Ich hoffe, ich störe dich nicht. Du hast mir gestern deine Nummer gegeben und meine Einladung steht offen. Zeit und Ort überlasse ich dir, da ich sehr flexibel bin. Liebe Grüße, Kiran.>

Wow. Wie lange hat er wohl daran gesessen? Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

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Luan sah, dass sein Bruder immer wieder auf sein Handy schaute, sich dann wieder dem Laptop zuwendete. Er wartet auf eine Nachricht oder einen Anruf. Ihm gefiel es nicht, dass Kiran etwas vor ihm verbarg.

„K, erinnerst du dich an den blonden Tänzer von gestern?", fragte Luan und Kiran schaute überrascht auf, nickte nur kurz.

„Er ist voll mein Typ. Was denkst du? Ich kenne seinen Namen und nach der nächsten Aufführung könnte ich vielleicht mein Glück versuchen." Luan sah sofort, dass Kiran nervös wurde. Viele waren der Meinung, dass der ältere Zwilling kühl und distanziert war, keine Gefühle zeigte, doch dem war nicht so. Er zeigte sie einfach nur anders und niemand kannte ihn besser als Luan.

„Er ist attraktiv, ja", sagte Kiran schließlich.

„Wenn er zustimmt, dann lass ihn uns teilen, so wie wir es immer tun", sagte Luan nebenbei und begann auf seinem Handy zu tippen bzw. tat so, denn in Wirklichkeit beobachtete er seinen Zwilling mit Argusaugen.

Kiran schauten auf den Bildschirm, doch seine Finger hatten aufgehört zu tippen. Teilen. So wie immer. Es stimmte, die beiden teilten oft den Sexpartner, hatten sogar schon Dreier gehabt. Kiran war bisher nicht an den Männern, die Luan mitgebracht hatte, interessiert gewesen. Er hatte mit ihnen Spaß und das war's, keine Gefühle. Diese schienen darauf abzufahren, es mit Zwillingen zu treiben, weshalb eigentlich fast alle zustimmten. Doch zum ersten Mal stieß die Vorstellung zu teilen Kiran sauer auf. Andererseits hatte sein Bruder immer mit ihm geteilt.

Ich muss nur teilen, wenn er da ist. In diesem Moment entschloss sich Kiran, dass er Merlin vor seinem Bruder verschweigen würde, zumindest vorerst. Keine Sekunde später spürte er ein leichtes Vibrieren und er schaute auf sein Handy. Der Name, der dort stand, ließ sein Herz schneller schlagen.

<Zaubervogel: Hey. Guten Morgen, oder eher Mittag. Kaffee hört sich sehr gut an ;D Kennst du Emmy's Coffee am Market Plaza ^3^?>

<Kiran: Ja, das ist mir bekannt.>

<Zaubervogel: Sehr gut ;D Was hältst du von 15 Uhr? Da gibt es sehr leckeren Kaffee =D>

<Kiran: Ich werde da sein.>

Luan sah, wie sein Bruder tippte, sah das Leuchten in seinen Augen und den leichten Ansatz eines Lächelns.

Kiran legte das Handy zur Seite und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. 15 Uhr, noch drei Stunden. Er konnte es kaum erwarten.

Merlin grinste. Er ist wirklich sehr kurz angebunden. Doch das passte zu dessen Aussehen. Ob er wirklich so kühl ist? Irgendwie glaubte er es nicht und schaute zu der Rose, die in der Vase auf dem Tisch stand. Seine Neugier war geweckt. Wer bist du, Kiran?

Die Zeit verging wie im Flug und es wurde Zeit, dass er sich in Schale warf. Es soll attraktiv sein, aber nicht zu viel. Mit nachdenklichem Blick schaute er seinen Kleiderschrank durch. Letztendlich entschied er sich für eine hellblaue Jeans, ein dunkelgraues T-Shirt mit einem großen orangenen vertikalen Streifen auf der linken Seite und blaue Sneaker. Seine Haare waren etwas zerzaust, doch das mochte er. Zum Abschluss zog er sich eine schwarze LA-Kappe umgedreht auf, sodass er der Schild nach hinten zeigte. Ein schwarzes Lederarmband zierte sein linkes Handgelenk. Perfekt.

Als er an dem Coffeeshop ankam, sah er, wie sein Date nervös an der Wand lehnte und hin und her schaute. Woher er wusste, dass er nervös war? Es zeigte sich zwar nicht in seinem Gesicht, doch er spielte die ganze Zeit mit den Fingern, eine Angewohnheit, die auch Schelly hatte. Mit einem Lächeln lief er zu diesem. Er trug eine dunkle Jeans und ein schwarzes Polohemd.

„Hallo Großer", begrüßte er ihn mit einem Grinsen.

Als Kiran den blonden Engel sah, spürte er ein Flattern in der Brust. Er ist gekommen. Merlin sah absolut heiß aus. Das T-Shirt betonte gerade richtig seinen Tänzerkörper und die Kappe hatte einen modernen Touch. Er war nicht der Einzige, der ihn anstarrte. „Hallo", sagte er und schlug sich innerlich dafür, dass er nicht mehr sagte.

„Wollen wir?", sagte Merlin und nickte auf die Eingangstür und Kiran nickte. Sie liefen hinein und Merlin stellte sich an die Theke, Kiran hinter ihn. Kiran konnte sehen, wie die Verkäuferin den Blondschopf abcheckte und innerlich ihre Chancen ausrechnete.

„Für mich einen Moccachino mit Karamelsirup und Haselnusssahne", sagte Merlin und drehte sich zu Kiran. „Und du?"

Kiran schaute ihn kurz an, dann an die Wand, an der lauter verschiedene Kaffeezutaten standen. Er hatte keine Ahnung, was er nehmen sollte, also sagte er: „Das Gleiche." Er bezahlte beide.

Die Verkäuferin nickte und begann zu fuhrwerken. Als sie fertig war, stellte sie beide Becher hin, wobei auf Merlins Serviette Zahlen standen. Kiran wollte gerade absichtlich nach diesem greifen, da nahm Merlin einfach beide und ließ die Servietten liegen. Mit einem Lächeln drehte er sich um und bedeutete Kiran mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen.

Merlin konnte sehen, wie die Anspannung von dem Schwarzhaarigen abfiel. Süß. Draußen überreichte er diesem den Kaffee und beide liefen in Richtung des Parks. Dort setzten sie sich auf eine kleine Mauer und ließen den heißen Kaffee ausdampfen.

„Also, du wolltest einen Kaffee mit mir trinken. Was verschafft mir die Ehre?", begann Merlin und schaute sein Gegenüber neugierig an. Dieser schaute auf den Kaffee und schien zu überlegen. Währenddessen nahm er einen Schluck von der Kalorienbombe und seufzte. Lecker.

„Ich habe dich tanzen sehen und du warst wunderschön. Ich konnte meine Augen kaum von dir losreißen, es war, als würdest du fliegen. Ich wollte dich kennenlernen", sagte Kiran. Er hatte sich genau überlegt, was er sagte.

„Du warst das im Zirkus, nicht wahr? Der mit der kleinen Fee auf den Schultern."

Kiran zuckte zusammen. Er erinnert sich also daran. Er konnte ihm schlecht sagen, dass er ihn danach gesucht hatte, Stunden nach irgendwelchen Veranstaltungen im Internet recherchiert hatte, um ihn zu finden.

Merlin sah die leichten Veränderungen in der Mimik. Ich habe recht, aber wieso ist er so nervös? Die Vermutung, Kiran sei nicht zufällig bei der Aufführung gewesen, bestärkte sich, doch er wollte ihn auch nicht unter Druck setzen. „Also gut, dann erzähl mir doch von dir", sagte er schließlich und nahm noch einen Schluck.

Froh darüber, dass das Thema gewechselt wurde, begann Kiran von sich zu erzählen. Er arbeitete als Programmierer und lebte in der Nähe. Er trieb gerne Sport, vor allem Joggen und Schwimmen. Er hatte einen Bruder und eine Schwester, das kleine Mädchen war seine Nichte gewesen.

Sie redeten weiter über ihre Interessen und Merlin hatte Spaß, ihn ab und zu aufzuziehen. Kiran dagegen genoss es, Merlin anzuschauen, die Emotionen auf dessen Gesicht. Wenn er lächelte, war es, als gehe die Sonne auf. Es war, als stimme die Chemie, es war das erste Mal.