Kapitel 3 - "The Show Must Go On!"

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„Hey, schön dich zu sehen." begrüßte der Ältere den Jüngeren herzlich und umarmte ihn fest.

„Hey Shannon." gab Jared von sich und drückte ihn an sich. Shannon roch für Jared immer noch nach Heimat. Er war eigentlich der Einzige, der ihn nie verlassen hatte und immer blieb.

Zusammen gingen die Brüder ins Wohnzimmer und während es sich Jared schon mal gemütlich machen sollte, holte sein Bruder zwei Kaffees und ein Avocado-Sandwich. Dieses platzierte er samt Kaffee vor Jared und setzte sich neben ihn.

„Fühlst du dich schon besser wieder unter die Leute zu treten?" Die braunen Augen sahen Jared mitfühlend an. Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann nicht ewig in meiner Höhle liegen. Nicht, dass noch unsere Fans denken, ich wäre tot." Die Ironie war kaum zu übersehen. Innerlich war der Sänger tot und wusste nicht mehr, wie man lebte.

Shannon seufzte. Sein Bruder hatte oft einen Hang zum Dramatischen. Hier konnte er ihn aber verstehen. Es war nicht einfach seine Liebe des Lebens zu verlieren. Er selber war single und somit froh, dieses Schicksal erst mal nicht erfahren zu müssen. Um das Gesprächsthema zu wechseln schob er das Sandwich näher zu seinen Bruder. „Iss ein wenig. Wir haben heute unser Bandmeeting."

Bandmeeting? Jared verstand nicht. War das heute? Als hätte er es laut ausgesprochen nickte Shannon und sagte, dass es wichtig sei und sie es auf keinen Fall verpassen dürften.

Nickend nahm er einen Bissen von seinem Sandwich. Es schmeckte ihm nicht, aber er wusste, dass er etwas im Magen haben sollte.

Nachdem die Brüder noch ein paar Minuten zu reden versuchten machten sie sich auf den Weg in das EMI-Studio im Zentrum von Los Angeles.


Vor dem Studio warteten wie immer ein paar Fans. Woher sie wussten, dass die Band ausgerechnet heute ein Meeting hatte, war für Jared und Shannon ein Rätsel. Der Jüngere seufzte, setzte sich seine Sonnenbrille auf und zwang sich ein Lächeln ab. Für ein paar Selfies würde es schon reichen. Das Problem lag auch gar nicht in den Fans – es war nur ziemlich nervig, dass sie immer schreiend ausflippen mussten. E r hatte auch schon so starke Kopfschmerzen und das machte es nicht gerade besser. Shannon schien glücklicher zu sein und bemühte sich wirklich, dass alle Fans zufrieden waren. Jared kam das wie ein Rollentausch vor. Sonst hatte sein Bruder öfter ein paar Probleme gehabt und er musste versuchen das auszubaden, aber dieses Mal war er es, der auf die Hilfe von ihm angewiesen war.

Als wirklich alle ein vernünftiges Foto hatten gingen die Beiden in das Studio und fuhren in den siebten Stock. Im Empfangsbereich warteten schon Tomo und ihr Manager.

Tomo kam mit einem Lächeln auf sie zu und umarmte die Brüder herzlich.

„Ich habe euch vermisst, Jungs." Er grinste und trat einen Schritt zurück. Dann wurde seine Miene ernst und er schaute Jared mit großen braunen Augen an. „Wie geht es dir, man? Konntest du ein bisschen schlafen?" Dieser nickte nur und begab sich leise zu dem Manager der Band 30 Seconds to Mars. „Hi, freut mich, dass ich euch wiedersehe." sagte er und schüttelte ihnen die Hände.

Gemeinsam setzten sie sich in das Büro und begannen das Gespräch.

„Ihr solltet eine neue Tour starten." sagte das Oberhaupt und trank einen Schluck Wasser.

Unwohl rutschte Jared auf seinem Stuhl auf und ab. Eine neue Tour – er wusste nicht, ob er das schon schaffen würde. Ein erwartungsvoller Blick sah ihn und die beiden anderen Bandmitglieder an. Ein Glück übernahm Shannon das Wort.

„Ist es nicht noch etwas zu früh? Wir müssen uns auch mal etwas erholen, vor allem Jared."

Ein tiefer Seufzer kam von der anderen Seite des Tischs. „Das Privatleben darf euren Job nicht vernachlässigen."

„Das wissen wir. Aber wir sind auch nur Menschen, keine Nutztiere. Sagen wir, wir starten das nächste Jahr mit einer Tour. Somit bleiben uns wenigstens noch 6 Monate zum Erholen. Vielleicht können wir uns auch in der Zeit selbst finden. Ein paar Songs schreiben, du weißt schon..."

„In Ordnung. 2015 wird getourt, gleich am Anfang. 20 Konzerte in den Vereinigten Staaten und weitere 12 in Europa."

Dankend sah Shannon in die Augen ihres (mehr oder weniger) Bosses. „Abgemacht!"

Die 3 klärten noch rechtliches und unterschrieben den Vertrag. Nach einer Stunde waren sie auch schon wieder draußen und liefen den Boulevard hinunter.

„Was macht ihr heute noch?" fragte Tomo der Probleme hatte mit den Brüdern Schritt zu halten. „Ich wollte mich heute mit Jack treffen und etwas trinken gehen." entgegnete Shannon.

„Das klingt nach einem Plan! Ich habe heute ein Rendezvous mit meiner hinreißenden Vicky." Der Jüngste vom Trio grinste über beide Ohren. Er liebte Vicky über alles. „Was machst du, Jared?"

Jared war die ganze Zeit, die sie draußen waren, still gewesen. Leise antwortete er: „Ich treffe mich auch mit einem Kumpel. Wir kennen uns von früher."

Das war gelogen. Shannon runzelte die Stirn. „Wer ist es denn? Kenne ich ihn?"

Jared sagte nichts. Natürlich kannte er ihn nicht, denn das war nur ausgedacht. „Nein." murmelte er, vielmehr zu sich selbst.

„Möchtest du ihn uns vielleicht vorstellen? Dann könnten Jack, du, dein Kumpel und ich vielleicht zusammen einen trinken." Der Drummer erkannte, wenn sein Bruder log. Dafür, dass er Schauspieler war, und auch wirklich kein Schlechter, schließlich hatte er einen Oscar, konnte er wirklich schlecht lügen.

Genervt von den Fragen blieb Jared abrupt stehen. „Leckt mich." Mehr sagte er nicht und dann ging er zügig zurück zu seinem Wagen. Er hatte diese Spielchen seines Bruders satt. Wieso konnte er Jared nicht einfach in Ruhe lassen? Wieso verstand Shannon nie, dass er auch seine Ruhe brauchte und einfach nur alleine sein wollte? Was zur Hölle sollte er heute bitte tun, als im Bett zu liegen? Genau, es gab nichts, das nicht besser für ihn war. Zumindest fand er das so.

Zu seinem Erstaunen stellte er nach ein paar Minuten fest, dass niemand ihm folgte.

Er war wirklich allein.

Gut.

Er stieg in seinen BMW und fuhr zurück nachhause.

Als er dort ankam, schmiss er die Türen seines Wagens zu und stampfte immer noch ziemlich wütend zu seiner Haustür.

Auf einmal hielt er inne, denn er stellte fest, dass er doch nicht allein war. Er schluckte und schaute zur Treppe. Dort saß jemand, aber nicht nur irgendjemand. Dort saß eine Frau, wartend.

Annie.


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