Kapitel 7 - City of Angels

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Found myself in the fire burned hills

In the land of a billion lights

(City of Angels; 30 Seconds to Mars)



Die Tür fiel zu und Jared sah seinem Bruder wütend hinterher. Es wäre wohl besser gewesen, wenn dieser nie gekommen wäre. Dann hätte Jared jetzt zumindest keinen Stress mit ihn.

Er ging hoch um sich ausgehfertig zu machen und entdeckte dabei die Tabletten. Gedankenverloren nahm er eine der kleinen runden Pillen in die Hand. Sie hatten seine letzten Tage offensichtlich leichter gemacht und ihn von Stress befreit. Aber war es falsch sie zu nehmen? Wie konnte etwas falsch sein, das ihn glücklich machte? Es war lächerlich von Schmerzmitteln abhängig zu werden und er erklärte die Meinung seines Bruders für falsch.

Sollte dieser erst mal das durchmachen, was Jared gerade durchmachte.

Dann würde er den Wunsch nach zumindest ein wenig Ablenkung und Betäubung verstehen.


Jared hatte heute Nacht Lust auszugehen. Nun ja, konnte man es als Ausgehen bezeichnen, wenn man sich in einer Bar besaufen wollte?

Es war zumindest besser, als zuhause zu sein. Und wo konnte man bitte sich besser volllaufen lassen als im Rainbow am Sunsed Blvd? Genau, es gab keinen besseren Ort dafür.


Mit Sonnenbrille, (veganer) Lederjacke und seinen Boots verließ er wenig später seine weiße Villa. Er stampfte zu seinem Auto und fuhr in die Stadt der Engel.

Der Sänger liebte Los Angeles wirklich. Seitdem er den ersten Fußtritt in dessen Richtung setzte war er verzaubert. Die Palmen an den Boulevards, die Hollywood Hills, die Menschen. Selten trifft er auf Orte, wo so viele verschiedene Seelen lebten – New York jetzt ausgeschlossen.

Jared konnte sich keine schönere Stadt zum Leben vorstellen. Und auch nicht zum trinken.

Zu spät fiel ihm auf, dass er sich hätte einen Wagen mieten sollen, denn Trunkenheit am Steuer war nicht seine Spezialität. Zur Not würde er seinen BMW in einer Nebenstraße parken und sich ein Taxi mieten – oder einen Freund anrufen.

Er fuhr vom Laurel Canyon Blvd über in die Selma Ave und bog dann ab auf den Sunset Blvd.

In wenigen Minuten hatte er sein Ziel erreicht. Es war mittlerweile schon dunkel geworden. Die letzten Sonnenstrahlen hatten sich heute von ihn verabschiedet.


Den Wagen parkte er an der Ecke N Wetherly Drive. Niemand hatte ihn zum Glück gesehen, was wohl auch an der anbrechenden Nacht lag. Es war mitten in der Woche – zu einer Jahreszeit, wo es kaum Touristen in L.A. gab.

Er merkte, wie sich seine Stimmung verbesserte, als er das dunkle Lokal mit Platten allen möglichen Bands aus den 80ern und 70ern an der Wand betrat. Steelheart's I'll never let you go wurde gerade laut aufgedreht. Eine leicht bekleidete Kellnerin mit einem breiten Lächeln auf den Lippen begrüßte ihn. Sie angrinsend nahm Jared die Sonnebrille ab. „Möchtest du einen Tisch?" Er verneinte diese Frage und setzte sich vor sie an die Bar. Nun konnte er gut ihre Statur bewundern. Sie war klein und ihre Brüste lagen beinahe auf dem hohen Bartresen. Sie waren wundervoll anziehend in einem Jeanshemd verpackt, das natürlich kurz über dem Bauch abgeschnitten war. Die Ärmel waren hochgekrempelt und er sah, dass Tattoos ihre Arme, wie Armbänder, umschlungen. Es waren tolle Kunstwerke – ein Kopf der Stilikone Marilyn Monroe und abstrakte Zeichnungen.

„Möchtest du etwas trinken?" Die Barkeeperin lächelte ihn charmant an. Ihre braunen Augen glänzten im schwachen Licht.

„Ich nehme den Tennessee Whiskey."

Es kam wirklich selten vor, dass Jared Leto trinkt. Es war schon eher eine Ausnahme. Man kennt den 42-Jährigen eigentlich nur als Veganer, der sehr auf seine Ernährung achtet. Aber heute musste er diese Regel brechen. Er würde sich wahrscheinlich selbst dafür hassen, aber er konnte nicht widerstehen. Er war auch nur ein Mensch, oder nicht? War es wirklich falsch sich ein mal seinen Schwächen hinzugeben? Jeder macht Fehler, aber aus Fehlern lernt man doch. Dennoch konnte Jared nicht einschätzen, wie immens der Fehler war, den er heute begehen würde. Er kannte keinerlei Auswirkungen – noch nicht.

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